Einmal pro Woche erfahren Anleger von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), welche Trends bei Gold-Futures auf Wochensicht zu beobachten waren. Aus diesem sogenannten Commitments of Traders-Report kann man unter anderem ableiten, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures verstärkt oder abgeschwächt hat. Darüber Aufschluss gibt nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Erheblich interessanter ist für die Beobachter an den Goldmärkten aber eine andere Frage: Wie haben sich kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) im Vergleich zur Vorwoche positioniert. Dadurch können sie nämlich erkennen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist und daraus wichtige Rückschlüsse für das eigene Handeln ziehen.

In der Woche zum 20. Juni herrschte hinsichtlich Gold an den Terminmärkten eine ungewöhnlich starke Verkaufsstimmung. Laut dem am Freitagabend veröffentlichten Update der CFTC ging es zum einen mit der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) deutlich bergab. So hat sich zum Beispiel auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures von 471.134 auf 445.841 Futures (-5,5 Prozent) spürbar reduziert. Ein regelrechter Einbruch war zum anderen bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten registriert worden. Hier musste auf Wochensicht ein kräftiges Plus von 203.611 auf 165.016 Futures (-19,0 Prozent) verdaut werden, was erneut ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten zurückzuführen war. Sie reduzierten nämlich ihre Long-Seite um über 44.000 Kontrakte, während beim Short-Exposure lediglich ein Rückgang um fast 5.000 Futures zu Buche schlug. Deren Netto-Long-Position brach dadurch von 190.274 auf 150.675 Kontrakte (-20,8 Prozent) regelrecht ein. Kleinspekulanten sind hingegen zum zweiten Mal in Folge optimistischer geworden. Ihre Netto-Long-Position kletterte gegenüber dem Niveau der Vorwoche von 13.337 auf 14.341 Futures (+7,5 Prozent).

Goldpreis: Ölpreisschwäche stimuliert Krisenschutz

Normalerweise könnte man einen schwachen Ölpreis auch als Verkaufsargument für Gold interpretieren, schließlich droht damit eine sinkende Inflationsrate, was für den Inflationsschutz Gold eher kontraproduktiv wäre. Doch in der abgelaufenen Handelswoche verhalf das Zehnmonatstief des fossilen Energieträgers dem gelben Edelmetall zu einem markanten Rebound. Sollte sich nämlich der Preisverfall des fossilen Energieträgers ungebremst fortsetzen, könnten die daraus entstehenden Finanzprobleme rohstoffabhängiger Staaten die Kostenvorteile von Industrienationen überschatten, die Energieträger in erster Linie importieren. Auch für die US-Frackingindustrie dürfte es schwierig werden, Öl und Gas rentabel zu fördern und eine solide Finanzierung sicherzustellen. Mit dem jüngsten Goldpreisanstieg wurde diese wachsende Unsicherheit eingepreist.

Aus charttechnischer Sicht hat sich die Lage mit der technischen Korrektur wieder spürbar entspannt. Dadurch wurde nämlich ein Verletzen der langfristigen 200-Tage-Linie erst einmal verhindert. Für eine generelle Entwarnung scheint die Zeit allerdings noch nicht reif zu sein. Zum einen fällt der Puffer zur 200-Tage-Linie und einem damit drohenden Verkaufssignal noch nicht sonderlich üppig aus, zum anderen weist die Durchschnittslinie gegenwärtig eine leicht fallende Tendenz aus. Dies interpretieren Chartisten eher als negativen Begleitumstand.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.