Der Modekonzern Hugo Boss will seine Hauptmarke Boss exklusiver machen und sich damit gegen die Flaute im Textileinzelhandel stemmen. "Boss wird nicht mehr auf der Stange neben anderen Marken hängen", kündigte Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs am Donnerstag zur Vorlage der Bilanz im schwäbischen Metzingen an. Die Hauptmarke, mit der drei Viertel des Umsatzes gemacht werden, sei bald nur noch in eigenen Boss-Geschäften zu haben. Zudem werden die Preise erhöht: Der günstigste Boss-Anzug soll künftig mehr als 500 Euro kosten nach derzeit 449 Euro. Luxus-Herrenschuhe sind nur noch ab 400 Euro zu haben. "Billig können wir gar nicht", betonte Lahrs.

Allerdings sei die von Boss angesprochene gut betuchte Kundschaft derzeit verunsichert. "Lokale Krisen in der Ukraine und dem mittleren Osten haben ein globales Unwohlsein bei der Konsumentenstimmung produziert", sagte Lahrs. Das zweite Halbjahr 2014 sei überraschend schlecht gelaufen und der Start ins neue Geschäftsjahr nicht besser gewesen. Lahrs kündigte deshalb an, was Analysten ohnehin schon erwartet hatten: Die bisher angepeilten drei Milliarden Euro Umsatz seien 2015 nicht zu schaffen. Der Erlös von 2,57 Milliarden Euro im vergangenen Jahr werde nur um eine mittlere einstellige Prozentzahl steigen. Experten gingen bisher von 2,8 Milliarden Euro Umsatz aus. Die drei Milliarden sind Lahrs zufolge dann 2016 in Sicht.

Analysten nannten den Ausblick enttäuschend. Anleger trennten sich in Scharen von dem Papier: Die Aktie verlor in der Spitze 3,8 Prozent und war damit der größte Verlierer im Nebenwerteindex MDax. Später erholte sich der Kurs.

Auf Seite 2: GROßE BOSS-LÄDEN IN METROPOLEN



GROßE BOSS-LÄDEN IN METROPOLEN

Das operative Ergebnis (Ebitda vor Sondereffekten) soll in diesem Jahr um fünf bis sieben Prozent klettern, nachdem es 2014 währungsbereinigt um fünf Prozent auf 591 Millionen Euro gewachsen war. Damit habe Boss besser abgeschnitten als die gesamte Branche, die das dritte Jahr in Folge im Rückwärtsgang sei, erklärte Lahrs. Der Kursrückgang des Euro werde Boss, der ein Fünftel seines Umsatzes in Amerika und 14 Prozent in Asien macht, das Ergebnis nur geringfügig aufbessern, erklärte Finanzvorstand Mark Langer. Obwohl das Konzernergebnis mit 334 Millionen Euro stagnierte, will Boss die Dividende um acht Prozent auf 3,62 Euro erhöhen.

Das mit Nobelmarken wie Armani, Ralph Lauren oder Burberry konkurrierende Modehaus will den Anteil seiner Luxuswaren am Umsatz von heute gut zehn bis 2020 auf 20 Prozent steigern. Zudem setzen die Schwaben weiter auf den Ausbau der eigenen Geschäfte, die höhere Margen abwerfen als die Kaufhäuser. Zu den mittlerweile 1041 Boss-Geschäften sollen in diesem Jahr 50 hinzukommen. Damit hätte Boss das eigene Geschäftsnetz innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Zuletzt erzielte Boss 57 Prozent der Erlöse in eigenen Läden, bis 2020 sollen es mehr als 75 Prozent werden. Eigene, kleinere Shops will Boss schließen und stattdessen weitere große Geschäfte in umsatzträchtigen Innenstadtlagen von Metropolen eröffnen. Das mit Herrenanzügen groß gewordene Modehaus treibt auch den Ausbau der Damenkollektion mit seinem Stardesigner Jason Wu voran, der etwa die First Lady Michelle Obama ausstattete. Es habe sich ausgezahlt, die Damenmode im Erdgeschoss der Boss-Geschäfte zu präsentieren, sagte Lahrs. Denn so werde auch mehr Herrenmode verkauft. "Die Damen kaufen für ihre Männer ein."

Reuters