Trotz der nicht geringen Größe bewegt sich die Aktie von Hensoldt unter dem Radar vieler Investoren. Die Zurückhaltung sorgte dafür, dass die Aktie im Branchenvergleich mit einem hohen Abschlag gehandelt wird. Hensoldt stellt Sensoren und optische Systeme her, die in der Verteidigungsindustrie und zum kleineren Anteil in der zivilen Luftfahrt eingesetzt werden. Der Rüstungskonzern gehörte früher zu Airbus und wurde 2017 von der Beteiligungsfirma KKR gekauft. Der Börsengang erfolgte im vergangenen September zu einem Kurs von zwölf Euro.

Hensoldt ist in großen Verteidigungsprogrammen wie der Ausrüstung des Eurofighter vertreten. Die Militärausgaben werden angesichts des Nachholbedarfs der vergangenen Jahre steigen, überproportional legt dabei der Anteil an elektronischen Systemen, wie sie Hensoldt herstellt, zu. Der Auftragseingang des Unternehmens ist entsprechend stark: Im ersten Halbjahr lag er bei mehr als zwei Milliarden Euro, der Auftragsbestand summiert sich auf fünf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Analysten erwarteten, dass das Unternehmen in diesem Jahr nicht ganz 1,5 Milliarden Euro umsetzen wird. Das heißt: Hensoldt ist rechnerisch reichlich für drei Jahre ausgelastet.

Zwei Katalysatoren

Ausgehend vom Auftragsbestand ist ein Szenario, dass Hensoldt in den kommenden drei bis fünf Jahren die Erlöse kontinuierlich steigern wird, nicht abwegig. Mit dem höheren Anteil an laufenden Projekten wird sich auch die Marge, die heute schon bei 18 Prozent liegt, verbessern können. Das heißt: Der Gewinn pro Aktie sollte deutlich zweistellig steigen können. Die Bewertung ist gemessen an einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,9 auf Basis der Gewinnschätzungen für 2022 eigentlich schon viel zu niedrig.

Neben der Bewertungsanpassung zu Wettbewerbern, die im Schnitt mindestens ein gutes Drittel höher gehandelt werden, gibt es auch im Aktionärskreis Spannendes. KKR hat im vergangenen April ein Viertel der Aktien an den Bund verkauft, der seinen Einfluss mit einer Sperrminorität sichern will. Der gezahlte Preis betrug 17,60 Euro je Aktie. Ein weiteres Viertel ging an den Luftfahrtkonzern Leonardo. Der Preis dieser Transaktion belief sich auf rund 23 Euro, also deutlich mehr als der aktuelle Kurs. Der Einstieg der Italiener mit 25 Prozent unterliegt allerdings noch einer kartellrechtlichen Untersuchung. Die Ergebnisse dazu werden erst im neuen Jahr erwartet. Wird der Einstieg genehmigt, ist es möglich, dass Leonardo seinen Einfluss ausbauen will, um Hensoldt konsolidieren zu können. Ein freiwilliges Übernahmeangebot würde nicht überraschen, ein Börsenrückzug lässt sich nicht ausschließen.

Empfehlung: Kaufen