Grund dafür ist, dass sich Energie - also Tanken und Heizen - erstmals seit drei Jahren wieder zum Vorjahresmonat verteuerte. "Die Inflation feiert ein Comeback", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. Über das Gesamtjahr 2016 gesehen blieb der Preisdruck allerdings gedämpft - im Schnitt stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent, nach 0,3 Prozent 2015.

Im laufenden Jahr dürfte es deutlich stärker nach oben gehen. Die Bundesregierung und die Wirtschaftsweisen peilen eine Inflationsrate von 1,6 Prozent an. Es wäre der höchste Wert seit 2012. Im Frühjahr könnte die Teuerung sogar über die Marke von zwei Prozent springen, sagte Michael Holstein von der DZ Bank. "Das wird die Kaufkraft der Verbraucher belasten und auf den privaten Konsum drücken - ein Grund, warum die Konjunktur in diesem Jahr wohl nicht mehr ganz so dynamisch verläuft wie 2016." Auch NordLB-Experte Jens Kramer erwartet eine dämpfende Wirkung. "Wer mehr für Benzin und Haushaltsenergie ausgeben muss, dem sitzt das Geld für andere Dinge eben nicht mehr so locker."

Für die Europäische Zentralbank (EZB) sind höhere Inflationsraten gute Nachrichten. Denn sie strebt im gesamten Währungsraum stabile Preise an und sieht dies nur bei Werten von knapp zwei Prozent gewährleistet. Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Jahresteuerung im Euro-Raum im Dezember auf 1,0 von 0,6 Prozent erhöht. Die Daten werden am Mittwoch veröffentlicht. Die EZB will mit ihrer - in Deutschland scharf kritisierten - lockeren Geldpolitik die Inflation anheizen und die Konjunktur ankurbeln. "Die Nullzinspolitik bei steigender Inflation ist verheerend für den deutschen Sparer", bekräftigte etwa Bayerns Finanzminister Markus Söder im "Handelsblatt". Fachleute gehen aber davon aus, dass die Währungshüter ihren Kurs mit sehr niedrigen Zinsen zunächst fortsetzen. Denn die sogenannte Kerninflation - bereinigt um die oft schwankenden Preise von Energie und Nahrungsmitteln - bleibe niedrig, sagte Commerzbanker Marco Wagner.

INFLATION IM SCHLEPPTAU DES ÖLPREISES



Entscheidend für die Inflation war in den vergangenen Jahren die Entwicklung des Ölpreises, der Mitte 2014 auf Talfahrt ging. Im Dezember verteuerte sich Energie um 2,5 Prozent und damit erstmals seit drei Jahren. Dies dürfte sich zunächst fortsetzen, denn das Ölkartell Opec und andere Förderländer wollen mit einer Produktionskürzung den Preis für den Rohstoff hoch halten. Nordseeöl der Sorte Brent und US-Leichtöl kosteten je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt im Juli 2015.

In Nordrhein-Westfalen etwa verteuerte sich Heizöl im Dezember um gut 21 Prozent und Tanken kostete 7,4 Prozent mehr. Die Trendwende bei der Energie zeigt sich beim Blick auf die Jahresdurchschnittspreise: Hier sparten die NRW-Bürger 2016 gut 17 Prozent beim Heizöl und fast acht Prozent an der Zapfsäule.

Bundesweit lag die Teuerung im November noch bei 0,8 Prozent. Ein Grund für den Anstieg zum Jahresende waren auch Nahrungsmittelpreise, die um 2,5 Prozent zulegten. Pauschalreisen verteuerten sich wie zu dieser Jahreszeit üblich. In einigen Bundesländern mussten Touristen dafür gut 20 Prozent mehr ausgeben als noch im November.

rtr