Beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures gab es in der Woche zum 4. Juni hingegen einen markanten Rückgang zu vermelden. Innerhalb einer Woche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 505.100 auf 481.500 Futures (-4,7 Prozent) ermäßigt. Kräftig bergauf ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Hier war auf Wochensicht ein dickes Plus von 110.000 auf 172.600 Kontrakte (+57,0 Prozent) zu beobachten. Dies stellte den höchsten Wert seit über 13 Monaten dar. Außerdem hat es eine solch starke Stimmungsverbesserung seit mehreren Jahren nicht mehr gegeben. Besonders optimistisch sind große Terminspekulanten (Non-Commercials) geworden, die ihre Long-Seite um 46.000 aufgestockt und zugleich ihr Short-Exposure um über 23.000 reduziert haben. Dies führte zu einem kräftigen Anstieg der Netto-Long-Position von 86.700 auf 156.100 Futures (+80,0 Prozent).

Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind im Berichtszeitraum hingegen skeptischer geworden. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 23.300 auf 16.500 Kontrakte (-29,2 Prozent) zurückgebildet. Die Angst vor einer US-Rezession dürfte an den Terminmärkten bei dem per Saldo gestiegenen Optimismus der spekulativen Marktakteure eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die festgefahrenen Handelsgespräche zwischen China und den USA sowie die neuen Strafzölle gegen Mexiko werfen kein gutes Licht auf die Perspektiven der US-Wirtschaft. Eine Flucht in Gold scheint somit eine ausgesprochen nachvollziehbare Reaktion zu sein.

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Rückenwind durch Zinsspekulationen


In den vergangenen Wochen hat sich die Stimmung an den Geldmärkten komplett gedreht. Nach neun Zinserhöhungen in Folge hat sich unter den Analysten nun die Ansicht durchgesetzt, dass die Fed noch in diesem Jahr einen Zinsschritt nach unten beschließen wird. Angezeigt wird dies nicht nur durch Umfragen, sondern auch durch das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group. Dieses zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von fast 95 Prozent an, dass wir bereits im September höhere Zinsen als heute sehen werden, nachdem vor einem Monat hier lediglich ein Wert von unter 25 Prozent angezeigt worden war. Besonders interessant: Die Wahrscheinlichkeit für eine Reduktion um 50 Basispunkte liegt bei immerhin 48,6 Prozent, während für einen Zinsschritt in Höhe von 25 Basispunkte lediglich ein Wert von lediglich 32 Prozent angezeigt wird. Gold profitiert normalerweise aus zwei Gründen von sinkenden Zinsen. Erstens: Die Opportunitätskosten sinken, wodurch Goldinvestoren der Verzicht auf Zinsen besonders leicht fällt. Zweitens: Sinkende Zinsen führen häufig zu einer markanten Dollarschwäche, was aufgrund der negativen Korrelation zu Gold das gelbe Edelmetall attraktiver macht, insbesondere außerhalb des Dollarraums.

Aus charttechnischer Sicht wird nach der jüngsten Kursrally die Luft für den Goldpreis zusehends dünner. Zum einen, weil im Bereich von 1.340 bis 1.360 massive charttechnische Widerstände angesiedelt sind und zum anderen, weil der Timingingindikator Relative-Stärke-Index mit 77 Prozent eine charttechnisch überkaufte Lage anzeigt und somit das Risiko einer technischen Korrektur wächst. Auf lange Sicht stimmt vor allem das Ende Februar erfolgte Drehen der 200-Tage-Linie nach oben optimistisch. Ein nachhaltiger Ausbruch aus dem seit 2013 zu beobachtenden Seitwärtstrend könnte dann chartinduziertes Kaufinteresse generieren. Dies wäre aber erst bei einem Überwinden der Marke von 1.400 Dollar der Fall.