Das sind 19 Prozent mehr als der Ausgabepreis von 14 Dollar, der bereits am oberen Ende der Preisspanne gelegen hatte. Zum Vergleich: Der US-Rivale Uber ist an der Börse 95 Milliarden Dollar wert. Didi hatte die Emission wegen der hohen Nachfrage um zehn Prozent auf 316,8 Millionen Papiere aufgestockt und insgesamt 4,4 Milliarden Dollar erlöst.

Ursprünglich hatte der Börsenaspirant auf eine Bewertung von 100 Milliarden spekuliert, musste die Erwartungen nach Gesprächen mit Investoren aber zurückschrauben. Die Emission war um ein Vielfaches überzeichnet, nachdem Anleger die reduzierte Bewertung letztlich als attraktiv ansahen. Sie hatten Bedenken geäußert, dass sich die Aussichten für Unternehmen wie Didi und Uber eintrüben könnten, wenn die Behörden Fahrdienste künftig stärker regulierten. Mit einer Platzierungsreserve kann Didi die Emission in den nächsten Wochen noch um 47,5 Millionen ADS aufstocken.

Didi ist der größte Börsengang eines chinesischen Konzerns in den USA seit sieben Jahren. Damals erlöste der Online-Riese Alibaba 25 Milliarden Dollar.

Die Börsen erleben derzeit weltweit eine Flut von Neuemissionen. Nach Daten der Unternehmensberatung EY haben zwischen April und Juni 589 Unternehmen den Sprung an den Aktienmarkt gewagt, dreimal so viele wie ein Jahr zuvor. Sie nahmen zusammen 106 Milliarden Dollar ein, das Zweieinhalbfache des Vorjahreswertes. Allein in China gingen 161 Firmen an die Börse, in den USA waren es 114. Den stärksten Zuwachs erlebten aber die europäischen Börsen: Hier verfünffachte sich die Zahl der Neuemissionen auf 142. Deren Volumen hat sich auf 21,1 Milliarden Dollar verdreifacht.

VOR ALLEM TECH-FIRMEN BOOMEN AN DER BÖRSE


"Die hohen Bewertungsniveaus und eine geringere Volatilität sorgen für einen regelrechten Ansturm aufs Parkett", sagte EY-Experte Martin Steinbach. Neben den vollen Taschen der Anleger spielten dabei auch die Nebenwirkungen der Corona-Krise eine Rolle. "Der Digitalisierungstrend, der durch die Pandemie nochmal enorm verstärkt wurde, rückt digitale Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt des Interesses", erklärte Steinbach. Jeder vierte Börsenneuling ist ein Technologieunternehmen.

Auch Didi gehört dazu. Das 2012 gegründete Unternehmen hat in China den Preiskampf mit dem US-Rivalen Uber gewonnen. Er hatte sein Geschäft in China an Didi verkauft und sich im Gegenzug an dem Konkurrenten beteiligt. Chef von Uber China war zu der Zeit Liu Zhen, der Cousin von Didi-Mitgründer Jean Qing Liu, einem ehemaligen Banker von Goldman Sachs. Zu den frühen Investoren in Didi zählen auch die japanische Softbank und der chinesische Investor Tencent. Nach dem Börsengang hält Softbank noch 20,2 Prozent, Tencent 6,4 Prozent und Uber zwölf Prozent.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Umsatz des Fahrdienstvermittlers angesichts der Pandemie um acht Prozent auf 21,6 Milliarden Dollar verringert, bei einem Verlust von 1,6 Milliarden Dollar. Für das erste Quartal 2021 wies Didi mit 30 Millionen Dollar erstmals einen Gewinn aus.

rtr