Wir alle haben einen CO2-Fußabdruck (englisch: carbon footprint). Das ist die Menge an Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, die jeder von uns im Lauf eines Jahres durch den Verbrauch von Strom, Wärme, Ernährung, Verkehr und so weiter produziert.

Ein Deutscher verursacht im Jahr knapp elf Tonnen CO2, der eine mehr, die andere weniger. Das zeigen Zahlen des Umweltbundesamts (UBA). Im internationalen Vergleich ist das mehr als doppelt so viel wie beim durchschnittlichen Erdbewohner. Diese Emissionen müssen - will man die Bekämpfung der Klimakrise ernstnehmen - schleunigst runter. "Aus Klimaschutzgründen müssen wir spätestens bis 2050 auf unter eine Tonne Treibhausgasemission pro Person und Jahr kommen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten", sagt Michael Bilharz, Experte des UBA.

Das Wichtigste gleich zu Beginn: die beste Art, Treibhausgase wie CO2 zu vermeiden, ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Bewusst leben, bewusst essen, bewusst reisen - das sind die Bereiche, in denen jeder persönlich etwas für den Schutz des Klimas tun kann. Aber gehen wir mal davon aus, dass Sie sich tatsächlich redlich bemüht haben, Ihren Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Dennoch bleibt eine Menge übrig: für die tägliche Autofahrt zur Arbeit, für das Heizen mit Öl oder Gas oder für den Genuss von viel Fleisch oder Käse. Statt nun in Trübsal zu verfallen, kann man zumindest versuchen, die verbliebenen Emissionen auszugleichen. Diese CO2-Kompensation erfolgt über Zertifikate, mit denen dieselbe Emissionsmenge durch Klimaschutzprojekte - etwa durch die Aufforstung von Wäldern - wiedergutgemacht werden.

Wichtig ist dabei, dass es ohne den Mechanismus der Kompensation das Klimaschutzprojekt nicht geben würde. Unter www.myclimate.org können Verbraucher Flugreisen, Urlaub und Konsum mit Geld kompensieren.

Ist das Klimaablasshandel?


Kritiker der Kompensation vergleichen diesen Mechanismus mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche im späten Mittelalter. Menschen konnten sich damals für eine bestimmte Summe Geld von ihren vermeintlichen Sünden freikaufen. Doch der Vergleich hinkt: Auch wenn die Vermeidung von CO2 immer Vorrang haben sollte, ist es allemal vernünftiger, entstandene Emissionen mit einem ausgewählten grünen Projekt auszugleichen, als überhaupt nichts zu tun.

Umweltbewusste Verbraucher können sich an einem einfachen Leitspruch orientieren: vermeiden, reduzieren - und erst dann kompensieren. Wer erst als letzten Ausweg Zertifikate kauft, hat sich nichts vorzuwerfen - und die erzeugten Emissionen können mit gutem Gewissen ausgeglichen werden. Und viele Klimaschutzprojekte, die durch solche Zertifikate erst möglich wurden, haben nachhaltige Effekte auf Umwelt und Gesellschaften, etwa in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Aber wie genau funktioniert das? Und auf was ist zu achten? Wichtig bei der Auswahl der Anbieter sind vor allem die Qualitätsstandards. Sind die Projekte zur CO2-Kompensation von einer anerkannten Institution zertifiziert? Passen die Projekte zu meiner ganz persönlichen Auffassung von Klima- und Umweltschutz? Und sind die Organisationen, die die CO2-Kompensation durchführen, auch gemeinnützig? Letzteres ist nicht nur für die steuerliche Absetzbarkeit der CO2-Spende wichtig, sondern auch als Beleg dafür, dass die Organisation gemeinwohlorientiert und nicht gewinnorientiert arbeitet.

Ein Gütesiegel der besonderen Art ist der Gold-Standard. Projekte dieses Standards leisten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zu mindestens einem der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Diese sollen weltweit zu einem menschenwürdigen Leben in einer intakten Umwelt führen.

Wie man den Überblick behält.


€uro hat eine Übersicht von Organisationen zusammengestellt, die gemeinnützig sind und den vom Umweltbundesamt aufgestellten Mindestanforderungen zur Wahrung der Klimaintegrität entsprechen. Solche Projekte fördern beispielsweise den Ausbau von Solarstrom, Biogasanlagen und Wasserkraft. Und reduzieren so Treibhausgase aus fossilen Energieträgern oder binden diese dauerhaft. Die Spanne pro kompensierter Tonne CO2 reicht dabei von 23 Euro (Atmosfair) bis 70 Euro (Moor-Land) - je nach- dem, in welche Projekte die Organisationen investieren (siehe Tabelle unten).

Wer übrigens exakt wissen möchte, wie groß der eigene CO2-Fußabdruck ist, kann das mithilfe eines Rechners des UBA in rund zehn bis 20 Minuten selbst und noch dazu einfach herausfinden (uba.co2-rechner.de). Allerdings sollte man für eine genaue Analyse besser sei- ne Heiz- und Stromkostenabrechnung parat haben. Genauso wie die jährlichen Kilometer, die man mit dem Auto zurücklegt. Ein letzter Hinweis: Das Ergebnis könnte den ein oder anderen womöglich schockieren.