Es zeichnet sich demnach zwar ab, dass das Aus für das großangelegte Pandemieprogramm PEPP im Frühjahr auf der Sitzung am 16. Dezember beschlossen werden dürfte. Doch scheuen viele Notenbanker offenbar eine frühzeitige Festlegung, wie es danach mit Anleihekäufen, etwa über das kleinere Programm APP, weitergehen soll. Pläne für eine Verschiebung der geldpolitischen Weichenstellung dürften allerdings auf Vorbehalte im Kreis der Direktoren der Europäischen Zentralbank (EZB) treffen, die die Finanzmärkte auf eine weitreichende Entscheidung im Dezember eingestimmt haben.

Einige Währungshüter sprechen sich laut den Insidern dafür aus, die Entscheidung zu den Anleihekäufen für die Zeit ab dem Frühjahr auf die für den 3. Februar geplante Sitzung zu verschieben. Ihr Argument: Dann dürfte klarer sein, wie sich Omikron auf die Wirtschaft auswirkt und sich die Inflation weiter entwickelt, die nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel im November ihren Höhepunkt erreicht haben dürfte.

Im vorigen Monat war die Teuerungsrate im Euroraum auf den Rekordwert von 4,9 Prozent nach oben geschnellt. Angeheizt wird die Inflation durch die Energiepreise, die in der Jahresrate im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 quasi explodiert sind. Zugleich spielen auch Störungen der Lieferketten eine Rolle, die sich aus der Pandemie ergeben haben.

INFLATION FÜR FED NICHT MEHR VORÜBERGEHEND


Die US-Notenbank Fed hat eingeräumt, dass sie diesen Effekt unterschätzt hat. Zugleich signalisierte Fed-Chef Jerome Powell, dass sich die Zentralbank von der Formulierung verabschieden dürfte, dass die Inflation "vorübergehend" sei. Dieser Schwenk, der letztlich auch einer früheren Zinserhöhung den Weg ebnen könnte, wird wohl auch bei der EZB hinter den Kulissen für reichlich Gesprächsstoff sorgen.

Wie von Reuters kontaktierte Personen mitteilten, wächst auch im EZB-Rat der Kreis der Skeptiker, die von einer länger andauernden Inflation ausgehen. Das heißt konkret, dass sie damit rechnen, dass sich die Teuerungsrate auch 2023 noch auf oder sogar über der von der EZB angestrebten Rate von zwei Prozent halten wird. Auch deswegen scheuen manche Währungshüter eine zu frühe Festlegung, wie es mit den APP-Käufen weitergehen soll: Das Ende dieses Programms gilt als Voraussetzung dafür, dass die Zinsen steigen können. Doch Lagarde hat klargemacht, dass mit einer Zinswende im kommenden Jahr nicht zu rechnen ist.

Ein internes Seminar der EZB gilt als Forum, etwaige Möglichkeiten bei den Anleihekäufen auszuloten. Diskutiert werden könnten beispielsweise die Optionen, das bisherige Volumen von Zukäufen im Rahmen des APP auch nach Ende des PEPP-Programms bei 20 Milliarden Euro pro Monat zu belassen oder es aufzustocken. Auch ein neues Programm könnte aus der Taufe gehoben werden, womöglich mit einem vorab festgelegten Volumen. Überdies dürften letztlich in dem auf 1,85 Billionen Euro ausgelegten PEPP-Programm noch ungenutzte 100 bis 200 Milliarden Euro übrigbleiben, die zur Stützung der Konjunktur verwendet werden könnten. Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann hat signalisiert, dass PEPP nicht abgeschafft, sondern "in einen Warteraum gestellt" werde.

rtr