Tim Höttges kann sich freuen. Der Chef der Deutschen Telekom hat die Tochter Deutsche Funkturm, die hierzulande 33.600 Mobilfunkmasten betreibt, zu einem guten Zeitpunkt ins Schaufenster gestellt. Das Interesse am Kauf des Vermieters von Platz für Mobilfunkantennen ist groß, die T-Aktie steigt. Soeben erreichte sie sogar ein 20-Jahres-Hoch. Mitte Juni wurde bekannt, dass nun auch US-Finanzinvestor KKR im Konsortium mit den beiden Private-Equity- Firmen Global Infrastructure Partners (GIP) und Stonepeak Partners interessiert ist. Der Wert der Deutschen Funkturm wird auf bis zu 20 Milliarden Euro taxiert. Das ist gut ein Fünftel des aktuellen Börsenwerts der Deutschen Telekom.

Derzeit liegen die Finanzinvestoren vor der mitbietenden Allianz von Europas größtem Funknetzbetreiber Cellnex und dem kanadischen Finanzinvestor Brookfield Global Asset Management, berichtet der Börsendienst Bloomberg. Das Gebot des Private-Equity-Konsortiums soll deutlich über der Offerte der Cellnex-Allianz liegen.

KKR hat als Investor im Telekomsektor viel Erfahrung gesammelt. Im Februar veräußerte der Konzern seinen 40-Prozent-Anteil an Telefónicas Funkturmtochter Telxius. In Deutschland verkaufte KKR die Deutsche Glasfaser 2020 an den schwedischen Konkurrenten EQT. Und in Italien strebt KKR die Komplettübernahme der stark angeschlagenen Telecom Italia an. Zudem können sich die Finanzinvestoren einen hohen Einsatz leisten. KKR sammelte 17 Milliarden Dollar für seinen Infrastrukturfonds ein. GIP strebt für den eigenen Fonds, den größten der Branche, 25 Milliarden Dollar an.

Cellnex bessert Offerte nach

Die höhere Offerte der Private-Equity-Konkurrenz macht Cellnex nervös. Weil die Spanier im großen und wichtigen deutschen Markt bisher nicht präsent sind, können sie im Fall eines Zuschlags kaum Synergien nutzen. Die Aktionäre befürchten deshalb, dass Cellnex für die Telekom-Tochter zu viel bezahlen könnte. Cellnex-Aktien sind unter Druck.

Um die Offerte der Finanzinvestoren zu kontern, bieten die Spanier der Telekom über eine Minderheitsbeteiligung von weniger als zehn Prozent an ihren Unternehmen eine Partnerschaft im Funkmastengeschäft an. Auch KKR und Co bieten der Telekom an, die Kontrolle in ihrem Funkturmgeschäft zu behalten, meldet Reuters.

Mit dem Geld aus dem Verkauf sollen Schulden verringert und die Erhöhung der Beteiligung an T-Mobile US von 48,4 auf knapp über 50 Prozent beschleunigt werden. Da kommt ein möglichst hoher Verkaufspreis gelegen. Die Bewertung sei "ein wichtiges, aber nicht das einzige Kriterium", sagt Finanzvorstand Christian Illek. Chef Höttges wirbt mit dem Verkauf für eine Konsolidierung der Branche in Europa.

Im Kerngeschäft ist der DAX-Konzern dank seiner Tochter T-Mobile US mit Blick auf das Gesamtjahr zuversichtlicher. Die Amerikaner realisieren Synergien schneller als erwartet und haben daher ihre Prognosen für operativen Gewinn (Ebitda), Cashflow und Kundenwachstum erhöht. Im Mai stellte die Telekom für 2022 mehr als 36,6 Milliarden Euro Ebita statt der bisherigen 36,5 Milliarden in Aussicht. Auf vergleichbarer Basis sind das plus fünf Prozent. Der Cashflow, die auch für Dividenden wichtigen freien Mittelzuflüsse, sollen in diesem Jahr auf "über" statt bisher "rund" zehn Milliarden Euro zulegen. 8,8 Milliarden waren es im Vorjahr. Die Entscheidung im Bieterverfahren um die Deutsche Funkturm soll noch vor den Quartalszahlen der Telekom am 11. August fallen.

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