Die Corona-Krise wird womöglich auch ein Stresstest für die Immobilienanlagen. Zwar standen Gebäude, in denen Menschen wohnen, arbeiten oder einkaufen, in den vergangenen Jahren aus der Sicht von Anlegern für Sicherheit, was geradewegs in dem Begriff "Betongold" mündete. Doch Kursverluste bei Offenen Immobilienfonds und die Ankündigung großer Wohnungsunternehmen, vorerst auf Mieterhöhungen zu verzichten, um die Zahlungsfähigkeit ihrer Mieter nicht zu gefährden, sprechen dafür, dass Sicherheit auch in Bezug auf Immobilien ein relativer Begriff sein könnte.

"Es gibt Verzögerungen auf Baustellen und bei Planungs- und Genehmigungsverfahren, Mietstundungen und einen starken Rückgang der Nachfrage", sagt Andreas Ibel, der Präsident des mittelständischen Immobilienverbands BFW. Bereits am Mittwoch vergangener Woche gab sich der große Lobbyverband Zentraler Immobilien Ausschuss nervös. Er rief nach Staatshilfe für seine Mitgliedsunternehmen. Wohlgemerkt für die Immobilienbranche, die in den vergangenen zehn Jahren massiv von immer weiter steigenden Preisen profitiert hat.

Engstelle Eigenkapital


Nähme man den Hilferuf des Verbands ernst, müssten sich Immobilienanleger längst große Sorgen machen. Das aber wäre nach Einschätzung von Experten unnötig oder verfrüht.

"F + B rechnet damit, dass eine Normalisierung der Marktentwicklung eintritt, wenn die Corona-Krise einigermaßen bewältigt ist", erklärt Bernd Leutner, Geschäftsführer des Hamburger Instituts F + B. Das heißt, dann würde wie vor der Krise gelten: In angesagten Städten gibt es zu wenige Wohnungen, und Immobilien bringen im Niedrigzinszeitalter vergleichsweise attraktive Renditen.

Leutner erwartet wegen Corona allerdings nicht nur Verzögerungen bei Bauprojekten, sondern: Wer sich ein Eigenheim zulegen wollte, müsse das vielleicht erst mal zurückstellen, weil das Eigenkapital nicht mehr reicht. Jedenfalls dann, wenn ein Teil davon in Aktien steckt, die nach den Kursverlusten nun weniger wert sind.

Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie in Bochum, argumentiert ganz ähnlich. Private Käufer von Wohneigentum, glaubt er, würden jetzt erst mal abwarten, wie es infolge von Corona um ihre Finanzen steht, ehe sie sich für einen Kauf oder Neubau entscheiden. Anders bei Großinvestoren wie Versicherungen und Pensionskassen. Die würden mit Blick auf die Turbulenzen an den Börsen noch stärker in (Wohn-)Immobilien anlegen. Und das womöglich zu niedrigeren Preisen. Denn wenn mit weniger Miete gerechnet werden müsse, weil viele Beschäftigte Gehaltseinbußen erlitten, könne das dazu führen, "dass die hohen Preise nicht weiter bezahlt werden". Gut möglich, dass es dann bald "Betonsilber" heißt.