Die russische Opposition und "der Westen" wollen nicht die Mörder Nemzows zur Verantwortung ziehen, sie wollen Putin als den Drahtzieher sehen. Und die Griechen drohen Berlin, im Falle ausbleibender Gefügigkeit Zehntausende von Migranten Ausreisepapiere für Deutschland auszustellen. In durchaus entscheidende Köpfe scheint die Verwirrung Einzug gehalten zu haben. Nur nicht in den von Mario Draghi. Denn der bekämpft Schuldenexzesse mit Schuldenexzessen.

Nach einem Verbrechen gilt bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung. Natürlich erst recht, wenn man noch gar keinen möglichen Täter dingfest gemacht hat. Für den russischen Präsidenten hingegen wird das auf den Kopf gestellt. Putin ist an allem schuld, egal was passiert oder noch passieren wird. Zumindest in den westlichen Medien, die nicht müde werden, ihren russischen Kollegen Selbstzensur und Meinungsdiktatur vorzuwerfen.

Das Argument, dass es gar nicht sein könne, dass Boris Nemzow ohne Wissen des Kreml auf der Großen Moskwa-Brücke ermordet hätte werden können, ist eher bescheiden. 1972 brachte es der 18jährige Mathias Rust fertig, inmitten des Kalten Krieges nach einem fünfeinhalbstündigen Flug über sowjetisches Gebiet auf genau dieser Brücke vor dem Kreml zu landen. Und wenn Bewaffnete bis ins Oval Office des US-Präsidenten vordringen und ausgewachsene Verkehrsflugzeuge in die Twin Towers und das Pentagon krachen können, dann müssten sich die, die heute eine Mitwisserschaft des Kreml unterstellen, selbst vermutlich noch viel unangenehmere Unterstellungen gefallen lassen.

Einen Silberstreif der Objektivität gibt es doch zu vermelden: NATO-Oberbefehlshaber Philip Breedlove wurde von mehreren europäischen Regierungen der Verbreitung unbewiesener und teilweise nachweislich falscher Darstellungen des militärischen Engagements Russlands in der Ukraine bezichtigt. Das Bundeskanzleramt sprach von "gefährlicher Propaganda" und Außenminister Steinmeier intervenierte persönlich bei NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Wenn der oberste NATO-Militär Hand in Hand mit dem ukrainischen Präsidenten Panzer sieht, wo gar keine sind, hört der Spaß in der Tat auf. Und es hat viel zu lange gedauert, bis das in Berlin und anderen europäischen Hauptstätten erkannt wurde.

Was Griechenland betrifft, hört der Spaß ebenfalls auf. Wer Flüchtlinge etwa aus Syrien zur Verhandlungsmasse und Druckmittel bei der Durchsetzung eigener Interessen degradiert und Touristen oder Studenten als Denunzianten für Mehrwertsteuerbetrug rekrutieren will, der hat sich offenkundig in ein moralisches Vakuum begeben, das sehr einsam machen kann. Geplant war der Euro als Katalysator eines einigen, Wohlstand und Freiheit verpflichteten Europa. Tatsächlich tun sich zwischen den Euro-Ländern heute nicht nur Risse, sondern Gräben auf. Gräben, die es ohne den Euro nicht gegeben hätte.

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EUR/USD: Auf dem Weg zur Parität

Am vergangenen Mittwoch schrieb ich: "Geht EUR/USD unter 1,1050, ist ein Abstieg in Richtung 1 : 1 recht wahrscheinlich. Das ist kein Glaubensartikel, aber eine Chance, die Sie sich mit engem Stopp versehen nicht entgehen lassen sollten!"



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Zugesetzt hat dem Euro zum einen die sich verschärfende Griechenlandkrise, in der die neue Athener Regierung aufpassen muss, sich nicht auch noch die Sympathien ihrer Wähler zu verspielen. Zum anderen kollidierte der Start des Anleihekaufprogramms durch die EZB mit "überraschend positiven" US-Arbeitsmarktzahlen für Februar. Ob man diese Daten glaubt oder nicht, will ich mal offen lassen. Denn die angeblich niedrige Arbeitslosigkeit, die aufgrund des teuren US-Dollars preiswerten Importe und natürlich die stark gefallenen Energiekosten müssten die Konsumenten regelrecht beflügeln. Das ist jedoch keineswegs der Fall.



