Trotz Corona-Krise treibt Homann Holzwerkstoffe den Bau eines Werks in Litauen voran. Creditreform warnt vor steigender Verschuldung, hat das im April wegen der Pandemie unter Beobachtung gestellte Rating des inhabergeführten Herstellers von Holzfaserplatten für die Möbel- und Türenindustrie aber mit "BB-" und stabilem Ausblick bestätigt. €uro am Sonntag sprach mit Fritz Homann.

€uro am Sonntag: Herr Homann, wie läuft Ihr Geschäft in der Corona-Krise?

Fritz Homann: Die Nachfrage nach unseren Produkten ist auf hohem Niveau, man kann fast schon von einem überhitzten Markt sprechen. Viele richten es sich zu Hause mit neuen Möbeln gemütlich ein. Ohne Urlaub und Restaurantbesuche ist dafür ja auch Geld im Portemonnaie.

Der Umsatz sinkt 2020 dennoch?

Wenn die Maschinen sowieso rund um die Uhr laufen, kann man die ausgefallenen Monate April und Mai nicht aufholen. Deshalb wird der Umsatz 2020 etwas unter den 274 Millionen Euro des Vorjahres bleiben. Der operative Gewinn (Ebitda) sollte aber wieder das Niveau von 2019 mit 48 Millionen erreichen.

Außer dem Werk im Saarland haben Sie zwei Fabriken in Polen. Spüren Sie die Zloty-Schwäche?

Wir haben Ausgaben und Einnahmen in Zloty, die Wechselkurseffekte für unser Ergebnis sind deshalb vernachlässigbar.

Ein Argument für die Investition von 130 Millionen Euro in ein neues Werk in Litauen ist aber, dass dort der Euro gilt?

Das ist auch ein Grund. Ausschlaggebend ist jedoch, dass wir mit unseren Fabriken nahe an Rohstofflieferanten und Kunden sein wollen. Litauen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Standorte der Möbelindustrie in Osteuropa entwickelt. Litauen ist zudem ein waldreiches Land, auch aus Ostpolen und Weißrussland können wir Holz für den neuen Standort nahe Vilnius beziehen. Im zweiten Halbjahr 2022 soll der Betrieb dort anlaufen.

Wie finanzieren Sie die Investition, mit einer neuen Anleihe?

Wir haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und solide Cashreserven aufgebaut. Zudem sind die Banken bei Unternehmenskrediten zurzeit auch eher großzügig. Wir wollen aber die Anleihe als Finanzierungsbaustein weiter nutzen und prüfen natürlich regelmäßig die Optimierung unserer Finanzierungsstruktur.

Wie stark steigen die Schulden?

Die Nettoverschuldung beträgt zurzeit das 2,4-Fache des Ebitda. Im Rahmen von Bankkrediten haben wir uns verpflichtet, dass dieser Wert 3,5 nicht übersteigt. Und in den Anleihebedingungen ist festgelegt, dass sich der Zins um 0,5 Prozentpunkte erhöht, wenn der Verschuldungsgrad über 4,5 steigt. Unsere Planung sieht vor, dass wir beide genannten Größen unterschreiten.

Gute Beimischung: Bei vertretbarem Risiko verspricht der Bond eine ansehnliche Rendite. Homann könnte bis Juni 2021 zu 101,5 Prozent, danach zu 101 Prozent vorzeitig kündigen; dies ist aber unwahrscheinlich.