Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 89,3 Punkte gerechnet. Die vom Ifo befragten Manager schätzten ihre Geschäftsaussichten und auch ihre Lage günstiger ein als zuletzt. Wichtige Konjunkturbarometer zeigten jüngst wieder Wachstum an. Die Erholung folgt auf einen beispiellosen Konjunktureinbruch im Frühjahr. Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 9,0 Prozent geschrumpft ist.

"OPTIMISMUS KOMMT SO LANGSAM WIEDER ZURÜCK"


"Der Optimismus kommt so langsam wieder zurück", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters: "Das ist ein guter Start ins dritte Quartal." Das Münchner Institut geht weiter davon aus, dass sich die Wirtschaft im Sommer deutlich von dem Corona-Schock erholen wird, auch wenn das Wachstumsloch vom Frühjahr noch lange nicht aufgefüllt werden kann: Das Ifo erwartet für das dritte Quartal ein BIP-Wachstum von 6,9 Prozent.

Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe goß jedoch etwas Wasser in den Wein: Die Laune bessert sich zwar, allerdings nur behäbig. Vorsicht ist auch angebracht: Die Corona-Pandemie sammelt derzeit neue Kraft."

Nach dem Lockdown im Frühjahr ist die deutsche Wirtschaft mittlerweile zwar wieder weitgehend geöffnet. Doch Corona bleibt ein Thema: Die Zahl der bekannten Infektionen stieg jüngst um 340 auf 205.609, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die zweite Infektionswelle der Corona-Pandemie ist nach den Worten von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereits in Deutschland angekommen. Unter anderem macht ein Landwirtschaftsbetrieb im niederbayrischen Mamming wegen einer Serie von Infektionen unter Erntehelfern Schlagzeilen.

Auch der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, warnte im Gespräch mit dem "Handelsblatt" vor zu viel Euphorie: Nach dem extrem tiefen Absturz der Wirtschaftsleistung im April und Mai sei der Weg aus der Rezession lang. "Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab", betonte Feld. Wenn die Zahlen der Neuinfektionen stark steigen sollten, könnten erneute Lockdowns die Erholung bremsen.

rtr