Im wöchentlichen Rhythmus erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, wie sich die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures entwickelt haben. Der sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt beispielsweise auf, wie sich gegenüber der Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures verändert hat. Dieses wird durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) messbar, wobei ein Gold-Future papiermäßig den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert. Besonders aussagekräftig wird der Marktbericht aber in erster Linie durch die gegenüber der Vorwoche getätigten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Daraus kann man nämlich ableiten, wie sich die Stimmung unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert hat und wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

An den Terminmärkten hat in der Woche zum 3. Juli das grundsätzliche Interesse an Gold-Futures markant zugenommen. Bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) machte sich dies in einem Anstieg von 468.600 auf 494.200 Kontrakte (+5,5 Prozent) bemerkbar. Hinsichtlich der Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten war hingegen kein einheitlicher Trend zu beobachten. Summa summarum hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten erneut reduziert. Auf Wochensicht schlug sich dies in einem leichten Rückgang von 95.000 auf 93.200 Futures (-1,9 Prozent) nieder.

Weil Großspekulanten ihr Long-Engagement (plus 15.400 Kontrakte) stärker nach oben gefahren haben als ihre Short-Seite (plus 13.700 Futures), hat deren Optimismus tendenziell zugenommen. Auf Wochensicht erhöhte sich deren Netto-Long-Position von 76.700 auf 78.300 Kontrakte (+2,1 Prozent). Kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum hingegen skeptischer geworden, was sich bei deren Netto-Long-Position in einem Rückgang von 18.300 auf 14.800 Futures (-19,2 Prozent) niedergeschlagen hat.

Auf Seite 2: Massive Abflüsse bei weltgrößtem Gold-ETF

Seit dem Jahreswechsel hat der Goldpreis auf Dollarbasis 3,5 Prozent verloren und sich in Euro gerechnet um 1,4 Prozent verbilligt. Verantwortlich für diese negative Tendenz waren aber nicht ausschließlich die Terminmärkte. Im ETF-Sektor herrschte ebenfalls alles andere als eine ausgeprägte Kauflaune. So hat sich zum Beispiel beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares die gehaltene Goldmenge seit Ende Dezember von 837,50 auf aktuell 800,77 Tonnen (-4,4 Prozent) reduziert. Der robuste US-Arbeitsmarkt und die allgemein gute Verfassung der US-Wirtschaft dürfte für das geringe Interesse am Krisenschutz Gold in hohem Maße mitverantwortlich sein. Möglicherweise nehmen viele US-Amerikaner die Behauptungen ihre US-Präsidenten für "bare Münze", dass die USA einen Handelskrieg gegen den Rest der Welt gewinnen könnten. In der US-Wirtschaft und innerhalb der republikanischen Partei wächst mittlerweile aber der Widerstand gegen die rabiaten Maßnahmen Trumps.

Sollte sich der Trend zu Strafzöllen verstärken, dürfte vor allem eines relativ sicher sein. Die Preise für solche Produkte werden teurer und dürften die Inflation weiter anheizen. Zur Erinnerung: In den vergangenen drei Jahren hat sich die US-Teuerungsrate von unter null auf 2,8 Prozent (Mai) erhöht. Am Donnerstag stehen die aktuellen Zahlen für den Monat Juni auf der Agenda, die sich laut Analystenschätzung auf 2,9 Prozent p.a. erhöht haben sollen. Gold genießt auf lange Sicht einen extrem guten Ruf, vor Inflation zu schützen. Deshalb sollten Anleger auf keinen Fall auf diese Anlageklasse verzichten, trotz der an den Goldmärkten aktuell eher gedrückten Stimmung.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.