Experten hatten mit 0,8 Prozent gerechnet, nach einer Teuerung von 1,2 Prozent im Februar. "Für April zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab. Im Mai könnte die Inflationsrate sogar ein negatives Vorzeichen aufweisen" prophezeit Ökonom Christoph Weil von der Commerzbank.

Damit würde die derzeit in der Corona-Pandemie bereits als Krisenfeuerwehr agierende EZB vor neue Herausforderungen gestellt. Denn sie strebt eine Inflation von knapp zwei Prozent an als Idealwert für die Wirtschaft an. Die Währungshüter möchten damit auch einen möglichst komfortablen Sicherheitsabstand zur Zone sinkender Preise haben. Denn diese können im Zuge einer Deflation eine Abwärtsspirale aus fallenden Löhnen, Investitionen und Konsumzurückhaltung auslösen und so die Wirtschaft lähmen.

Laut dem österreichischen Notenbankchef Robert Holzmann ist die Möglichkeit, dass es zu einer Deflation kommt, nicht ausgeschlossen: Sie sei zwar "gering, aber nicht null". Sollte es dennoch dazu kommen, werde es schwierig sein, das allein "durch geldpolitische Instrumente zu lösen". Dann werde man "Lösungen bis in die Realwirtschaft" finden müssen: "Und daran wird dann gearbeitet werden", sagte das EZB-Ratsmitglied auf einer Pressekonferenz in Wien. Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte jüngst vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in einem Zeitungsinterview darauf hingewiesen, dass in unsicheren Zeiten Bürger ihr Geld eher zusammenhielten und auch weniger investiert werde.

ÖLPREISSTURZ BREMST INFLATION


Dass die Teuerungsrate im März aber so deutlich unter die von der EZB angepeilte Marke abgerutscht ist, hat laut Commerzbank-Ökonom Christoph Weil einen Hauptgrund: "Maßgeblich hierfür war der Preissturz bei Rohöl." Der Schmierstoff der Weltwirtschaft hat sich angesichts eines Preiskampfs zwischen Förderländern und wegen der global nachlassenden Nachfrage im Zuge der Corona-Pandemie deutlich verbilligt. Vor diesem Hintergrund war Energie im Euroraum im März 4,3 Prozent günstiger als im Vorjahr. Die EZB hat sich auf diese Entwicklung bereits eingestellt und auf ihrer Ratssitzung am 12. März für die kommenden Monate einen erheblich nachlassenden Preisauftrieb vorhergesagt. Die Corona-Krise wird sich überdies nach Ansicht von EZB-Chefin Christine Lagarde beträchtlich auf die Konjunktur auswirken, da sich die Produktion verlangsame und die Nachfrage verringere.

Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich im März im Euroraum allerdings um 2,4 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen zogen um 1,3 Prozent an. "Die Entwicklung bei den Dienstleistungspreisen hat wegen der geschlossenen Geschäfte kaum Aussagekraft", meint Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Falls der Rohölpreis niedrig bleibe, werde die Inflationsrate im April nochmals deutlich sinken: "Für die Zeit nach den Ausgangssperren und Kontaktverboten sind Preissteigerungen aufgrund von Produktionsengpässen und bei Dienstleistungen aber wahrscheinlich", sagte der Düsseldorfer Bankenökonom.

rtr