Es vergeht kaum ein Tag, an dem die britische Königsfamilie nicht in einem der hiesigen Klatschblätter Erwähnung findet. Doch abgesehen von dem ganzen Glanz und Glamour sind die Royals auch ein Milliardenbusiness. Der sogenannte Crown Estate, jenes Unternehmen, das den Immobilien- und Landbesitz der Königin verwaltet, alimentiert einen großen Teil des royalen Vermögens. Auf die Millionen, die der Crown Estate jedes Jahr abwirft, hat Elisabeth II. keinen direkten Zugriff: Das Geld fließt zunächst in die britische Staatskasse. Die Monarchin erhält einen prozentualen Anteil der Gewinne, um damit ihren repräsentativen Pflichten nachzukommen. Üblicherweise sind das 15 Prozent.

Um jedoch die 411 Millionen Euro teure Renovierung des maroden Buckingham Palace zu finanzieren, wurde der Anteil vorübergehend auf 25 Prozent erhöht. Konkret sind dies für 2018/19 laut BBC rund 93,5 Millionen Euro. Der heute unter staatlicher Verwaltung stehende Crown Estate geht auf das Jahr 1760 zurück. Damals hatte König Georg III. die Verwaltung der royalen Ländereien ausgelagert und sich dafür ein festes Einkommen zusichern lassen.

Das Immobilienimperium der Queen umfasst Ackerflächen und Wälder, ländliche Einkaufszentren, Offshore-Windprojekte, die Pferderennbahn von Ascot und auch Top-Immobilien an der vornehmen Londoner Regent Street mit Nobelboutiquen. Laut CNN Money verwaltet der Crown Estate allein in Zentral-London mehr als 740 000 Quadratmeter Wohn- und Geschäftsflächen. Insgesamt beläuft sich der Wert des Besitzes geschätzt auf rund 12,7 Milliarden Euro.

Eine zweite Einkommensquelle der Königin ist ihr persönlicher Besitz, der auf rund 421 Millionen Euro geschätzt wird. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg entfallen davon etwa 67 Millionen Euro auf Investments, 143 Millionen auf das Erbe ihrer Mutter und 98 Millionen auf Immobilien. Außerdem verfügt sie über eine Briefmarkensammlung im Wert von 67 Millionen Euro sowie Rennpferde, deren Wert auf neun Millionen geschätzt wird. Der Buckingham-Palast kommentiert solche Angaben üblicherweise nicht.

Nicht zum persönlichen Eigentum der Königin gehören hingegen die Kronjuwelen, die königliche Kunstsammlung, der Buckingham-Palast oder das Schloss Windsor. Das alles ist Eigentum des Staates, der Monarch hat hier lediglich ein Nutzungsrecht. Königin Elisabeth II., die für ihre Sparsamkeit berühmt ist, bezahlt in Großbritannien Steuern - und zwar seit 1992 freiwillig die Einkommen- und Kapitalertragsteuer. Und seit dem Jahr 1993 ist sie auch mit ihrem persönlichen Einkommen steuerpflichtig.

Riesiger Grundbesitz


Der 71-jährige Thronfolger Prinz Charles ist laut dem Magazin "People With Money" der bestbezahlte Prinz der Welt. Sein Vermögen gibt das Nachrichtenmagazin "Time" mit rund 360 Millionen Euro an. 90 Prozent seiner Einkünfte stammen vom Herzogtum Cornwall, eines von zwei königlichen Herzogtümern in England. Der älteste Sohn des herrschenden britischen Monarchen erbt traditionsgemäß das Herzogtum und den Titel eines Herzogs von Cornwall.

Charles gehört das Herzogtum zwar nicht, aber als Thronfolger hat er ein Anrecht auf die Erträge. Teil des Großgrundbesitzes sind 53 000 Hektar Land, darunter viele Wälder und Bauernhöfe, außerdem Mietwohnungen und Büros. Von März 2017 bis März 2018 erwirtschaftete das Herzogtum einen Überschuss von 25,8 Millionen Euro, der direkt an Prinz Charles ausbezahlt wurde. Damit bestritt er seine Ausgaben und den Lebensunterhalt seiner Söhne William und Harry.

