Die Wohnungspreise steigen weiterhin stärker als die Mieten, sagt der Rat der Immobilienweisen. Von Preisblasen spricht er dennoch nicht. Von Bernhard Bomke

Die Mieten für Wohnungen steigen in vielen deutschen Städten weiterhin deutlich langsamer als die Kaufpreise. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten hervor, das der Rat der Immobilienweisen diese Woche präsentierte und einem Vertreter des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat überreichte.

Lars Feld, Wirtschaftswissenschaftler an der Uni Freiburg und Mitautor des Gutachtens, spricht dennoch nicht offen von einer Preisblase, sondern formuliert vorsichtiger. Er spricht von Fragen der Finanzstabilität, die sich stellten, wenn man das Auseinanderdriften von Mieten und Kaufpreisen betrachte.

Diese Fragen stellen sich Marktforscher schon lange. Reiner Braun vom Institut Empirica fand gegenüber €uro am Sonntag eine originelle Antwort: "Es gibt sicher irgendwo Preis-blasen, aber das ist völlig egal, wenn sie nicht platzen."

Das Gutachten beziffert den Anstieg der Angebotsmieten für Wohnungen im Jahr 2019 auf durchschnittlich 3,5 Prozent. 2018 lag das Plus bei neu geschlossenen Mietverträgen noch bei 3,8 Prozent.

Viel Neubau bremst Mieten


Die Kaufpreise zogen im vergangenen Jahr im Schnitt um 9,7 Prozent an, also fast dreimal so stark wie die Neuvertragsmieten. Dieses Auseinanderdriften könnte sich zumindest in begehrten Städten fortsetzen, prognostiziert Brauns Kollege Harald Simons, der am Gutachten mitgeschrieben hat. Er rechnet mit weiter steigenden Kaufpreisen und begründet das unverändert mit den niedrigen Zinsen.

Bei den Mieten beobachtet der Experte selbst in den sieben größten Städten Deutschlands einen nachlassenden Anstieg. Den erklärt er mit vielen fertigen Neubauten und weniger Zuwanderung in die angesagten Städte - allen voran nach Berlin.

Er hält es für möglich, dass sich die Mietzuwächse in Städten wie Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart in diesem Jahr weiter reduzieren. Für Berlin, wo Ende des Monats wohl endgültig ein Mietendeckel eingeführt wird, errechnete er bereits für 2019 einen Rückgang der Mieten um durchschnittlich 0,7 Prozent.

Ganz unterschiedlich schätzen die Gutachter die Wohnungsmärkte im ländlichen Raum Deutschlands ein. In vier von fünf Kommunen liege die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter bei 5,20 bis 7,50 Euro. Im Schnitt zogen die Mieten -außerhalb der großen Zentren um drei Prozent an.

Bei den Kaufpreisen sind jenseits der Metropolen Durchschnittswerte von 1000 bis 2100 Euro pro Quadratmeter üblich, Tendenz bis zuletzt meist steigend. Carolin Wandzik, Chefin des Instituts Gewos, sieht für risikoscheue Wohnungsinvestoren vor allem im Norden Niedersachsens, in Schleswig-Holstein sowie in fast allen Kreisen Baden-Württembergs und Bayerns gute Kaufgelegenheiten.