In der Woche zum 30. Oktober wurde es mit Blick auf die Gold-Futures wieder etwas ruhiger. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 477.800 auf 474.900 Kontrakte leicht reduziert. Ein deutlich kräftigerer Abschwung war hingegen bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zu beobachten. Auf Wochensicht kam es hier zu einem kräftigen Rückgang von 46.500 auf 31.200 Kontrakte (-32,9 Prozent), was allerdings ausschließlich auf die wachsende Skepsis großer Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen war. Weil sie ihr Long-Engagement um über 23.800 Kontrakte und ihr Short-Exposure um lediglich 7.600 Futures reduziert haben, schlug sich dies in einem markanten Rückgang der Netto-Long-Position von 29.400 auf 13.200 Kontrakte (-55,1 Prozent) nieder.

Kleinspekulanten (Non-Reportables) wurden hingegen zum dritten Mal in Folge optimistischer. Hier hat sich die Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) auf Wochensicht von 17.100 auf 18.000 Kontrakte (+5,3 Prozent) spürbar erhöht. Damit fällt der Optimismus der Kleinspekulanten stärker aus als unter den Großspekulanten, obwohl Letztere eine um den Faktor vier höhere Anzahl an Futures halten. In den vergangenen Jahren lag deren Optimismus meist deutlich über dem Vergleichswert der Kleinspekulanten. Diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit trifft seit Ende Juli nicht mehr zu. So waren in den vergangenen 13 Wochen Kleinspekulanten bereits elfmal optimistischer gestimmt, als die Terminspekulanten, die das "ganz große Rad drehen". Sobald die großen Adressen wieder zur treibenden Kraft werden, dürfte dies den Goldpreis in deutlich höhere Regionen hieven.

Auf Seite 2: Argument "Inflationsschutz" zieht derzeit nicht

Die seit 12 Monaten zu beobachtende Verteuerung des Ölpreises um 20 Prozent schlug sich auch in der Inflation nieder. Im Oktober zog sie in Deutschland gegenüber dem Vormonat von 2,3 auf 2,5 Prozent p.a. an und lag damit einen Tick über den Erwartungen der Analysten. Der von der Europäischen Zentralbank kommunizierte Zielkorridor von um die zwei Prozent wurde sogar recht deutlich übertroffen. In der Eurozone entwickelt sich die Geldentwertung angesichts einer Beschleunigung von 2,1 auf 2,2 Prozent p.a. nicht ganz so dynamisch. Besonders interessant: Im hochverschuldeten Italien fällt die Teuerung mit 1,7 Prozent sogar erheblich geringer aus. Vor der Einführung des Euros lag die italienische Inflationsrate meist über dem deutschen Vergleichswert. So richtig können sich die Italiener darüber aber nicht freuen, schließlich weist ihr Staat einen enormen Schuldenberg auf, für den sie deutlich höhere Zinsen als der deutsche Staat bezahlen müssen und nun entwertet sich dieser auch noch langsamer - verkehrte Welt.

Unter charttechnischen Aspekten sticht beim Goldpreis vor allem eines ins Auge: In der vergangenen Woche sprang das gelbe Edelmetall über die mittelfristige 100-Tage-Linie und löste dadurch ein starkes Kaufsignal aus. Noch befindet sich diese Durchschnittslinie allerdings im Abwärtsmodus, was Chartisten eher als negativen Begleitumstand werten. Sollte sie aber ihre seit Mai zu beobachtende Talfahrt beenden und nach oben drehen, würde sich dadurch die Chance auf einen nachhaltigen Trendwechsel erheblich verbessern. Derzeit stehen bei Gold die charttechnischen Ampeln wohl eher auf "Gelb" als auf "Grün". Ein Einstieg im großen Stil drängt sich daher noch nicht auf. Gegenwärtig kann man die Lage aber als relativ komfortabel bezeichnen, schließlich würde charttechnisches Ungemach höchstwahrscheinlich erst bei einem markanten Verletzen der im Bereich von 1.180 Dollar angesiedelten Unterstützung drohen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.