Die Hoffnung der vielen Fans war groß. Doch trotz ansteigender Form im Vorfeld reichte es für Golflegende Tiger Woods Anfang April beim 82. US Masters nur zu einem Mittelfeldplatz. Für eine bessere Platzierung beim wohl prestigeträchtigsten Golfturnier fehlte es ihm am nötigen Drive. Die weiten Abschläge gelangen dem womöglich besten Golfspieler aller Zeiten nicht mehr so gut, wie das früher einmal der Fall war.

Dennoch ist und bleibt der für einige Zeit abgetauchte Woods, der einst die Weltrangliste 683 Wochen lang angeführt hatte, der große Hoffnungsträger für die gesamte Golfbranche. Einfach aus dem Grund, dass niemand sonst die Anhänger dieses Sports so zu mobilisieren und zu begeistern weiß wie der frühere Golfdominator. Und Rückenwind kann die Branche - insbesondere in den USA - gut gebrauchen. In den vergangenen Jahren lief es in dem mit Abstand wichtigsten Golf-Absatzland nicht mehr rund. Das zeigt die dort von 2003 bis 2016 von 30,6 auf 23,8 Millionen gesunkene Zahl an Golfspielern. Experten machen vor allem wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren für diesen Negativtrend verantwortlich. Als nachteilig gelten etwa der hohe Kapital- und Zeitaufwand sowie ein etwas verstaubtes Image.

Da tut einer wie Tiger Woods gut, der als lebende Legende gilt. Gelingt es ihm nach einer von Krankheiten, Affären und Drogen gekennzeichneten Leidenszeit tatsächlich wieder in die Topregionen der Golfweltrangliste vorzustoßen, dürfte das den gesamten Golfsport nach vorn bringen. In seiner Karriere verbuchte der Ausnahmegolfer 14 Major-Siege für sich. Der letzte liegt allerdings schon neun Jahre zurück.

Unerschlossenes Potenzial



Aktuell gibt es weltweit etwa 60 Millionen Golfer. Diese schlugen Ende 2016 in 208 Ländern auf 33 161 Golfplätzen den kleinen Ball ab. Mehr als die Hälfte der Spieler kommt aus den USA. Südamerika, Afrika und Asien steuerten dagegen nur zwei, drei beziehungsweise 14 Prozent bei. Das heißt, gemessen an den Bevölkerungszahlen gibt es dort noch viel Wachstumspotenzial. Marktforscher beziffern das Volumen des weltweiten Golfausrüstungsmarktes auf 8,05 Milliarden und das des Golfbekleidungsmarktes auf 4,50 Milliarden US-Dollar. Geld zu verdienen war allerdings für die Golfausrüster oft nicht einfach. Das erklärt auch, warum etwa Nike und Adidas 2016 und 2017 wichtige Golf-Geschäftsbereiche verkauften. Doch Schritte wie diese haben auch zu einer gewissen Bereinigung des Segments beigetragen. Zusammen mit der Hoffnung auf eine durchschrittene Talsohle in den USA und den Wachstumschancen in den Schwellenländern führt das zu zunehmendem Optimismus.

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Aussichtsreiches Quartett



Seit einiger Zeit geht es auch mit den Kursen der beiden einzigen reinrassigen Golfausrüster-Aktien auf dem US-Kurszettel, Callaway Golf und Acushnet, wieder aufwärts. Der letztgenannte Titel, zu dem die Golfmarken Titleist, FootJoy, Vokey Design und Scotty Cameron gehören, hat seit dem Börsengang im Oktober 2016 rund 42 Prozent zugelegt. Punkten kann das innovative Unternehmen unter anderem mit den Golfbällen Pro V1 und Pro V1x 2017 von Titleist. Seit 69 Jahren sind diese im Profigolf die Nummer 1, und ihr Anteil auf der PGA Tour beträgt rund 72 Prozent. Auch FootJoy steht sehr gut da - das belegt die Spitzenstellung bei Schuhen und Handschuhen seit sechs beziehungsweise drei Jahrzehnten. Im Schlägerbereich traut die US-Investmentbank Jefferies Acushnet zudem weitere Marktanteils-gewinne zu. Eine Ausgangsbasis, die eine Fortsetzung des seit August 2017 bestehenden Aufwärtstrends zulassen sollte.

Ebenfalls im Aufwärtstrend befindet sich Callaway Golf - und das schon seit dem vierten Quartal 2011. Als Marktführer bei Schlägern und Nummer 2 bei Bällen ist auch diese Gesellschaft sehr gut positioniert. Zuversichtlich stimmt zudem, dass man sich schon lange als Innovator auf dem Golfmarkt hervortut. Diese Stellung hat Callaway Golf zuletzt mit der Microhinge-Insert-Technologie, die beim erfolgreichen Putten (ein Schlag, bei dem der Ball nicht fliegt, sondern nur rollt) hilft, ebenso unterstrichen wie mit der Jailbreak-Technologie, die den Drive verlängert. Auch wegen der Hoffnung auf weitere Produkt-einführungen, die das Handicap senken, trauen die Analysten Callaway Golf in den nächsten fünf Jahren Gewinnsprünge von 30 Prozent pro Jahr zu.

Etwas weniger dynamisch dürfte der Gewinn bei Honma Golf steigen. Durch das Vordringen in neue Märkte und Spielersegmente sowie einen Produktausbau sollten für den in Hongkong gelisteten Titel aber jährliche Ergebniszuwächse im mittleren einstelligen Prozentbereich drin sein. Interessant an dem zu den Top Ten der Golfausrüster zählenden Unternehmen ist insbesondere die Bewertung. Ein für das Geschäftsjahr 2019/20 geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp zwölf ist aus Sicht der japanischen Investmentbank Nomura günstig genug, um einen Anstieg von derzeit 8,77 auf 11,20 Hongkong-Dollar zu ermöglichen.



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Deutscher Ausrüster



Eine durchaus nennenswerte Rolle im Golfgeschäft spielt übrigens auch Puma. Die Herzogenauracher verstärkten sich 2010 mit der Übernahme von Cobra Golf und offerieren seitdem eine komplette Kollektion von Golfprodukten. Wie innovativ Puma dabei ist, zeigt die Cobra-King-F7-Schlägerfamilie, die über ein GPS-basiertes Shot-Tracking-System etliche technische Spielereien ermöglicht.

Neu auf den Markt gebracht hat das Unternehmen zudem Golfschuhe mit einer neuen Technologie, die einen besseren Halt auf dem Grün verspricht. Für die Gewinne des Puma-Konzerns spielt das Segment Golf aber eine eher untergeordnete Rolle. Weil die Aktie auf dem aktuellen Niveau kein Schnäppchen ist, behalten wir unsere Einschätzung mit "Beobachten" bei. Auch sollten alle Titel, wenn möglich, bevorzugt an den jeweiligen Heimatbörsen platziert werden.



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Auf einen Blick: Golfsport