Der neue Intel-Chef Pat Gelsinger hat viel vor: Er will den US-Halbleiterkonzern in die Erfolgsspur zurückführen. Nach der anfänglichen Euphorie ist unter den Investoren zwar etwas Ernüchterung eingetreten - Gelsingers Pläne kommen ihnen irgendwie bekannt vor -, allerdings hat das Unternehmen eine Menge finanzieller Ressourcen, um das Vorhaben diesmal erfolgreich umzusetzen. Daher könnte das Papier schon bald die Fünfjahreshochs ins Visier nehmen.

Bis zu 20 Milliarden Dollar will Intel zunächst in den Bau zweier Werke im US-Bundesstaat Arizona investieren. Zudem hat der Konzern vor, in das Geschäft der Auftragsfertiger einzusteigen. Damit würde Intel in direkte Konkurrenz zum Branchenprimus Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) und zum südkoreanischen Halbleiterhersteller Samsung Electronics treten. "Wir werden Kunden wie Apple nachjagen", sagte Gelsinger. Im Blick hat er auch Qualcomm oder die Anbieter von Cloud-Lösungen. Anschließend will Intel weitere Standorte ins Visier nehmen. "Innerhalb eines Jahres werden wir die zukünftigen Standorte in den USA und Europa festlegen", so der Firmenlenker.

Die beste Technologie für die Kunden

Die neue Strategie bedeutet eine wichtige strategische Kehrtwende für Intel. Bereits 2016 hatte Intel versucht, TSMC herauszufordern. Verzögerungen bei der Produktionstechnologie brachten die Pläne jedoch Ende 2018 zu Fall, womit sich der Rückstand auf TSMC und Samsung deutlich vergrößerte - nun startet Intel einen neuen Angriff. Auf der Analystenkonferenz sagte Gelsinger, dass der Konzern die Probleme beim Produktionsprozess der 7-Nanometer-Chips, die 2023 auf den Markt kommen sollen, im Griff habe. Je kleiner die Struktur ist, umso mehr Halbleiter können aus einer Siliziumscheibe gefertigt werden. Nach mehreren Fehlschlägen sind etliche Analysten jedoch skeptisch.

Allerdings will Intel diesmal seine X86- Prozessortechnologie Kunden zur Verfügung stellen, die sie auf Wunsch mit jener der Konkurrenz, etwa von ARM, der britischen Tochter des japanischen Konzerns Softbank, kombinieren können. "Unsere früheren Versuche waren etwas halbherzig", räumte Gelsinger ein. "Kunden werden das Beste bekommen, was wir anzubieten haben." Die beste Technologie könnte für etliche Kunden ein Anreiz sein, zu Intel zu wechseln.

Bei all den Ankündigungen ist fast untergegangen, dass die Prognose für das Gesamtjahr leicht unter den Erwartungen der Analysten lag. Der Vorstandschef führte das auf die Knappheit bei einigen Komponenten, etwa Substraten, zurück. Der Strategieschwenk wird zwar die Profitabilität künftig etwas belasten, dennoch sollte er die Aktie beflügeln, zumal sie mit einem KGV von 14,2 günstiger ist als andere der Branche.