Der Bau- und Gebäudesektor ist weltweit für etwa 40 Prozent der klimabeeinflussenden Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, meldet der internationale Verbandes RICS, dessen Mitglieder groß im Immobiliengeschäft unterwegs sind. Umso ernüchternder fielen Ergebnisse des aktuellen RICS-Nachhaltigkeitsreports aus. Dafür waren immerhin mehr als 4000 Immobilienexperten in 30 Ländern befragt worden. Eines der Resultate: Zwar stieg die Nachfrage nach umweltschonenden Gebäuden mit entsprechenden Zertifizierungen (zum Beispiel Leed, Breeam, Green Star, Passivhaus) unter internationalen Großinvestoren gegenüber 2020 um etwa 60 Prozent und in Deutschland sogar um 82 Prozent. Doch zugleich gaben nur 28 Prozent der Befragten an, den Ausstoß von Kohlendioxid ihrer Gebäude beim Bau und im Betrieb überhaupt zu messen.

Mit den EU-Klimaschutzzielen für 2030 wird es im Gebäudesektor knapp


Das Problem dabei: "Man kann nur managen, was man misst", stellt Susanne Eickermann-Riepe, die Chefin von RICS Deutschland, nüchtern fest. Das heißt, nur dann, wenn überhaupt bekannt ist, welches Gebäude welchen CO2-Ausstoß hat, lässt sich planen, was getan werden müsste, um die Immobilie im Idealfall klimaneutral werden zu lassen. "Die Aktivitäten rund um grüne Gebäude gehen in die richtige Richtung", erklärt Eickermann-Riepe weiter, "aber die Branche muss nachlegen." Es könne knapp werden, im Immobiliensektor bis 2030 die von der EU formulierten Klimaschutzziele zu erreichen.

Zwar wachse die Bereitschaft zu umweltfreundlicheren Gebäuden und nachhaltigeren Neubauprojekten, aber das sei alles noch nicht schnell genug. Die RICS-Deutschland-Chefin blickt beispielhaft auf die besonders energieintensiven Baustoffe: "Wenn die CO2-Reduktion nicht Maßstab für die Auswahl von Materialien bei Baumaßnahmen ist, wie sollen dann grüne und nachhaltige Produkte entstehen?", fragt sie.

Nachhaltige Immobilien bringen höhere Mieten und Kaufpreise


Investoren, ob groß oder klein, könnten dennoch gut daran tun, noch viel stärker darauf zu achten, dass die Immobilien, in die sie ihr Geld stecken, möglichst klimaschonend errichtet und betrieben werden. Denn jeder Zweite der gut 4000 Befragten geht davon aus, dass grüne Gebäude gegenüber herkömmlichen Immobilien höhere Mieten und Kaufpreise erzielen. Allerdings äußern in der Umfrage nur 15 Prozent der Teilnehmer die Erwartung, dass sich mit ökologischeren Immobilien höhere Renditen erzielen lassen.

Finanzaufsicht BaFin reguliert gegen Greenwashing an


Mehr Zug in die ökologische Ertüchtigung des Bau- und Gebäudesektors könnte unter anderem über die zunehmende Regulierung von Nachhaltigkeit kommen. So plant die Finanzaufsicht BaFin eine Richtlinie, derzufolge mindestens 75 Prozent eines Anlageprodukts in wirklich nachhaltige Werte investiert sein müssen, wenn das es ausdrücklich als nachhaltig beworben wird. Aus der Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ein geeigneter Schritt für messbare ökologische Nachhaltigkeit und gegen simples Greenwashing.

Unterm Strich kaum Energieeinsparungen bei Wohnungen in Deutschland


Unterdessen kommt Empira, ein Manager für institutionelle Immobilien-Investments im deutschsprachigen Raum, zu dem Ergebnis, dass seit 1990 zwar der Energieverbrauch in der deutschen Industrie um fast 15 Prozent und im sonstigen Gewerbe um 22,6 Prozent gesunken ist, zugleich aber der Rückgang des Verbrauchs bei Wohnimmobilien nur bei 2,6 Prozent liegt. Einer der Gründe für das vergleichsweise schwache Minus: Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person stieg hierzulande seit 1990 von 35 auf 47 Quadratmeter.