Sie gehen von einer zweiten Auflage der großen Depression der 1930er Jahre aus. Diese würde die größte Finanzkatastrophe der Welt auslösen. Weltuntergangs- und Crashpropheten haben derzeit wieder Hochkonjunktur. Von dieser Panikmache halten wir nichts. Denn Angst ist kein guter Ratgeber.

Zugegeben, die internationalen Verschuldungsprobleme und Inflationssorgen sind heute größer denn je. Doch im Grunde genommen unterscheiden sie sich nicht von denen zu Zeiten Julius Cäsars, der Medici, der Fugger und der Rothschilds. Das Geld wurde immer wertloser, die Staaten waren überschuldet und Kriege gab es unzählige. Heute wie damals sind private Vermögen immer noch denselben Gefahren ausgesetzt wie in den vergangenen Jahrhunderten. Doch Wirtschafts- und Finanzkrisen waren immer wieder der beste Nährboden für sehr gute Gewinnchancen.

Die weltweite Corona-Pandemie hat zu Lieferengpässen an den internationalen Warenmärkten geführt und einen deutlichen Anstieg der Inflation verursacht. Zusätzlich treibt der Ukraine-Krieg die Energie- und Lebensmittelpreise in extreme Höhen. Weder mit einem baldigen Ende der Corona-Pandemie noch mit einem schnellen Frieden in der Ukraine ist zu rechnen. Im Falle eines Stopps russischer Erdgaslieferungen für Europa, könnte die Inflation sogar auf über 10 Prozent steigen und eine stärkere Rezession verursachen.

Eine Währungsreform oder Hyperinflation wie in der Weimarer Republik muss allerdings niemand befürchten. Nach dem Ersten Weltkrieg stand dem vielen Geld kaum noch ein Güterangebot gegenüber. Diese Gefahr besteht trotz Pandemie, Ukraine-Krieg und Lieferengpässen heutzutage nicht mehr.

In diesem instabilen Umfeld ist Gelddrucken sicherlich besser als bankrottgehen und Massenarbeitslosigkeit zu riskieren. Als die Weltwirtschaft im Frühjahr 2020 pandemiebedingt nahe dem Abgrund stand, haben die Zentralbanken umgehend gehandelt. Bis heute haben sie weltweit mit insgesamt ca. 20 Billionen Dollar frischgedrucktem Geld die Finanzmärkte vor einem Zusammenbruch bewahrt.

Eine Neuauflage der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre ist bei dieser expansiven Geldpolitik nicht mehr zu befürchten. Der Preis, der für die Rettung der Weltwirtschaft mit immer mehr neuem Geld zahlen müssen, bleibt ein anhaltender Wertverlust sämtlicher Papiergeldwährungen, wie er bereits in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat. Am Beispiel Japans zeigt sich, dass höhere Staatsschulden nicht zwangsläufig zu einer höheren Inflation oder einem Staatsbankrott führen müssen. Das Land hat derzeit mehr als dreimal so hohe Staatsschulden (300 Prozent zum BIP) wie Deutschland. Trotz massiver Überschuldung und möglicher Inflationsgefahr kurbelt die japanische Regierung die heimische Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen weiter an.

Die japanische Zentralbank erklärte sogar, sie würde unbegrenzt Geld drucken und die Zinsen nahe bei null halten, um eine Aufwertung des Yen zu verhindern. Japan lebt seit 30 Jahren nach dem Motto: "Geld drucken ist besser als bankrottgehen." Neue Schulden spielen für Japan auf der Flucht nach vorne keine Rolle mehr. Ein ähnliches Schicksal droht irgendwann auch der EU und den USA.

Billionen-Risiko am Anleihemarkt


Eine nennenswerte Straffung der Geldpolitik sowie eine stärkere Anhebung der Zinsen können sich die Zentralbanken trotz aktueller Inflationsraten von ca. 7 Prozent nicht erlauben. Angesichts der riesigen Schuldenberge von Staaten, Unternehmen und Privatleuten hängt die Weltwirtschaft wie ein Süchtiger am Tropf der Notenbanken. Hinzukommt, dass sich kriegsbedingte höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht durch starke Zinsanhebungen bekämpfen lassen. Diesem Preisdruck stehen die Notenbanken ohnmächtig gegenüber. Bei allzu restriktiver Geldpolitik würde die größte Anleiheblase der Finanzgeschichte platzen. In den letzten Monaten kam es am Anleihemarkt zum schlimmsten Crash seit 25 Jahren. Dabei haben etliche langfristige Anleihen bereits zwischen 10 und 20 Prozent verloren.

