Trotz Nachbesserungen stößt die für die Transaktion vorgesehene Kapitalerhöhung bei Sunrise-Aktionären auf großen Widerstand. Vor allem Sunrise-Hauptaktionär Freenet hat den Ton weiter verschärft. Der deutsche Telekomkonzern hält als größter Aktionär 25 Prozent an den Schweizern - und will auf der entscheidenden Aktionärsversammlung am 23. Oktober gegen die Kapitalspritze stimmen.

Die Transaktion habe in den vergangenen Monaten "dramatisch an Wert verloren", sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek zu €uro am Sonntag (siehe Interview). Das liege vor allem an technischen Entwicklung rund um den Mobilfunkstandard 5G, aber an der massiven Preissenkungen von UPC. Dies werde vielen Bestandsaktionären immer klarer. Auf dem maßgeblichen Aktionärstreffen am 23.10. werde man gegen den Deal stimmen.

Sunrise will mit der Übernahme von UPC den Abstand auf Marktführer Swisscom verringern. Finanziert werden soll der Zukauf mit einer Kapitalerhöhung. Da sich Anteilseigner skeptisch gezeigt haben, hat Sunrise jüngst das Volumen der Kapitalspritze von 4,1 auf 2,8 Milliarden Franken reduziert. Im Gegenzug will der Konzern die Verschuldung ausweiten.

Auf der Aktionärsversammlung benötigt Sunrise für den Beschluss eine einfache Mehrheit von 50 Prozent. Da die Präsenz der Anteilseigner zuletzt bei lediglich 62 Prozent lag, könnte bereits ein Aktienanteil von deutlich unter 50 Prozent reichen, um Beschlüsse abzulehnen. "Es könnte eng werden, aber ich glaube, die Gegner liegen aktuell leicht vorne", sagte Vilanek.

Der Freenet-Chef kritisierte gleichzeitig die Sunrise-Führung. Das Management habe sich durch Schadenersatzklauseln im Verkaufsvertrag in eine "prekäre Situation" manövriert, kritisierte Vilanek. Gleichzeitig machte der Freenet-Chef deutlich, dass Freenet unabhängig vom Ergebnis weiter Großaktionär bleiben und gegebenenfalls auch bei der Kapitalerhöhung mitziehen wolle. "Wir haben dafür einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung", sagte Vilanek.

Nachgehakt bei: Christoph Vilanek


Der Chef des Telekom-Unternehmens Freenet torpediert den Schweizer Milliardendeal

€URO AM SONNTAG:
Sie halten 25 Prozent am Schweizer Telekomkonzern Sunrise, der den Kabelnetzbetreiber UPC übernehmen will. Wie sicher sind Sie, dass Sie auf dem entscheidenden Aktionärstreffen die geplante Kapitalerhöhung kippen können?

CHRISTOPH VILANEK: Ich persönlich habe weder einen Analysten noch einen Investor getroffen, den der Deal wirklich überzeugt. Aber manche institutionellen Anleger folgen bei Abstimmungen immer der Empfehlung des Unternehmen - daher könnte es eng werden. Die Transaktion hat in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert verloren - vor allem aufgrund der technischen Entwicklung rund um den Mobilfunkstandard 5G, aber auch aufgrund der massiven Preissenkungen von UPC. Das ist sehr vielen Bestandsaktionären immer klarer geworden und entsprechend glauben wir an eine Mehrheit der Gegner.

Könnten Sie zu bestimmten Konditionen dem Deal doch noch zustimmen?
Unverständlicherweise hat sich das Sunrise-Management in eine prekäre Situation gebracht. Wenn es den Deal nicht bis zum letzten Tag zu 100 Prozent unterstützt, hat der Verkäufer einen Schadensersatzanspruch von 2,7 Milliarden Franken. Mit dieser Klausel hat man jede Verhandlungsmacht gegenüber dem Verkäufer schon im Vertrag abgegeben. Außerdem sind die Konditionen mit der Einladung zur Generalversammlung festgelegt. Es gibt also keinen Raum mehr für Veränderungen. Bestandsaktionäre werden massiv verwässert - oder müssen in ein Unternehmen mit einem Berg an Risiken investieren. Das ist keine faire Behandlung von Großaktionären, erst recht nicht von Kleinaktionären. Wir stimmen am 23.10. dagegen.

Und wenn der Deal doch zustande kommt?
Scheitert der Deal, bleiben wir weiter größter Aktionär und wollen, dass sich Sunrise auf das Tagesgeschäft besinnt. Kommt der Deal zustande, haben wir notfalls einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, um bei der Kapitalerhöhung mitzumachen.