Langfristig betrachtet liegen selbst die alten Höchstkurse um 3050 Punkte im Bereich des Möglichen. Was Anleger zu Jahresbeginn wissen müssen und welche Titel derzeit unsere Aufmerksamkeit erregen - sowohl auf der Long- als auch auf der Shortseite.

Bevor es zu den Einzelwerten kommt: Nachfolgend ein Blick auf die gegenwärtige Ausgangslage beim Hightech-Index.

TecDAX: Das kann ein echter Boden geben



Das sieht doch gut aus: Die kräftige Abwärtsbewegung des TecDAX-Index von 3059 Punkte bis auf 2376 Punkte (-22%) in nur 17 Wochen konnte zum Jahreswechsel gestoppt werden. Im nachfolgenden Chart gut zu erkennen: Die Bodenbildung im Bereich um 2376 /2400 Punkte. Dieser Kursbereich markierte im Vorjahr das Jahrestief. Dort finden sich zum Jahreswechsel 2018/19 zwei bullisch zu bewertende Wochenkerzen mit jeweils einem positiven (weißen) Kerzenkörper mit verhältnismäßig lange, untere Schatten (grüner Pfeil).

Diese positive Ausgangslage könnte dem TecDAX auch mittelfristig wieder mehr Auftrieb verleihen. Dabei überzeugt der Index derzeit mit einem attraktiven Gewinn-Risikoverhältnis: Mit der Unterstützung bei 2375,59 Punkten lässt sich ein relativ engmaschiger Stop-Losskurs platzieren. Andererseits erkennen wir ein erstes Aufwärtspotenzial bis an die 200-Tagelinie heran, die knapp oberhalb von 2700 Zählern verläuft. Mit ihrem waagerechten Verlauf sollte sie nur einen geringen Widerstand auf den Indexverlauf nehmen. Im Idealfall sehen wir langfristig den Höchststand aus 2018 (3049,60 Punkte) wieder. Dies entspräche einem Aufwärtspotenzial von gut 21 Prozent.



Auf den folgenden Seiten: Aktien aus dem TecDAX





Die Guten: Charttechnisch aussichtsreiche Aktien im TecDAX



Wenden wir uns nun fünf Einzelwerten zu, die uns charttechnisch auf der Long-Seite begeistern.

Carl Zeiss Meditec-Aktie: Die Optik überzeugt



Kurs am 9. Januar 2019: 76,30 Euro Nächste mittelfristige Unterstützung: 65,00 Euro / 67,75 Euro Nächster mittelfristiger Widerstand: 76,85 Euro

Keine Frage: Die Optik begeistert! Der Aufwärtstrend bei den Aktien der Carl Zeiss Meditec geht bereits in das zehnte Jahr. Hiervon zeugt auch die seit Jahren kontinuierlich ansteigende 200-Tagelinie (blaue Linie) - sie spiegelt die durchschnittlichen Notierungen der vergangenen 200 Handelstage wider und legt damit Zeugnis ab vom übergeordneten Trendverhalten. Dieser steigende, gleitende Durchschnitt dient den Kursen gleichzeitig auch als Unterstützung für etwaige Korrekturen. So geschehen im vergangenen November / Dezember bei Preisen um 60,25 Euro (gelb markiert im Chart) - ein hervorragendes Einstiegssignal auf der Long-Seite. Die nachfolgende Konsolidierung oberhalb der 67,75er-Linie darf mit der heutigen Handelswoche als abgeschlossen bezeichnet werden.

Seit Wochenbeginn haben sich die Papiere um 5,3 Prozent verteuert und sind dabei, einen mittelfristigen Abwärtstrend, der noch vom Herbst herrührt, nach oben zu durchbrechen. Der Kursverlauf der Aktie liegt gut im Trend und der Titel notiert aktuell knapp zehn Prozent oberhalb ihrer 200-Tageline (blaue Kurve). Damit erscheint der Wert auch heute noch, in der zweiten Woche seiner jüngsten Aufwärtsbewegung, noch keinesfalls als überkauft. Anleger achten jetzt auf die mittelfristige Unterstützung bei 65 Euro. Der nächste Widerstand bildet das Allzeithoch bei 76,85 Euro. Ein Break out nach oben wäre als neuerliches und starkes Kaufsignal zu verstehen. Die Carl Zeiss Meditec AG ist ein weltweit im Bereich Medizintechnik agierendes Unternehmen mit Sitz in Jena. Zur Produktpalette zählen Instrumente für die Augenuntersuchung, Operations-Mikroskope, medizinische Laser und Intraokularlinsen.



