Woche für Woche informiert die CFTC über die aktuelle Entwicklung bei Gold-Futures. Dabei erfahren die Marktakteure zum Beispiel, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Dies kommt durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck, welche als Indikator für das allgemeine Interesse an Gold-Futures betrachtet wird. Von besonderem Interesse ist für die Akteure an den Goldmärkten stets, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) innerhalb einer Woche getätigt haben. Daraus leiten sie dann ab, ob sie optimistischer, skeptischer oder gar pessimistischer geworden sind.

In der Woche zum 10. Januar hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures zum fünften Mal in Folge erhöht. Die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) kletterte nämlich von 424.673 auf 444.001 Futures (+4,6 Prozent) und hat sich damit seit Anfang Dezember um immerhin fast 13 Prozent erhöht. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ging es im selben Zeitraum signifikant bergauf. Bei ihr war ein Zuwachs von 117.612 auf 125.816 Futures (+7,0 Prozent) registriert worden, wodurch eine achtwöchige Durststrecke beendet wurde.

Diese positive Tendenz war aber ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten zurückzuführen. Diese haben nämlich ihr Long-Engagement kräftig ausgebaut und ihre Short-Seite zugleich massiv zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 96.550 auf 109.482 Kontrakte (+13,4 Prozent) kräftig erhöht. Kleinspekulanten sind im Berichtszeitraum hingegen skeptischer geworden, was sich an der von 21.062 auf 16.334 Futures (-22,4 Prozent) reduzierten Netto-Long-Position sehr gut ablesen lässt. Wer unter den spekulativen Marktakteuren "die bessere Nase" gehabt hat, werden wir wohl erst in den nächsten Wochen bzw. Monaten erfahren.

Auf Seite 2: Vielversprechender Jahresauftakt

Wie 2016 startet der Goldpreis ausgesprochen freundlich in das neue Jahr. In den ersten beiden Wochen verbuchte das gelbe Edelmetall eine Wertsteigerung von fast vier Prozent und kletterte zeitweise auf den höchsten Stand seit sieben Wochen. Zur Wochenmitte "knackte" der Krisenschutz die kurzfristige 50-Tage-Linie, was in der Chartlehre als positives Indiz interpretiert wird. Ein richtig starkes Kaufsignal lieferte Ende Dezember jedoch der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Überwinden der Marke von 30 Prozent. Dessen Strahlkraft hat aber im Zuge der starken Performance mittlerweile spürbar nachgelassen. Mit aktuell über 61 Prozent bewegt sich der RSI in Richtung "überkaufte Zone", was die Gefahr einer technischen Korrektur signifikant erhöhen würde. Sollte die gute Laune an den Goldmärkten anhalten, hätte dies eine Rückeroberung der im Bereich von 1.200 bis 1.220 Dollar angesiedelten Unterstützungszone zur Folge. Bis dahin heißt es aber erst einmal: Abwarten.

Den positiven Jahresauftakt kann man aus folgenden Gründen als Beweis relativer Stärke werten. Erstens: Obwohl unter den Terminspekulanten in den vergangenen Wochen der Optimismus deutlich nachgelassen hat, entzog sich der Goldpreis diesem Belastungsfaktor. Zweitens: Auch beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares hat der Abgabedruck im Januar keineswegs nachgelassen. Dessen gehaltene Goldmenge fiel nämlich seit dem Jahresultimo von 822,17 auf aktuell 807,96 Tonnen (Stand: 13.01.17) zurück. Drittens: Selbst robuste Aktienindizes dies- wie jenseits des Atlantiks vermochten die Aufwärtsambitionen des Goldpreises nicht zu bremsen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.