Denn sollten einige Anleger ihr Geld zurückfordern, besteht das Risiko, dass die übrigen Anteilseigner auf schwer verkäuflichen Papieren sitzenbleiben. Da die Athener Börse seit fast drei Wochen geschlossen ist und in China knapp die Hälfte aller Börsenwerte nicht gehandelt werden dürfen, können dort engagierte Fonds keinen Wert für ihre Beteiligungen ermitteln.

Einige Hedgefonds haben daher sogenannte Seitentaschen aufgebaut, in die sie nicht handelbare Wertpapiere abschieben. Andere parken derartige Titel in eingefrorenen Mini-Fonds. "In ähnlichen Situationen haben Hedgefonds früher schon so reagiert", sagt Ryan McNelley, Geschäftsführer des Fondsberaters Duff & Phelps. "Seitentaschen sind ein möglicher Weg, um das Problem zu isolieren." Während der Finanzkrise von 2008 hatten Fonds zu ähnlichen Mitteln gegriffen. Damals wurden nach Angaben von Hedgebay, einer Handelsplattform für Hedgefonds-Anteile, Wertpapiere im Volumen von bis zu 400 Milliarden Dollar in "Seitentaschen" geparkt.

ÄHNLICH UND DOCH VERSCHIEDEN



Auch wenn die Auswirkungen für einige Hedgefonds ähnlich sind, ist die Lage in Griechenland und China grundverschieden. Die Athener Regierung schloss Ende Juni die heimischen Banken, weil Griechen aus Angst vor dem "Grexit" - dem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone - die Schalter stürmten, um ihre Konten leer zu räumen und ihre Euro in Sicherheit zu bringen. Parallel dazu wurde auch der Aktienhandel in Athen eingestellt. Börsianer rätseln, wann die Börse wieder öffnet. Sollte dies bis Ende Juli nicht geschehen, seien Hedgefonds gezwungen, griechische Papiere abzuschreiben oder sie in "Seitentaschen" zu verschieben, sagte ein Londoner Investor.

Der griechische Markt ist allerdings winzig. Den Experten des Research-Hauses eVestment zufolge haben institutionelle Anleger nur knapp 1,7 Milliarden Dollar in Hellas-Aktien gesteckt. An den Märkten in Festland-China beläuft sich das Volumen ausländischer Investitionen dagegen auf 139 Milliarden Dollar.

Dort dürfen die ausgesetzten Aktien wohl bald wieder gehandelt werden, aber angesichts der schieren Größe des Marktes könnten sich für dort engagierte Fonds gewaltige Probleme auftürmen. Die chinesischen Behörden hatten in den vergangenen Wochen den Handel mit rund 1300 Aktien gestoppt, um den Absturz der heimischen Börsen aufzuhalten. Sie waren nach einer Rally in der ersten Jahreshälfte seit Mitte Juni um rund ein Drittel eingebrochen.

PROBLEM AUFGEHOBEN ODER NUR AUFGESCHOBEN?



"Seitentaschen" sind aber umstritten, da Investoren für den abgespaltenen Teil des Portfolios kein Recht mehr auf Rückzahlung haben. Experten betonen zudem, dass Anleger bislang nicht versucht hätten, in größerem Stil Geld abzuziehen. Ein solcher Kniff sei daher nicht nötig. Dennoch hatten kürzlich APS Greater China Long/Short und der auf Griechenland fokussierte Horizon Growth Fund ihren Anlegern mitgeteilt, dass ihr Kapital vorerst eingefroren sei.

Langfristig könne diese Strategie allerdings zum Bumerang werden, warnt Savvas Savouri, Chef-Volkswirt des Hedgefonds Toscafund. "Wie wir in der Zeit nach 2007 gesehen haben, können Investoren hartnäckige Prozessierer und sehr nachtragend sein."