Das Internet ist im Jahr 2015 ein völlig selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens. Heute nutzen weltweit ungefähr drei Milliarden Menschen das World Wide Web. Zum Vergleich: Vor gerade einmal fünf Jahren waren es lediglich zwei Milliarden Anwender und um die Jahrtausendwende vor 15 Jahren nicht mehr als 413 Millionen Menschen.

Mit jedem neuen Nutzer in diesem rasant wachsenden Umfeld betritt auch ein weiterer potenzieller Datenlieferant die Bildfläche. Dieser Trend wird sich langfristig auf den Unternehmenserfolg von Google auswirken. Jedoch können auch kurzfristige Ereignisse zu heftigen (Kurs-)Einflüssen führen. Durch die beeindruckenden Zahlen zum zweiten Quartal haben die Anleger dem Papier zu einem wahren Kursfeuerwerk verholfen. Sowohl die A-Aktien, die ein Stimmrecht verbriefen, als auch die C-Aktien, die über kein Stimmrecht verfügen und oftmals für die Finanzierung von Übernahmen genutzt werden, legten um mehr als 16 Prozent zu.

Zusammengenommen betrug die Marktkapitalisierung aller Aktien danach stolze 468 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von circa 65 Milliarden Dollar an nur einem einzigen Tag entspricht. Somit hat es das 1998 gegründete Unternehmen geschafft, innerhalb eines Tages den Wert von BMW und von Lufthansa zusammengenommen obendrauf zu packen. Auch im größten -Kapitalmarkt der Welt sieht man solch ein Ereignis nicht alle Tage.



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Unkenrufe verstummen



Ursächlich für diese Kursrally waren die exzellenten Ergebnisse. Google hat es allen Zweiflern zum Trotz geschafft, die Umsätze deutlich zu steigern. In Zahlen bedeutet dies ein Wachstum von elf Prozent auf rund 17,7 Milliarden US-Dollar. Als besonders wertvoll wurde dabei die Entwicklung im Geschäft mit Anzeigen gewertet.

Dem eigentlichen Hauptgeschäft des Unternehmens wurde bereits längere Zeit unterstellt, nicht die erwarteten Ergebnisse abliefern zu können. Jegliche Kritiker werden mit diesen Zahlen also vorerst verstummen, weswegen der Kursanstieg umso heftiger ausfiel.

Die fundamentalen Daten für Google, die hier vor allem branchenbezogen betrachtet werden müssen, fallen weiterhin gut aus. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 4,25 ist das Unternehmen zwar im generellen Blickwinkel ganz ordentlich bewertet. Da aber vor allem die Wachstumsfantasie mit einbezogen wird und der Branchendurchschnitt bei stolzen 7,33 liegt, erhält man das Google-Papier immer noch zu einem vergleichsweise fairen Preis.

Besonders beeindruckend ist die stabile Kapitalstruktur des Unternehmens. Eine gefestigte Bilanz bringt immer auch Sicherheit für den Anleger. Mit einer Eigenkapitalquote von 81,30 Prozent und einem Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital von lediglich 0,05 ist das Unternehmen nicht nur bei isolierter Betrachtung exzellent aufgestellt, sondern auch führend innerhalb der Branche.



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Die Erschaffung des gläsernen Menschen



Das Sammeln und Auswerten von Daten ist eine weitere Spezialität des Internetriesen. Der NSA-Skandal und das Aushorchen unserer obersten Politiker hat Spuren hinterlassen. Hierzulande sicherlich deutlich stärker als auf der anderen Seite des Atlantiks. Ob die Datenflut von Google tatsächlich nur zum Zwecke des zielorientierten Marketings genutzt wird? Ich würde meine Hand hier nicht ins Feuer legen.

Durch den hauseigenen Internetbrowser werden unser Surfverhalten und durch Anpassungen von Smartphone-Apps unser Standort verfolgt und aufgezeichnet. Mithilfe der "Google Open Automotive Alliance" kann künftig dann unser Fahrverhalten genauestens nachvollzogen werden: Wer fährt besonders schnell? Welche Ziele werden wie oft angesteuert? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. All diese Daten möchte man sicher nicht in fremden Händen wissen. Und auch die Vorstellung, was passieren könnte, wenn diese in solchen Fällen weitergegeben oder gar beeinflusst werden, wirkt erschreckend.

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Unterm Strich eine Frage der Moral



Selbstfahrende Autos, Datenbrillen, die uns immer und überall mit Informationen füttern, und eine wachsende Datenansammlung werden auch in Zukunft unser Leben beeinflussen. So hat Google durch zahlreiche Innovationen viele Erleichterungen in unser Leben gebracht und wird dies auch in Zukunft tun. Die Aktie könnte dementsprechend weiterhin ein interessanter Kandidat für das Portfolio sein.

Jedoch sollte man vor einem Investment immer auch die moralischen Aspekte in Betracht ziehen. Erst dann hat jeder für sich die Möglichkeit, individuell abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen, ob ein Engagement infrage kommt oder nicht.