Auf Seite 3: Dialog Semiconductor





Dialog Semiconductor-Aktie: Gut unterstützt nach oben



Kurs am 9. Januar 2019: 22,61 Euro Nächste mittelfristige Unterstützung: 19,12 Euro / 16,54 Euro Nächster mittelfristiger Widerstand: 25,44 Euro / 28,29 Euro

Die 200-Tagelinie als Unterstützung hat ihr Wort gehalten: In der ersten Januarwoche hat der Kurs der Dialog Semiconductor mit einem Tiefstkurs von 19,12 Euro nahezu punktgenau die 200-Tagelinie (blaue Kurve) touchiert. Der relativ große untere Docht dieser Wochenkerze zeugt vom Kaufinteresse der Anleger auf diesem Kursniveau. Mit aktuellen Kursen um 22 Euro notiert der Titel nun wieder oberhalb einer mittelfristigen Aufwärtstrendlinie, die ihren Ursprung im vergangenen Juni / Juli hat.

Kommt es jetzt zu einer Abprall an dieser Trendlinie nach oben? Die Chancen dafür sind gegeben. Denn wie gesagt: Der mittelfristige Aufwärtstrend ist intakt und der Aktienkursverlauf von Dialog Semiconductor zeigt sich bei 19,12 Euro als gut unterstützt. Die nächste Hürde ist bei 25,44 Euro zu erwarten; im weiteren Verlauf bei 28,29 Euro - dort lag das Jahreshoch 2018. Die bislang positive Ausgangslage würde sich erst dann eintrüben, falls die Notierungen unterhalb von 19,12 Euro fielen - dann wäre mit einem weiteren Rückschlag in Richtung 16,54 Euro zu rechnen. Dialog Semiconductor ist ein Fabless-Hersteller von anwendungsspezifischen integrierten Mixed-Signal-Schaltungen.



Auf Seite 4: Morphosys





Morphosys-Aktie: Hier kommt Leben ins Spiel



Kurs am 9. Januar 2019: 100,90 Euro Nächste mittelfristige Unterstützung: 86,25 Euro / 76,45 Euro Nächster mittelfristiger Widerstand: 109,80 Euro / 124,90 Euro

Das sieht doch gut aus: Eine Bodenbildung im Bereich um 86,25 Euro, zwei bullische Wochenkerzen und ein überzeugender Sprung über die 200-Tagelinie (blaue Kurve) - der Grundstein für einen festen Wochenschluss bei den Aktien von Morphosys sind gelegt! Noch sind die Kurse in einem mittelfristigen Abwärtstrend gefangen, der im Juli bei 124,90 Euro seinen Anfang nahm. Kommt es jetzt etwa zu einem Ausbruch nach oben? Die vergangenen beiden Wochenkerzen überzeugen beide mit ihren bullisch zu bewertenden Kerzenkörper - das zeugt vom wiederentflammten Kaufinteresse seitens der Investoren.

Trotz mittelfristigem Abwärtstrend: Die 200-Tagelinine zeigt zielstrebig nach oben und zeugt damit vom übergeordneten positiven Trendverhalten der Morphosys-Aktie. Am Mittwochmorgen kostet ein Anteilsschein knapp über 100 Euro. Damit versucht die Notierung erneut, ihren dreistelligen Kursbereich zurückzuerobern. Bei Notierungen oberhalb von 103 Euro wäre dann auch besagter Abwärtstrend besiegt und ein Kaufsignal generiert. Das nachfolgende Kursziel: 109,80Euro; anschließend dürfte das vergangene Mehrjahreshoch bei 124,90 erneut angegangen werden. Die MorphoSys AG ist ein deutsches Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Martinsried bei München. Morphosys zählt mit zu den weltweit führendsten Biotechnologieunternehmen im Bereich der vollständig humanen Antikörper.