Trotzdem befinden sich die Realzinsen in den meisten Industriestaaten immer noch bei minus 5 bis minus 7 Prozent. Weitere erhebliche Kursverluste am Rentenmarkt sind deshalb in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich. Im aktuellen Umfeld sehen wir noch keine Chancen in längerfristige Anleihen zu investieren, da das Verlustrisiko eindeutig zu hoch ist.

Ist Gold ein Rettungsanker?


Der legendäre Bankier John Piermont Morgan sagte bereits im Jahr 1912: "Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit." Gold wird alle aktuell existierenden Papiergeldwährungen auf Dauer überleben. Gold birgt keinerlei Bonitätsrisiko wie dies bei Anleihen und Aktien oft der Fall ist. Angesichts hoher Inflationsraten bleibt Gold ein sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Das Edelmetall Gold erfüllt mehr denn je eine Schutzfunktion gegen das marode Finanzsystem. Bei Inflationsraten in Europa von über 7 Prozent und Leitzinsen von immer noch 0 Prozent kommt es zu einem immensen Kaufkraftverlust. Gold ist inflationssicher, Anleihen sind es nicht. Schon seit längerer Zeit versuchen institutionelle Investoren durch gezielte Interventionen einen stärkeren Anstieg des Goldpreises zu verhindern. Mit dieser Strategie soll wahrscheinlich ein stärkerer Abverkauf von Anleihen und ein teilweiser Umtausch in Gold vermieden werden.

Russland und China wollen zudem künftig unabhängiger von der Weltwährung Dollar sein. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse verfolgen beide Nationen das Ziel, ihre Währungen - zumindest teilweise - mit Gold zu decken. Gelddrucken oder bankrottgehen bleibt das Schicksal der Weltwirtschaft. Gold spielt als Währungsersatz künftig eine immer bedeutendere Rolle. Der indische Zentralbankchef hat vor einiger Zeit erklärt, dass sich angesichts der weltweiten Überschuldung ein Goldpreisanstieg um das 5 bis 10-fache nicht verhindern lässt. Wir bei PSM gehen weiter davon aus, dass der Goldpreis in den nächsten Jahren in Richtung 3000 Dollar je Unze steigen wird. In einem breit diversifizierten Portfolio sollte Gold immer ein wichtiger Bestandteil sein.

An günstig bewerteten Aktien führt auch in Zukunft kein Weg vorbei


Im Herbst 2021 haben wir vor einer Investition in Titel wie Teladoc Health, Zoom Video Communications, Shopify, Delivery Hero sowie Netflix gewarnt, die mittlerweile von ihrem Höchststand zwischen 60 und 80 Prozent verloren haben. Trotz dieser erheblichen Kursverluste sind die genannten Papiere immer noch überteuert. Selbst Börsenlieblinge wie Amazon und Facebook haben inzwischen 34 bzw. 48 Prozent von ihrem Höchststand 2021 eingebüßt. Die Deutsche Bank warnt jetzt vor einem weiteren Börsencrash von 20 Prozent. Ein solches Szenario schließen wir bei zahlreichen überteuerten Aktien nicht aus. Inzwischen haben auch solide, bekannte Aktien aus Deutschland wie die Deutsche Post oder die größte Immobilienfirma Vonovia bis zu 40 Prozent von ihrem Höchststand eingebüßt. Daher sind wir der Ansicht, dass bei einem Aktienkauf immer auf günstig bewertete Titel geachtet werden muss.

Eckart Langen v. d. Goltz ist Gründer und Geschäftsführer der PSM Vermögensverwaltung GmbH Langen v. d. Goltz, Dr. Prinz & Partner.