Garniert wird das gern mit der Werbung, dass man dadurch einen größeren Anteil am zukünftigen Unternehmenserfolg hätte. Klingt gut, stimmt aber nicht. Bei der Ausschüttung von Aktien gilt ein Referenzkurs. Der ist der Maßstab für die Besteuerung. Wer keine Freibeträge hat, muss die Aktiendividende versteuern. Heißt: Es gibt eine Zahlungsverpflichtung, einen Bargeldeingang aber nicht. Um die Liquidität zu halten, müssten dann entsprechend viele Aktien verkauft werden. Der bessere Weg: Anleger erhalten eine Barausschüttung und entscheiden dann selbst, ob sie die verbleibenden Mittel wieder zum Kauf der Aktie über die Börse einsetzen.

Die Scrip-Dividende ist nichts anderes als eine verdeckte Kapitalerhöhung. Was würden Sie von einem Unternehmen halten, das die Aktionäre erst einmal zur Kasse bittet, um damit einen Teil der Dividende zu zahlen? In der Tat findet man diese Form oft bei Firmen, die auf dem Papier stattlich ausschütten wollen, deren freier Cashflow das aber gar nicht hergibt. So gehören Immobilienfirmen wie Vonovia oder DIC Asset zu den eifrigen Nutzern. Deren freier Cashflow würde eher eine geringere Ausschüttung rechtfertigen. Für Aktionäre wäre das noch akzeptabel, wenn das in das Unternehmen zusätzlich eingesetzte Geld sich über Marktniveau zusätzlich verzinste. Das liefern die Immobilienfirmen nicht. Auch Branchenvertreter Aroundtown und Tochter Grand City Properties müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie auf der einen Seite eigene Aktien wegen des hohen Abschlags zum inneren Wert zurückkaufen und gleichzeitig aber neue Aktien für die Scrip-Dividende zu einem Abschlag ausgeben. Sieht nicht nach optimalem Umgang mit Aktionärsgeldern aus.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.