Der Krieg in der Ukraine hat zu Befürchtungen geführt, dass Palladium knapp werden könnte. Ist doch Russland mit einem Anteil von 37 Prozent der zweitgrößte Produzent des Weißmetalls weltweit hinter Südafrika. Der Preis des Rohstoffs machte nach Beginn der Invasion auch einen Sprung nach oben über die Marke von 2.600 US-Dollar je Feinunze. Schon seit Mitte Dezember klettert der Wert des Metalls wieder, nachdem er vorher wegen der Lieferengpässe in der Autoindustrie von 3.000 Dollar auf 1.600 Dollar deutlich gesunken war.

Da sich die Autobranche zuletzt aber erholte, zog auch der Palladiumbedarf an, was das Metall schon vor Putins Angriff verteuerte. Denn es wird vorrangig in Katalysatoren von Benzinfahrzeugen eingesetzt. Rund vier Fünftel der produzierten Menge wandern dorthin. Die sonstigen Einsatzgebiete sind Elektronik (sieben Prozent), Chemie (fünf Prozent) sowie Medizintechnik, Schmuck und Investment.

Palladium: Nachfrage steigt

Der Preis von Palladium hängt somit stark von der Autoindustrie ab. Trotz des für 2022 erwarteten anhaltenden Wachstums der Verkäufe von Elektrofahrzeugen und der Chipknappheit, die die Produktion teilweise immer noch bremst, wird die Palladiumnachfrage voraussichtlich um acht Prozent steigen. Daher ist 2022 mit einem Angebotsdefizit bei dem Rohstoff zu rechnen.

Elektroautos brauchen zwar kein Palladium, Hybridfahrzeuge aber schon und deren Zahl wächst global kräftig. Zudem sind weltweit immer noch viele herkömmliche Benzinfahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Überdies plant China, größter Automarkt global, 2023 nochmals eine Verschärfung der Abgasvorschriften, was die Palladiumnachfrage erhöhen dürfte, da zu deren Erfüllung größere Mengen des Weißmetalls in den Katalysatoren benötigt werden.

Auch ohne die Ukraine-Krise spricht also schon vieles für eine Verteuerung des Metalls. Die Sanktionen des Westens gegen Russland und Gegensanktionen könnten aber dazu führen, dass Palladiumlieferungen aus dem größten Land der Erde ins Stocken kommen oder ganz ausfallen. Die südafrikanischen Produzenten haben bereits erklärt, dass sie solche Ausfälle nicht kompensieren könnten. Dann könnte es kurzfristig zu Preisspitzen kommen. "Sollte es zu einer Verschärfung der Sanktionen kommen, dürfte für Palladium der alte Höchstkurs von 3.000 Dollar wieder in Sichtweite kommen. Die Marktdefizite in den vorangegangenen Jahren haben dazu geführt, dass verfügbare Bestände limitiert sind", sagt Henrik Marx vom Edelmetallhändler Heraeus.

Eine nicht ganz so gewichtige Rolle wie bei dem Weißmetall spielt Russland beim Aluminium. Aber hinter China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kanada ist es immerhin weltweit der viertgrößte Exporteur des Metalls.

Aluminium: Angebotslücken drohen

Die verhängten US-Sanktionen gegen Russland betreffen zwar nicht die Aluminiumindustrie. "Wir sehen die Gefahr von Angebotsausfällen aber nicht gebannt, denn Russland selbst könnte als Vergeltungsmaßnahme weniger Rohstoffe exportieren", warnt Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Kommt es zu Angebotsausfällen, stehen dem niedrige Lagerbestände gegenüber. Mit nur etwas mehr als 820.000 Tonnen befinden sich diese global in der Nähe des 15-Jahre-Tiefs.

Am Aluminiummarkt ist das Angebot aber auch ohne mögliche Lieferausfälle Russlands bereits jetzt eingeschränkt, da zum Beispiel die Produktion in mehreren europäischen Schmelzen wegen der hohen Energiepreise gedrosselt ist. Ein weiterer Anstieg der Gaspreise könnte noch mehr Schmelzen dazu bringen, ihre Produktion zurückzufahren. Ist doch die Herstellung von Aluminium, das bevorzugt in Autos, Flugzeugen und dem Hochbau eingesetzt wird, enorm energieintensiv. Da Gas und Strom in Putins Reich sehr günstig sind, fehlt dann gerade das preiswerte russische Aluminium auf dem Weltmarkt.

