Goldpreis: Terminmarktprofis erhöhen Verkaufsdruck
· Börse Online RedaktionEinmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), wie sich bei Gold-Futures das Marktsentiment entwickelt hat. Der sogenannte Commitments of Traders-Report zeigt unter anderem auf, ob sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures im Vergleich zur Vorwoche verstärkt oder reduziert hat. Messbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei einem Future (zumindest auf dem Papier) 100 Feinunzen Gold zugrunde liegen. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man konkrete Stimmungen diverser Gruppen von Marktakteuren erkennen und interpretieren kann. So erfährt man beispielsweise, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben. Daraus kann man dann ablesen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist und dies für die eigene Anlageentscheidung (Kaufen, Halten, Verkaufen) nutzen.
Mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - ging es in der Woche zum 10. April leicht nach oben. Sie hat sich von 493.100 auf 499.600 Kontrakte (+1,3 Prozent) erhöht. Die Stimmung der spekulativen Marktakteure hat sich hingegen per Saldo zum zweiten Mal in Folge eingetrübt. So war bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten auf Wochensicht ein Rückgang von 188.900 auf 175.700 Futures (-7,0 Prozent) registriert worden. Beide Gruppen von Marktakteuren sind summa summarum skeptischer geworden.
Unter den Großspekulanten fiel auf, dass diese ihre Short-Seite um 11.000 Kontrakte kräftig nach oben geschraubt haben, was dem höchsten Wert seit zwei Monaten entsprach. Ihre Netto-Long-Position hat sich dadurch von 166.600 auf 155.400 Kontrakte (-6,7 Prozent) reduziert. Ein nachlassender Optimismus war auch unter kleinen Terminspekulanten auszumachen, was sich in einer von 22.300 auf 20.300 Futures (-9,0 Prozent) geringeren Netto-Long-Position bemerkbar gemacht hat.
Auf Seite 2: Charttechnischer Abpraller bei Gold
Zum fünften Mal in Folge scheiterte der Goldpreis in diesem Jahr an der im Bereich von 1.360 Dollar verlaufenden charttechnischen Widerstandszone. Im Jahr 2016 erwies sich diese charttechnische Hürde ebenfalls als "eine Nummer zu groß". Wieder einmal bremsten aufkommende US-Zinssorgen den Aufwärtsdrang des gelben Edelmetalls. Grundsätzlich kann man dem Krisenschutz aber dennoch einen intakten Aufwärtstrend attestieren, was man sich an der steigenden 100- bzw. 200-Tage-Linie erkennen lässt. Seit dem Ende 2015 markierten Mehrjahrestief von 1.050 Dollar tendierte der Goldpreis - unterbrochen von technischen Korrekturen im Umfang von bis zu 17 Prozent - sukzessive nach oben. Ein starkes Kaufsignal entstünde, falls die Marke von 1.360 Dollar nachhaltig überwunden wird.
Im Bereich von 1.400 Dollar würde Gold dann aber erneut auf charttechnische Widerstände treffen. Sollten diese ebenfalls "geknackt" werden, würde sich weiteres Aufwärtspotenzial bis in den Bereich von 1.600 Dollar eröffnen. Derzeit deutet aber einiges darauf hin, dass wir erst einmal eine Fortsetzung des Seitwärtstrends sehen werden. Mit einem neuen Rekordhoch sollten Anleger erst einmal nicht rechnen. Zur Erinnerung: Der historisch höchste Goldpreis wurde im September 2011 bei rund 1.900 Dollar festgestellt. Damals befürchteten Investoren einen Zusammenbruch des Euros. Vollständig gesundet scheint die Gemeinschaftswährung immer noch nicht zu sein. Der marode Zustand Italiens und dessen politisch labile Lage liefert hierfür den besten Beweis.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.