Das New Yorker Büro von Intl FC­Stone sieht aus wie das Büro eines Hedgefonds. Die Mitarbeiter sitzen vor mehreren großen Bildschirmen, starren auf Kurstafeln und Charts. Hier werden allerdings keine Wertpapiere gehandelt, sondern Zahlungen ins Ausland getätigt. Auf leisen Sohlen mauserte sich der Finanzdienstleister zu einem Konzern mit mehreren Milliarden Euro Umsatz. Auf allen Kontinenten haben die Amerikaner zudem ein Netzwerk mit 350 Korrespondenzbanken.

Zahlungen werden so in 175 Ländern der Welt innerhalb von 48 Stunden und 140 Währungen ausgeführt, die webbasierte Plattform FXePrice ermöglicht die elektronische Preisfindung bei exotischen Währungen. Unter den 20.000 Kunden sind nahezu 1.000 Stiftungen sowie 55 Banken. Rund die Hälfte aller Zahlungen, die nach Haiti gehen, wandern beispielsweise durch die Bücher von Intl FCStone. Nicht betreut werden hingegen Kunden, die dem Bereich Waffen, Pornografie oder Glücksspiel zuzuordnen sind.

Zukäufe in Deutschland


Auch im deutschsprachigen Raum verfügt der Konzern über einen großen Kundenstamm: Hilfsorganisationen wie Malteser oder Kolpingwerk zählen dazu. Die kürzlich erfolgte Übernahme des Fintechs Giroxx aus Frankfurt betreute der Deutsche Carsten Hils - bei Intl FCStone für die weltweiten Zahlungen verantwortlich. Die Onlineplattform für kleine und mittelständische Unternehmen hat sich auf Auslandsüberweisungen spezialisiert.

Zudem kaufte der Konzern die Hamburger Rohstoffhedging-Firma IFCM Commodities. Carsten Hils erklärt im Interview das Geschäftsmodell so: "Wir betreuen beispielsweise eine mittelständische Elektronikfirma. Deren Kabel bestehen aus Kupfer. Wir hedgen den Kupferpreis und erledigen für sie die Zahlungen."

Für einen Marmeladenkonzern sichert er Diesel, Zucker und Elektrizität ab, für eine Airline das Kerosin. Gegründet wurde die Gruppe bereits vor 17 Jahren von Sean O’Conner. Der ehemalige Manager der südafrikanischen Standard Bank nahm eine Nische ins Visier, die große Banken nicht auf dem Schirm hatten: Er half Wohltätigkeitsorganisationen wie Unicef bei ihren Finanzgeschäften. Stiftungen sind als Kunden bei Banken nicht sehr beliebt, weil mit ihnen kaum Geld zu verdienen ist. Sie nehmen keine Kredite auf, leben von Spenden.

Im Jahr 2003 wurde der kleine börsennotierte ADR-Wertpapierhändler International Assets Holding übernommen, 2008 folgte der Kauf von FCStone aus Kansas City. Die Wurzeln des Rohstoffhändlers reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als ein Eierhändler von Tür zu Tür ging.

O’Conner brachte bis dato etwa 30  Akquisitionen in trockene Tücher. Der 56-Jährige ist mit 5,9 Prozent der Anteile auch größter Einzelaktionär von Intl FCStone. Die Börsenwaage zeigt rund 857 Millionen Euro an. Kein Analyst hat die Nasdaq-Aktie auf dem Schirm, weil der Börsenwert zu gering ist. Das könnte sich aber bald ändern.

Seit März 1995 stieg die Notiz um fast 2700 Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 (endete am 30. September) fuhr Intl FCStone das beste Resultat in der Firmengeschichte ein. Der Umsatz legte um 19 Prozent auf 31,8 Milliarden Dollar zu. Der Überschuss kletterte um 53 Prozent auf rund 85 Millionen Dollar. Alle Geschäftsbereiche erweitern ihre Kundenbasis. Das Eigenkapital rentiert mit 15,5 Prozent, das KGV von zwölf erscheint günstig. Von solchen Werten können Banken nur träumen.