Wenn die ersten klinischen Studien besser ausfallen, als es das Management selbst erwartet hat, ist das bei Biotechfirmen ein vielversprechendes Signal. "Völlig überrascht" war das Management von Immatics von den ersten klinischen Resultaten seines Wirkstoffs IMA203. Bei der Hälfte aller ausgewerteten Patienten schrumpfte der Tumor deutlich um bis zu über 60 Prozent. In der Regel bewirkt die Dosiseskalation in der klinischen Phase I noch keine Ansprechrate auf Tumore. Die Dosiseskalation für zwei weitere Wirkstoffe läuft noch.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Tübingen entwickelt Zelltherapien gegen Krebs. Mit einem völlig neuartigen Ansatz hat Immatics solide Tumore im Visier, die für mehr als 80 Prozent aller Krebsarten stehen. Durch das Zusammenspiel von einem HLA-Peptid und einem T-Zell-Rezeptor entsteht ein Schlüssel-Schloss-Mechanismus als Türöffner aus zwei Molekülen, der Tumorzellen knackt. Die im Inneren der Tumorzellen versteckten Zielmoleküle (Targets) werden an der Oberfläche präsentiert - und lösen dann mit Zelltherapien oder bispezifischen Antikörpern eine Immunantwort aus. Als erstes Angriffsziel hat Immatics ein Target namens PRAME gewählt, das bei etlichen Tumorarten vorkommt.

Umfangreiche Studie

Anfang 2022 startet eine dreiarmige Studie mit IMA203: als Monotherapie, die eine noch längere Ansprechrate beweisen soll, in Kombination mit bereits zugelassenen Krebsarzneien aus der Klasse der Checkpoint-Inhibitoren bei Patienten, bei denen die Wirkung nachzulassen beginnt, und schließlich mit einer neuen Zelltherapie-Generation, die die Dauer der Antitumorantwort weiter verstärken soll. Klinische Resultate will Immatics noch 2022 liefern. Bei einem positiven Ausgang folgen als nächster Schritt schon die zulassungsrelevanten Studien.

Die Langfristziele von Immatics sind ambitioniert. "Wir wollen ein vollintegriertes biopharmazeutisches Unternehmen werden und alle klinischen Kandidaten mit dem Zielmolekül PRAME in Eigenregie entwickeln", erläutert Vorstandschef Harpreet Singh. Zugleich will Immatics seine Lizenzpartnerschaften ausbauen. Mit GlaxoSmithKline, Celgene und Genmab hat Immatics bereits Kooperationsprogramme abgeschlossen und als Vorabzahlungen jeweils hohe zweistellige Millionenbeträge verbucht.

Mit Cash-Reserven von zuletzt 173,2 Millionen Euro ist die Firma, die im Juli 2020 in den USA an die Börse ging, bei moderat steigenden Ausgaben bis 2023 durchfinanziert. Fallen die nächsten Wirksamkeitsdaten wieder exzellent aus, ist ein Kursfeuerwerk in deutlich zweistellige Kursregionen drin.

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