Das könnte auch bei Nickel bald der Fall sein. Jedenfalls glauben das viele Investoren. Der Preis für eine Tonne Nickel kletterte mit mehr als 25.000 Dollar auf das höchste Niveau seit 2007. Grund dafür ist, dass Russland global das drittgrößte Bergbauförderland des Metalls mit etwa neun Prozent Anteil und der russische Rohstoffkonzern Norilsk Nickel der größte Förderer von hochreinem Nickelmetall ist.

Nickel: Elektroautos erhöhen Bedarf

Nickel spielte lange nur eine Nebenrolle unter den Industriemetallen und wurde vor allem in Stahl eingesetzt. Doch das Interesse hat stark zugenommen. Nickel ist ein wichtiger Bestandteil in modernen Lithium-Ionen-Batterien. Fast überall, wo Batterien zum Einsatz kommen, steckt es drin. Durch das starke Wachstum der Elektroautoindustrie ist der Bedarf kräftig geklettert. Die Nachfrage nach Nickel dürfte hoch bleiben. Bis zum Jahr 2025 soll nach Schätzungen mehr als ein Fünftel des Bedarfs aus der Autoindustrie stammen.

Sowohl bei Nickel als auch bei Palladium und Aluminium scheint eine rasche Entspannung nicht in Sicht. Denn Rohstoffverbraucher schrecken wegen der unsicheren Rechtslage vor Käufen in Russland zurück. Westliche Banken verweigern die Finanzierung der Geschäfte. Versicherungen wollen wegen der angespannten Sicherheitslage am Schwarzen Meer die Schiffsladungen nicht mehr versichern oder verlangen hohe Prämien. Da der Flugverkehr zwischen Russland und dem Westen wegen der gegenseitigen Sperrung des Luftraums weitgehend zum Erliegen gekommen ist, entfällt auch diese Transportmöglichkeit. Kurzfristig dürften die Preise somit weiter steigen.
 


INVESTOR-INFO

Palladium-ETC

Transportschwierigkeiten

Die EU hat ihren Luftraum weitgehend für russische Fluggesellschaften gesperrt. Das hat Auswirkungen auf die Versorgung mit Palladium. Denn das Weißmetall wird für gewöhnlich als Fracht in Passagiermaschinen transportiert. Das könnte kurzfristig die Preise weiter nach oben treiben. Mit dem ETC von WisdomTree können Anleger daran partizipieren. Das Papier ist physisch mit dem Metall hinterlegt. Es besteht ein Währungsrisiko gegenüber dem US-Dollar.

Aluminium-ETC

Angebotssorgen

Ein Allzeithoch hat der Aluminiumpreis bei mehr als 3.400 Dollar je Tonne erreicht. Unter den Händlern dominieren Sorgen wegen der Lieferungen aus Russland. Das Land hat 2021 fast vier Millionen Tonnen Primäraluminium hergestellt, was rund sechs Prozent der globalen Aluminiumproduktion entspricht. Wegen der Sanktionen dürfte der Markt angespannt bleiben. Mit dem nicht devisengesicherten ETC von BNP Paribas können Anleger daran teilhaben. Der ETC ist rolloptimiert.

Nickel-ETC

Niedrige Vorräte

Die weltweiten Nickelvorräte belaufen sich auf nur noch rund 81.000 Tonnen, das ist ein im historischen Vergleich ausgesprochen niedriges Niveau. Wenn wegen Sanktionen der in Sibirien sitzende Norilsk-Nickel-Konzern, einer der wichtigsten Nickelproduzenten der Welt, nur eingeschränkt liefern kann, könnte das gegenwärtig lediglich schwer kompensiert werden. Steigen daher die Preise, können Investoren daran mit einem ETC von WisdomTree profitieren. Das Papier ist nicht währungsgesichert.