Auf Seite 5: Bechtle





Die Kritischen: Charttechnisch angeschlagene Aktien im TecDAX



Es ist nicht alles Gold was glänzt: Trotz positiver Ausgangslage bei den Hightechs finden sich im TecDAX auch Titel, die weniger überzeugen. Käme es zu einer neuerlichen Korrekturphase am Gesamtmarkt, so wären es insbesondere diese Titel, die verstärkt unter Druck geraten könnten:

Bechtle-Aktie: Gefahr noch nicht gebannt



Kurs am 9. Januar 2019: 69,35 Euro Nächste mittelfristige Unterstützung: 59,50 Euro / 55,05 Euro Nächster mittelfristiger Widerstand: 75,83 Euro / 90,65 Euro

Wahrlich kein schöner Jahresauftakt für Bechtle-Aktionäre: Der Kurs der Anteilsscheine konnten die Jahresanfangsrallye nicht wirklich mitnehmen: Der Kurs der Aktie bewegt sich auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Zum Vergleich: Der TecDAX-Index verteuerte sich seit Anfang Januar um knapp drei Prozent. Mit der aktuellen Kursschwäche wurde in der vergangenen Woche sogar der Tiefstkurs des Vorjahres (63,65 Euro) zeitweilig nach unten durchbrochen - charttechnisch betrachtet ein klares Warnsignal, auch wenn sich die Notierungen zwischenzeitlich von ihrem Vorwochentief erholen konnten.

Auf dem ersten Blick erscheinen die Bechtle-Aktien als überverkauft, denn sie notieren aktuell rund 17 Prozent unterhalb ihrer 200-Tagelinie (siehe Grafik unterhalb des Kurscharts). Andererseits jedoch gilt der altbekannte und -bewährte Börsenspruch: "Greife in kein fallendes Messer!" Und mit diesem haben wir es bei den Bechtle-Aktien zu tun. Insbesondere das negative Candle aus der Vorwoche spricht eine Warnung aus. Der Kurs steht auf wackeligen Beinen - mit einem weiteren Kursrückschlag muss gerechnet werden. Die nächste Unterstützung erwarten wir im Bereich um 60 Euro, sowie anschließend um 55 Euro - dort finden sich markante Tiefs, die noch aus dem Jahre 2017 herrühren. Die Bechtle AG gehört zu den größten IT-Systemhäusern in Deutschland mit 70 Standorten im deutschsprachigen Raum sowie Handelsgesellschaften in mehreren europäischen Ländern.



Auf Seite 6: Rib Software





Rib Software-Aktie: Im Abwärtsstrudel gefangen



Kurs am 9. Januar 2019: 11,27 Euro Nächste mittelfristige Unterstützung: 8,88 Euro / 8,00 Euro Nächster mittelfristiger Widerstand: 16,38 Euro / 23,46 Euro

Achtung bei den Aktien von Rib Software: Trotz freundlichem TecDAX-Index zeigt sich der Titel des Stuttgarter Unternehmens stark angeschlagen - die Papiere bewegen sich seit Anfang September in einem bis heute intakten Abwärtstrendkanal. Zwar stellte sich Mitte Dezember bei 8,88 Euro eine Gegenbewegung nach oben ein, die aber nicht wirklich von Dauer erscheint: In der ersten Handelswoche des neuen Jahres liegt die Performance von Rib Software - entgegen der freundlichen Gesamtmarktstimmung - bei enttäuschenden -5,5 Prozent. Die Folge: Die Rib-Software-Aktie kostet heute rund 40 weniger als im Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage; dies geht aus der Grafik unterhalb des Charts hervor. Will heißen: Investoren ziehen sich zurück.

Auf dem ersten Blick erscheinen die Papiere als überverkauft (siehe Grafik unterhalb des Charts). Gleichwohl sollten Anleger auf der Hut sein und sich darauf einstellen, dass sich die Kursschwäche fortschreibt: Der Abwärtstrendkanal ist voll intakt. Auf der Oberseite gilt das Hoch aus der Vorwoche (11,96 Euro) als Widerstand. Auf der Unterseite ist am Jahrestief 2018 (8,88 Euro) Kaufinteresse zu erwarten. Eine größere Unterstützung warten bei acht Euro; dort findet sich ein Mehrjahrestief, das noch von 2016 herrührt. Rib Software gehört zu den größten Softwareanbietern im Bereich der Enterprise-Resource-Planning-Lösungen für das Bauwesen. Zu den Kunden zählen unter anderem Bauunternehmen.



Autor: Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann mit Studium der Volkswirtschaftslehre. Über viele Jahre arbeitete er in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht.

Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.