Einmal pro Woche informiert der Stimmungsbericht, wie sich unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Positionen an Goldpreis-Futures verändert haben. In der Woche zum 8. März fiel unter anderem das dicke Plus bei der Anzahl offener (Open Interest) auf. Hier gab es nämlich auf Wochensicht ein Zuwachs von 450.555 auf 499.110 Kontrakte (+10,8 Prozent) zu vermelden. Da ein Future - zumindest auf dem Papier - 100 Feinunzen Gold repräsentiert, sind an der Comex derzeit über 1.550 Tonnen in Bewegung.

In diesem Jahr war unter großen wie kleinen Terminspekulanten vor allem eines auszumachen: ein dynamisch wachsender Optimismus hinsichtlich Gold. Mit der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten ging es zum siebten Mal in Folge bergauf. Allein in der Woche zum 8. März hat sie sich von 171.431 auf 195.372 Kontrakte (+14,0 Prozent) kräftig erhöht. Dieser verstärkte Optimismus war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen.

Sie haben nämlich ihre Long-Seite von 223.186 auf 252.895 Futures massiv aufgestockt, was bei der Netto-Long-Position per saldo zu einem Anstieg von 152.413 auf 174.810 Kontrakte (+14,7 Prozent) geführt hat. Noch optimistischer waren große Terminspekulanten zuletzt Anfang Februar 2015. Bei den Kleinspekulanten nahm die Netto-Long-Position hingegen weniger fulminant zu und erhöhte sich "lediglich" von 19.018 auf 20.562 Gold-Futures (+8,1 Prozent). Dies wiederum stellte aber deren stärksten Optimismus seit fast drei Jahren dar. Angesichts solch guter Laune kann man fast schon ein bisschen Angst bekommen, dass die Stimmung wieder nach unten dreht.

Auf Seite 2: Emnid-Umfrage belegt erhöhte Nervosität Der Goldpreis entwickelte sich im Jahr 2016 trotz jüngster Gewinnmitnahmen mit plus 17 Prozent bislang nicht nur deutlich besser als die meisten Rohstoffe und Metalle, sondern schlug auch weltweit bewährte Aktienindizes wie DAX (-8,5 Prozent) und Dow-Jones (-1,2 Prozent) um Längen. Die Deutsche Börse Commodities, die XETRA-Gold vermarktet, hat das Marktforschungsinstitut TNS Emnid beauftragt, die Stimmung unter deutschen Anlegern zu untersuchen und kam zu folgendem Ergebnis: "Deutsche vertrauen auf Beton, Gold und Bares".

Unter den rund 1.000 Befragten der repräsentativen Umfrage bezeichneten 67 Prozent die Lage an den Finanzmärkten als unsicher und die verbleibenden 33 Prozent als stabil. Frei verfügbares Kapital möchten sie in Immobilien (51 Prozent), Tagesgeld-, Festgeld- oder Sparkonten (46 Prozent), Gold (33 Prozent), Fonds (21 Prozent), Aktien (15 Prozent) bzw. Anleihen (8 Prozent) investieren. Übrigens: Beim physisch hinterlegten Wertpapier XETRA-Gold schlug sich 2016 die allgemeine Verunsicherung in einem Anstieg der Goldbestände um 15 Prozent auf den Rekordwert von 68,7 Tonnen (10.03.16) nieder.

Aus charttechnischer Sicht haben sich beim Goldpreis in der vergangenen Woche zwar Gewinnmitnahmen bemerkbar gemacht, diese fielen allerdings nicht sonderlich heftig aus und können daher als gesunde technische Korrektur interpretiert werden. Insgesamt sieht der Goldchart weiterhin recht gut aus, schließlich gelang dem gelben Edelmetall ein nachhaltiger Ausbruch aus dem mehrjährigen Abwärtstrendkanal.

Das Anfang Februar erfolgte Überwinden der 200-Tage-Linie, die mittlerweile sogar nach oben gedreht hat, werten Charttechniker als besonders starkes Kaufsignal. Mitte Februar folgte dann noch eine weitere interessante Chart-Formation - ein sogenanntes "golden cross". Ein solches Signal entsteht, wenn die kurzfristige 50-Tage-Linie die langfristige 200-Tage-Linie überwindet. Fazit: Derzeit spricht aus charttechnischer Sicht einiges für eine Fortsetzung des eingeschlagenen Aufwärtstrends.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.