Prinz Charles bewirtschaftet nach ökologischen Kriterien 541 Quadratkilometer Land mit Fischereien und Holzwirtschaft. Ferner gründete er die Biolebensmittelmarke Duchy Originals und unterstützt Handwerksbetriebe. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden bei einem Kapitalwert von 806 Millionen Euro 20 Millionen Euro erwirtschaftet, die weitgehend in die vielen karitativen Stiftungen des Thronfolgers fließen.

Der Prinz wurde einst belächelt, als er 1990 Duchy Originals gründete und die Produkte vermarktete, die alle auf seinem Gut Highgrove erzeugt wurden. Er begann mit Haferkeksen, die in Luxusgeschäften wie dem Kaufhaus Harrods verkauft wurden. Später kooperierte er mit der Supermarktkette Waitrose. Das Sortiment umfasst heute 230 Produkte, die in 30 Ländern verkauft werden.

Charles’ ältester Sohn, Prinz William, verfügt laut dem Nachrichtenmagazin "Time" über ein Vermögen zwischen 25 und 34 Millionen Euro. Das Geld stammt zum Teil aus der Erbschaft seiner 1997 verstorbenen Mutter Diana, die ihm und seinem Bruder Prinz Harry zum 30. Geburtstag je zwölf Millionen Euro vermacht hat. Zudem erhält der Prinz von seinem Vater als eine Art Taschengeld jährlich knapp vier Millionen Euro (das entspricht 5238,77 Euro täglich). Damit deckt er für sich und seine Familie alle Kosten, die sich aus seinem Leben in der Öffentlichkeit ergeben (Reisen, standesgemäße Bekleidung, Kosten für das Personal et cetera).

Als Hubschrauberpilot hatte William während seiner Militärzeit (bis 2017) zusätzlich 52 500 Euro pro Jahr verdient. Und seine Ehefrau Kate, die Tochter eines reichen Unternehmers für Partyartikel, hatte gut eine Million Euro mit in die Ehe gebracht. Wie sein Bruder William verfügt auch Prinz Harry - aktuell die Nummer 6 der britischen Thronfolge - über einen zwölf Millionen Euro schweren Trustfonds, den ihm seine Mutter Diana vermacht hat. "Forbes" schätzte das Investmenteinkommen aus dem Fonds einst auf 500 000 Euro pro Jahr.

Als die Königinmutter Elizabeth Bowes-Lyon 2002 verstarb, ging ihr Nachlass großteils an ihre Tochter, Königin Elisabeth II. Darunter waren Kunstwerke, eine Sammlung wertvoller Fabergé-Eier sowie Schmuck. Rund 15 Millionen Euro erbten aber auch William und Harry. Letzterer erhielt den größten Teil, weil William als Thronfolger später auf die Erträge aus dem Privatbesitz des Herzogtums Cornwall zurückgreifen kann.

Gewaltige Popularität


Mitglieder der königlichen Familie sind eigentlich vom Militärdienst befreit. Harry leistete jedoch als Offizier unter anderem mit den britischen Truppen in Afghanistan Dienst und wurde später zum Kampfhubschrauberpiloten ausgebildet. Seine Ehefrau Meghan Markle war schon vor der Heirat wohlhabend. Ihr Vermögen wird auf 4,1 Millionen Euro geschätzt.

Die Royals sind dank ihrer Popularität - insbesondere der jungen Familienmitglieder - eine Cashmaschine für die britische Wirtschaft. Experten schätzen, dass die "Marke" Windsor dem Land jährlich fast 1,24 Milliarden Euro einbringt. Die Royals sind ein Touristenmagnet, das königliche Siegel eines "Hoflieferanten" steigert die Verkäufe von Produkten wie Senf oder Marmelade, und die britische Modebranche profitiert von den Outfits der Familienmitglieder. Jedes Mal wenn sich etwa Kate oder Meghan mit ihren Kindern in der Öffentlichkeit zeigen, ist dies ein "Zahltag" für die Modemarken, die Mutter und Kind tragen.