Quelle: www.markt-daten.de

Beachtenswert sind in diesem Chart vor allem die senkrechten, hellblauen Balken, die die mtl. Einzelhandelsumsätze in Mrd. US$ wiedergeben. Schon im Dezember, dem traditionell umsatzstärkten Monat, waren sie rückläufig. Und im Januar setzte sich die Abwärtsbewegung fort. An den niedrigeren Energiekosten und den gefallenen Preisen für Importwaren besteht kein Zweifel. An den Arbeitsmarktdaten angesichts dieses Charts hingegen schon. Nur:

Solange die Fed daran festhält, die Zinsen erhöhen zu wollen und Super-Mario mangels Erfolgs immer neue Liquiditätsflutungen durchführt, wird der Euro schwach bleiben. Aufpassen sollten Anleger dennoch. Denn bei Erreichen des Paritätskurses könnte auch die Fed ins Grübeln kommen, ob sie der Wirtschaft neben dem zum Dollar ultraschwachen Yen noch eine zweite Außenwährung zumuten wollen, die auf die Exporte drückt. Meinen Lesern kann es egal sein: Ich habe den Stopp für meine EUR/USD-Puts gestern auf den Kaufkurs nachgezogen. Und werde ihn natürlich auch konsequent weiter nachführen!

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EUR/JPY: 120 im Visier

Fundamental betrachtet, stellt sich eine Spekulation auf einen auch gegen den Yen nachgebenden Euro sicherlich etwas diffiziler da. Denn die Bank of Japan fährt bekanntermaßen einen ähnlich expansiven Kurs wie die EZB. Und die in dieser Woche noch einmal nach unten korrigierten Zahlen für das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal sollten garantieren, dass es in Japan vorerst auch dabei bleiben wird.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Charttechnisch betrachtet, befinden sich die Bären bei EUR/JPY dennoch in den Startlöchern. Denn mit dem gestern erfolgten Rücksetzer unter 130 hat der Kurs nun das im Januar markierte Zwischentief unterschritten - und damit Luft bis 120. Sicherheitsorientierter Trader (was es ja auch noch gibt) warten noch einen Rücksetzer unter 129 ab, um dann mit engem Stopp auch hier auf der Putseite zuzufassen.

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Barrick Gold: Halbierung möglich

Wenn die Edelmetalle ihre Funktion als Inflationsbarometer nicht verloren haben, deutet ihre Preisentwicklung darauf hin, dass die Akteure in diesem Bereich keinen Pfifferling darauf wetten, dass die EZB mit ihrem Plan der Re-Inflationierung erfolgreich sein wird. Denn wie es aussieht, dürften die Edelmetalle bald ihre letzten Tiefs unterschreiten. Und damit bekommen wir eine Chance, wie sie uns nicht jeden Tag vor die Füße fällt.

Barrick Gold gilt als Ikone unter den Minenaktien. Mit der Übernahme von Placer Dome stieg das kanadische Unternehmen zum weltgrößten Goldschürfer auf. Und die Kaufempfehlungen für das Papier reihen wie Perlenketten um den im Chart abgebildeten Kurssturz

Ich hatte die Aktie hier ja wiederholt als Put-Kandidaten vorgestellt. Und tue es heute aus gegebenem Anlass noch einmal.



Quelle: www.secretz-online.de

Gestern (im Chart noch nicht enthalten) fiel Barrick Gold unter die charttechnisch und natürlich auch psychologisch wichtige Unterstützung bei 10 US$, nachdem der Kurs zuvor ganz exakt an der vom Septemberhoch 2011 ausgehenden Abwärtstrendgeraden nach unten abgeprallt war. Unter 9,80 US$ finde ich, ist Barrick einen Put-Kauf wert. Mit Zielkurs von 5 US$. Dass sich bei diesem Trade ein enger Stopp setzen lässt, macht ihn umso verlockender. Für www.secretz-online.de habe ich ihn auf meine Watchlist gesetzt!

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .