Die griechische Zentralbank malte kürzlich ein Horrorszenario, sollte der Streit zwischen Griechenland und seinen Geldgebern nicht beigelegt werden - wonach es inzwischen aussiegt. Dann drohten Griechenland, so die Notenbank, eine soziale Katastrophe, das Herausfallen aus dem Euro und am Ende womöglich auch aus der EU.

Auf den deutschen Staatsetat auswirken würde sich ein Zahlungsausfall Griechenlands zunächst relativ wenig. Der Grund ist: die europäischen Kredite an das Land über den Hilfsfonds EFSF, aus dem die wesentliche Haftungssumme Deutschlands resultiert, stehen großteils erst deutlich jenseits von 2020 und dann nur schrittweise zur Rückzahlung an. Der deutsche Finanzminister müsste das Geld also erst in einigen Jahren und in einzelnen Schritten in seinen Haushalten verbuchen. Von daher sagt auch das Finanzministerium in Berlin, Sparer und Steuerzahler müssten sich keine Sorgen machen und auch die "schwarze Null" im Staatshaushalt sei nicht in Gefahr.

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DAS HAFTUNGSRISIKO AUS DEN HILFSPAKETEN



Bei einem Zahlungsausfall Griechenlands stünden zu allererst die Kredite im Rahmen zweier Hilfspakete im Feuer, die die Regierung in Athen von seinen europäischen Partnern und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer Gesamtsumme von weit über 200 Milliarden Euro erhalten hat.

Im Rahmen des ersten Hilfspakets der europäischen Partner und des IWF von 2010 wurden 73 Milliarden Euro überwiesen. Der deutsche Anteil hieran liegt bei 15,2 Milliarden Euro. Zum zweiten Hilfspaket über 163,6 Milliarden Euro hat der Euro-Rettungsschirm EFSF mit 144,6 Milliarden Euro den Löwenanteil beigesteuert. Ausgezahlt sind inzwischen 130,9 Milliarden Euro. Hieraus stehen für Deutschland 38,5 Milliarden Euro im Risiko. Vom IWF sind bisher zwölf Milliarden geflossen.

Insgesamt errechnet sich aus den beiden Hilfsprogrammen eine deutsche Haftungssumme von rund 53 Milliarden Euro. Addiert man den rechnerischen deutschen Anteil an den IWF-Krediten hinzu, kommen noch einmal ein bis zwei Milliarde Euro hinzu.

Doch auch die anderen Euro-Länder, deren finanzielle Belastbarkeit durchweg deutlich unter der Deutschen liegt, stehen massiv im Risiko. Für Frankreich beläuft sich die Summe nach Ifo-Berechnungen aus den beiden Hilfsprogrammen auf rund 40 Milliarden Euro, für Italien auf rund 35 Milliarden Euro und für die Spanier, die gerade erst ihre eigene Krise überwunden haben, auf knapp 25 Milliarden Euro.

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RISIKO TARGET-FORDERUNGEN



Es gibt allerdings noch weitere Risiko-Felder. So haben Notenbanken des Eurosystems griechische Staatsanleihen erworben, die im Fall einer Pleite des Landes massiv an Wert verlieren würden. Von diesen Krediten entfiele nach Expertenberechnungen gemäß ihrem EZB-Anteil auf Deutschland ein Risiko von rund 4,5 Milliarden Euro. Für Frankreich wären es rund eine Milliarde Euro weniger, Italien käme immer noch auf gut drei Milliarden Euro und Spanien auf 2,2 Milliarden Euro.

Daneben verweist Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn seit langem auf die sogenannten Target-Forderungen als Risiko: Bei den grenzüberschreitenden Zahlungsströmen zwischen den Notenbanken im Euro-Raum werde Griechenland mit der Verbuchung von Verbindlichkeiten ein Überziehungskredit gewährt. Daraus drohen nach Ifo-Zahlen weitere Haftungen von fast 30 Milliarden Euro für die Deutschen, reichlich 20 Milliarden Euro für die Franzosen und knapp 20 Milliarden Euro für die Italiener.

Damit kommen die Ifo-Volkswirte auf ein maximales Ausfallrisiko von 87 Milliarden Euro für Deutschland, 66,5 Milliarden Euro für Frankreich, 58 Milliarden Euro für Italien und rund 40 Milliarden Euro für Spanien. Für ein kleineres Land wie Österreich wären es immer noch gut neun Milliarden Euro. Die Bundesregierung hingegen nennt, was ihr von der Opposition heftig angekreidet wird, dagegen keine Zahlen zu den möglichen Kosten eines "Grexit".

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HINZU KOMMEN NOCH FORDERUNGEN DER WIRTSCHAFT



Für die deutsche Industrie würde eine Staatspleite Griechenlands mit einem Ausscheiden des Landes aus dem Euro nach Angaben von Industriepräsident Ulrich Grillo zwar Belastungen mit sich bringen, die aber zu bewältigen wären. Das gelte auch für die Weltwirtschaft. US-Finanzminister Jack Lew ist da nicht so gelassen. Er fürchtet, wie er Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras gerade in einem Telefonat sagte, vielmehr auch Verwerfungen in der Weltwirtschaf.

Die Forderungen der deutschen Banken gegen griechische Gläubiger sind dagegen übersichtlich und haben sich in den vergangenen Jahren massiv verringert. Das gilt offenbar auch über Deutschland hinaus. "Die direkten Gefahren für die europäischen Banken sind vergleichsweise gering", sagte kürzlich Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret. Die deutschen Banken hätten in ihren Büchern nur noch Forderungen von 2,4 Milliarden Euro gegenüber griechischen Banken, Unternehmen und dem Staat. Das Risiko sei also "überschaubar".

Reuters