Vor Corona zählte die warme Mahlzeit in der Kantine oder der Mittagstisch im Restaurant für viele zum Alltag. Seitdem heißt es nach Dienstschluss nicht selten: Einkaufen und an den Herd. Das eigene Standardrepertoire an Gerichten hat sich im Lockdown längst erschöpft. Damit ist der Zustand erreicht, Abonnent von Hellofresh zu werden: Online ein Gericht wählen und die Zutaten plus Kochrezept liefern lassen. Schnibbeln und rühren muss man selbst.

Das Jahr 2020 hat dem Weltmarktführer unter den Kochboxenversendern eine Sonderkonjunktur mit Rekordgewinn beschert. Von 1,8 Milliarden Euro Umsatz 2019 ging es im Corona- Jahr rauf auf 3,75 Milliarden Euro. Die Hälfte des Geschäftsvolumens erzielt das Unternehmen in den USA. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen betrug im abgelaufenen Jahr über 500 Millionen Euro und hat sich im Vergleich zum Vorjahr verzehnfacht. "Als größtes Unternehmen auf dem Markt für Kochboxen hat Hellofresh auch am meisten von der Pandemie profitiert", sagt ein Analyst.

2021 soll sich das Wachstum zwar verlangsamen. Der Vorstand erwartet aber immerhin noch ein Umsatzplus von 20 bis 25 Prozent.

Kasse gut gefüllt

Was aber wird nach Corona? Auch in einem neuen Normalzustand ohne akute Pandemie hat Hellofresh gute Chancen, die Wachstumsstory fortzuschreiben. 2020 floss fast eine halbe Milliarde Euro aus dem operativen Geschäft, das macht eine Expansion ohne finanziellen Kraftakt möglich. Hellofresh ist in 14 Ländern auf drei Kontinenten präsent. Die nächsten Schritte in neue Märkte wie Italien und Japan hat das Management um Dominik Richter schon geplant.

In Australien, wo der Konzern bereits präsent ist, haben Restaurants wieder geöffnet. Hellofresh testet dort Strategien für die Zeit nach Corona. Rabattaktionen und gezielte Werbung sollen Kunden bei der Stange halten.

Verbesserungspotenzial besteht auch in puncto Marktdurchdringung. Nach eigenen Angaben beträgt die Zahl adressierbarer Nutzer allein in den USA etwa 77 Millionen Menschen. Davon erreicht Hellofresh erst gut drei Prozent. Ähnlich sieht es in anderen Märkten aus. Eine weitere Option zur Beschleunigung wäre es, die US-Tochtermarken Everyplate und Green Chef in weiteren Ländern zu etablieren. Beide adressieren unterschiedliche Kundengruppen. Everyplate deckt das untere Preissegment ab. Green Chef bietet Produkte aus biologischem Anbau. Mit der laufenden Erweiterung der Rezeptpalette lassen sich Kunden mit speziellen Ernährungsgewohnheiten ansprechen.

Mittlerweile erfüllt Hellofresh die Kriterien für den DAX, muss sich aber wohl noch bis zum Herbst gedulden. Denn für den Aufstieg schon im März hätte der zweite operative Gewinn in Folge bis zum Stichtag vergangene Woche vorliegen müssen.

Wachstum: Der Weltmarktführer wächst stark, muss weiteres Potenzial erschließen. Die DAX-Aufnahme bleibt wahrscheinlich. Attraktiv.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 80,00 Euro
Stoppkurs: 48,00 Euro