Einmal pro Woche erfahren die Marktakteure unter anderem, wie sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures entwickelt hat. So werden die Investoren zum Beispiel informiert, wie sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), welche als Indikator für das allgemeine Interesse an Gold-Futures angesehen wird, gegenüber der Vorwoche verändert hat. Besonders stark interessieren sich die Akteure an den Goldmärkten aber dafür, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) getätigt haben. Daraus kann man dann schließen, ob sie im Vergleich zur Vorwoche optimistischer oder skeptischer geworden sind.

In der Woche zum 27. Dezember hat sich zwar die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 398.661 auf 401.513 Futures (+0,7 Prozent) leicht erholt, bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war aber zum siebten Mal in Folge ein nachlassender Optimismus registriert worden. Sie reduzierte sich innerhalb einer Woche von 134.022 auf 120.967 Futures (-9,7 Prozent) und rutschte damit auf den niedrigsten Stand seit nahezu elf Monaten ab. Zur Erinnerung: Ende Juli war mit 399.000 Futures noch ein Rekordwert gemeldet worden.

Unter den spekulativen Marktkräften war im Berichtszeitraum aber keine einheitliche Tendenz zu beobachten - Großspekulanten wurden skeptischer und Kleinspekulanten optimistischer. Große Terminspekulanten haben nämlich ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 114.834 auf 98.343 (-14,4 Prozent) kräftig reduziert. Noch weniger optimistisch war diese Gruppe von Marktakteuren Anfang Februar. Kleinspekulanten sind hingegen deutlich zuversichtlicher geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 19.188 auf 22.624 Futures (+17,9 Prozent) nach oben gefahren. Der ganz große Verkaufsdruck war in der zweiten Jahreshälfte vor allem unter großen Terminspekulanten zu beobachten. Deren Optimismus hat sich - gemessen vom Jahreshoch - um mehr als 70 Prozent reduziert, während bei kleinen Terminspekulanten lediglich ein Rückgang um 34 Prozent registriert worden war.

Auf Seite 2: Jahresgewinn von acht Prozent erzielt

Nach drei Verlustjahren in Folge gelang dem Goldpreis 2016 eine Wertsteigerung um neun Prozent. Nichtsdestotrotz dürften viele Goldanleger von diesem Jahrgang aber relativ enttäuscht sein, schließlich sind die bis Anfang Juli aufgelaufenen Gewinne von in der Spitze 30 Prozent kräftig zusammengeschmolzen. Weder Brexit noch Trump-Risiko vermochten dem Goldpreis zu einem nachhaltigen Aufwärtstrend verhelfen. Der Glaube an den Dollar und steigende Zinsen verhinderten dies. Massive Verkäufe gab es nicht nur an der Terminbörse Comex, wo sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) seit Ende Juli von über 399.000 Kontrakten mehr als gedrittelt hat. Auch beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares wurde in der ersten Jahreshälfte kräftig gekauft und in der zweiten Jahreshälfte massiv verkauft.

Zum Jahreswechsel 2015/2016 wog der SPDR Gold Shares lediglich 642,37 Tonnen. Schwache Aktienmärkte und charttechnische Faktoren haben Gold aber in den ersten Monaten "glänzen" lassen. Den Höhepunkt bei der Flucht in den sicheren Hafen markierte dann der Brexit. Ende Juni plädierten die Briten für die meisten Meinungsforscher völlig überraschend für den EU-Austritt. Danach verzeichnete der Gold-ETF mit einer gehaltenen Goldmenge von 982,72 Tonnen am 5. Juli den höchsten Stand des Jahres. Doch die Euphorie für Gold ließ spürbar nach als sich die weltweiten Aktienmärkte weigerten, in die Knie zu gehen. Und selbst der überraschende Wahlsieg Trumps Anfang November führte nicht einmal einen Tag lang für eine Fluchtbewegung in Gold. Seither kam es nämlich bei dem ETF zu Abflüssen von 955,03 auf aktuell 822,17 Tonnen (Stand: 30.12.2016), den niedrigsten Stand seit acht Monaten.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor: Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.