Einmal pro Woche zeigt dieser Bericht auf, wie sich die Stimmung unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt hat. Seit Ende Dezember hat sich zwar das durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ausgewiesene allgemeine Interesse an Gold-Futures von 401.880 auf 385.350 Kontrakte (-4,1 Prozent) reduziert, der Optimismus der spekulativen Marktakteure hat während dieses Zeitraums jedoch kräftig zugenommen.

So hat sich zum Beispiel die kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten im Januar von 15.335 auf 59.833 Kontrakte fast vervierfacht und markiert damit den stärksten Optimismus seit zweieinhalb Monaten. Und nach oben ist noch ziemlich viel Luft, schließlich wurde noch vor zwölf Monaten ein Wert von über 206.000 Futures und im Dezember 2009 sogar über 309.000 Kontrakte gemeldet. Sollte sich der "Run" großer und kleiner Terminspekulanten fortsetzen, dürfte sich dies aller Voraussicht nach in einem steigenden Goldpreis niederschlagen.

Große Terminspekulanten sind seit Ende Dezember besonders optimistisch geworden. Sie haben nämlich auf der einen Seite ihr Long-Exposure kräftig ausgebaut und auf der anderen Seite ihre Short-Positionen massiv zurückgefahren. Dies hatte zur Folge, dass sich die Netto-Long-Position der Großspekulanten innerhalb von vier Wochen von 19.102 auf 59.040 Futures mehr als verdreifacht hat. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr wurden im Januar mit fast 189.000 Kontrakten der stärkste und Anfang Dezember mit weniger als 10.000 Futures der geringste Optimismus ausgewiesen.

Hier ein weiterer Beleg für die wachsende Zuversicht der spekulativen Marktkräfte: Bei den Kleinspekulanten endete in der Woche zum 26. Januar deren zehnwöchige pessimistische Phase. Seit Mitte November war diese Gruppe von Marktakteuren mehrheitlich netto short, also pessimistisch gestimmt. Mittlerweile hat sich die zum Jahresultimo gemeldete Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) in Höhe von minus 3.767 Kontrakten aber in eine leichte Netto-Long-Position von plus 793 Futures umgewandelt.

Auf Seite 2: Charttechnische Hochspannung bei Gold Für das gelbe Edelmetall verlief der Januar angesichts eines Monatsgewinns in Höhe von 5,4 Prozent erfreulich. Nachdem Gold noch im Dezember auf den niedrigsten Stand seit mehr als sechs Jahren abgerutscht war, haben sich die charttechnischen Perspektiven zum Jahresauftakt deutlich aufgehellt. Mitte Januar "knackte" der Goldpreis dann noch die 100-Tage-Linie, deren Abwärtsdrang mittlerweile zu enden scheint. Beides gilt in der Charttechnik als Kaufsignal.

Richtig spannend wird es aber, falls die im Bereich von 1.130 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie markant überwunden wird. Dann befände sich nämlich der Goldpreis nahe an der oberen Begrenzung des seit fast drei Jahren eingeschlagenen Abwärtstrends. Ein Ausbruch aus diesem Trendkanal würde dann das nächste Kaufsignal auslösen. Im Bereich von 1.150 Dollar könnte man dann sogar von einem Trendwechsel nach oben sprechen. Eines sollten Anleger aber auf keinen Fall vergessen: Im vergangenen Jahr erwies sich so manches Kaufsignal im Nachhinein als "Bullenfalle".

Mit der jüngsten technischen Erholung zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) zwar noch keine überkaufte Lage an, mit aktuell 62 Prozent befindet er sich aber auf gutem Weg, die oberhalb von 70 Prozent verlaufende Gefahrenzone zu erreichen. Grundsätzlich sind Werte von über 70 Prozent zwar kein Problem, ein charttechnisches Kaufsignal entstünde allerdings, falls der RSI unter diese "Hausnummer" abrutschen sollte. So richtig schlecht sieht der Gold-Chart derzeit aber nicht aus.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.