"Wir sind hochzufrieden", sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Hella KGaA Hueck & Co, Jürgen Behrend, am Dienstag auf dem Börsenparkett. Er verteidigte den Plan, angesichts des wackligen Marktumfelds mit zwei Privatplatzierungen "durch die Hintertür" an die Börse zu gehen: "Wir sind sehr sicher, dass wir hier nicht stünden, wenn wir nicht diese konservative Strategie gewählt hätten. Wir haben unser Ziel in jeder Hinsicht erreicht."

Privatanleger können die Hella-Aktie erst seit dem Debüt am Dienstag kaufen. Die 16,75 Millionen Papiere waren nur an rund 150 institutionelle Anleger zugeteilt worden. Allerdings hatten Privatanleger bei den jüngsten Börsengängen in Deutschland auch kaum zugegriffen.

Involvierte Investmentbanker erwarten, dass das Vorgehen von Hella bei anderen Mittelständlern Schule machen könnte, die das Risiko eines Scheiterns bei der Emission bisher scheuen. "Bei dieser Strategie steht bereits fest, dass der Börsengang funktioniert, wenn man damit erstmalig an die Öffentlichkeit geht", sagte ein Banker. Hella hatte seine Börsenpläne erst zehn Tagen vor der Erstnotiz publik gemacht, als die meisten Aktien schon platziert waren. Bei gewöhnlichen Börsengängen muss der Vorstand vier Wochen hoffen und bangen. An die Börse begleitet wurde Hella vom Bankhaus Lampe und der Citigroup.

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FITSCHEN WAR DA - ABER NICHT WEGEN HELLA

Als Hella seine Börsenpremiere feierte, gab die Prominenz sich am Frankfurter Aktienmarkt die Klinke in die Hand. Sogar Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen gab Interviews - allerdings nicht bei Hella, sondern bei der 50.000 Sendung der "Telebörse" beim Nachrichtensender n-tv. Hella feierte eher auf kleiner Flamme: Nur ein blinkendes Auto-Rücklicht aus Hella-Produktion neben dem Kursmakler-Tresen zeigte an, dass der Autozulieferer den ersten Handelstag feierte.

Insgesamt 15 Prozent der Aktien des Familienunternehmens können nun an der Börse gehandelt werden. Hella flossen mit dem Aktienverkauf 278 Millionen Euro zu, bis zu 152 Millionen Euro gehen an mehr als 60 Familiengesellschafter, die Anteile verkauften. Kein einziger von ihnen sei ganz ausgestiegen, betonte Behrend. Die Altaktionäre können von Mai 2015 an weitere bis zu 25 Prozent abstoßen. Um wie geplant in den Nebenwerteindex MDax aufzusteigen, müsste Hella seinen Streubesitz auf rund 30 Prozent erhöhen. 60 Prozent der Anteile sollen bis 2024 in Familienbesitz bleiben. "Die Familie will dem Unternehmen eng verbunden bleiben", sagte Behrend.

Große strategische Schritte seien von Hella auch nach der Erstnotiz nicht zu erwarten, sagte Behrend. "Unser Kurs wird sich nicht ändern. Wir haben nicht vor, große Akquisitionen zu tätigen." Hella bleibe dabei, neben dem Wachstum aus eigener Kraft kleine und mittlere Unternehmen zu integrieren und die Gemeinschaftsunternehmen im Ausland auszubauen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2013/14 hatte Hella mit rund 31.000 Mitarbeitern 5,34 Milliarden Euro umgesetzt und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 650 Millionen Euro erwirtschaftet.

Reuters