Im wöchentlichen Rhythmus informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, über die aktuelle Entwicklung der Gold-Futures an den Terminmärkten. Dieser Stimmungsbericht zeigt auf, welche Gruppe von Marktakteuren optimistischer, skeptischer oder pessimistischer geworden ist. Außerdem klärt der sogenannte Commitments of Traders-Report zugleich auf, wie sich auf Wochensicht das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. Zum Ausdruck kommt dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) getätigt haben, sind für die Akteure an den Goldmärkten besonders interessant, da sie daraus deren aktuelle Marktmeinung ableiten können.

In der Woche zum 25. April ist trotz nachgebendem Goldpreis die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 472.263 auf 475.985 Futures (+0,8 Prozent) gestiegen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war zum sechsten Mal in Folge ein Zuwachs zu beobachten. Auf Wochensicht hat sich diese von 211.064 auf 214.580 Futures (+1,7 Prozent) leicht erhöht, wobei dies ausschließlich auf die Transaktionen großer Terminspekulanten zurückzuführen war. Diese haben nämlich ihre Netto-Long-Position von 195.768 auf 200.677 Kontrakte (+2,5 Prozent) hochgefahren, während Kleinspekulanten skeptischer geworden sind und ihre Netto-Long-Position von 15.296 auf 13.903 Futures (-9,1 Prozent) abgebaut haben.

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Geldflut der EZB spricht für Gold

Nachdem der Europa-Befürworter Emmanuel Macron beim ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl deutlich mehr Stimmen als seine Konkurrenten aus dem rechten (Marie Le Pen) sowie linken Spektrum (Lean-Luc Mélenchon) erhalten hat, rückte die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone wieder in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz dürften sich die Diskussionen um den Euro nicht in Luft auflösen. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürfte Gold weiterhin als Alternativwährung attraktiv erscheinen lassen. Auf der Sitzung am Donnerstag stellte Mario Draghi keine Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik in Aussicht. Zur Erinnerung: Mittlerweile haben die europäischen Notenbanker Staats- und Unternehmensanleihen für 1,5 Billionen Euro gekauft und dadurch die Bilanzsumme der EZB auf über vier Billionen Euro aufgebläht. Das Wirtschaftswachstum in Europa fällt derzeit aber erheblich geringer als das Schuldenwachstum aus. Von einer gesunden Entwicklung der Finanzsysteme kann daher trotz des hohen Niveaus an den Aktien- und Anleihemärkten derzeit eher nicht gesprochen werden.

Aus charttechnischer Sicht präsentierte sich der Goldpreis im April ausgesprochen wechselhaft. In der ersten Monatshälfte generierte das gelbe Edelmetall mit dem Überwinden der 200-Tage-Linie ein charttechnisches Kaufsignal. Im Bereich von 1.295 Dollar drehte es dann wieder "gen Süden". Konterkariert wurde die positive Entwicklung allerdings durch das Verkaufssignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index, der Mitte April unter die Marke von 70 Prozent gerutscht war. Um keinen weiteren Verkaufsdruck auszulösen wäre es wichtig, dass der Goldpreis nicht unter seine 200-Tage-Linie abtaucht. Diese verläuft derzeit oberhalb von 1.250 Dollar.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.