Der Spezialmaschinenbauer Isra Vision steht vor einer Übernahme durch den Stockholmer Industriekonzern Atlas Copco. Das teilte das im Kleinwerteindex SDax notierte Unternehmen am Montag in Darmstadt mit. Der Angebotspreis von 50 Euro je Aktie entspricht einer Prämie von 29 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten drei Monate vor der Ankündigung. Beim Schlusskurs vom 7. Februar 2020 entspricht das sogar einer Prämie von 43 Prozent. Während die Isra-Aktie am Montag auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch sprang, notierte das Atlas-Papier in Stockholm zunächst kaum verändert.

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat die Isra Vision-Aktie angesichts der Übernahmeofferte auf "Buy" mit einem Kursziel von 43 Euro belassen. Die gebotenen 50 Euro je Aktie in bar seien ein attraktiver Preis, schrieb Analyst Henning Breiter in einer ersten Reaktion am Montag. Aufgrund der Bedingungen bestehe ein nur geringes Risiko, dass die Transaktion scheitere. Insofern sei es ratsam, die Anteile anzudienen.

Übernahme als bevorzugte Nachfolgeregelung


Durch die Übernahme könne Isra ihr Wachstum weiter beschleunigen, teilten die Darmstädter mit. Außerdem stelle die Transaktion die bevorzugte Nachfolgeregelung des Unternehmensgründers und Isra-Chefs Enis Ersü dar. Ersü und weitere Mitglieder von Management und Aufsichtsrat sollen ihre Papiere verkauft haben. Atlas Copco habe sich dadurch und durch einen Aktienkaufvertrag mit einem institutionellen Investor bereits rund 35 Prozent aller ausstehenden Isra-Aktien gesichert. Nach der Übernahme soll Isra Vision von der Börse genommen werden - nach einem weiteren Abfindungsangebot von 50 Euro. Eine Mindestquote müssen die Schweden dafür nicht erreichen, ein Vorstandsbeschluss reicht.

Mit den Geschäftsbereichen Oberflächeninspektion (Fehlererkennung und -klassifikation von Oberflächen) und 3D Machine Vision (Produktdigitalisierung) sei Isra Teil der langfristigen Strategie des neuen Partners. Als neue Division im Konzernbereich Industrial Technique (Industrietechnik) wird Isra eigenständig agieren und ihre Marke weiterführen. Darüber hinaus werden die globale Präsenz und die Standorte von Isra beibehalten und die Erweiterung der Zentrale in Darmstadt fortgeführt. Beide Seiten haben sich dafür ausgesprochen, das Geschäft im Interesse der Kunden und Mitarbeiter weiter auszubauen. Ersü werde als Vorstandschef noch für einige Zeit anBord bleiben, um die Integration in Atlas Copco zu begleiten, sagte er. "Es geht darum, unsere Wettbewerbsfähigkeit auf lange Sicht zu stärken", so Atlas Copco-Chef Henrik Elmin. Isra Vision solle zum "Weltmarktführer für Machine Vision" werden. Das Unternehmen und die 800 Mitarbeiter sollen bis auf weiteres unter der angestammten Marke auftreten.

Über Atlas Copco


Atlas Copco hat seinen Hauptsitz in Stockholm. Das Unternehmen stellt neben Produktionstechnik auch Kompressoren, Baumaschinen und Vakuumtechnik her, bedient Kunden in über 180 Ländern und beschäftigt etwa 39.000 Mitarbeiter. Die Umsatzerlöse lagen im Jahr 2019 bei 104 Milliarden Schwedischen Kronen (rund zehn Milliarden Euro). Der Konzern ist seit über 65 Jahren in Deutschland präsent und hat sowohl in Deutschland als auch weltweit zahlreiche Unternehmen erfolgreich integriert.

Unsere Einschätzung:


Das Übernahmeangebot kam bei den Anlegern gut an. Die Aktie gewann zeitweise fast 50 Prozent. Zuletzt hatte die Isra Vision-Aktie den Anlegern jedoch weniger Freunde bereitet. Ende November 2019 hatte Isra Vision die Prognose zurückgenommen. Der Kurs war rund 20 Prozent eingebrochen. Damals hatten sich Anleger nicht von einer Aussicht auf Besserung beruhigen lassen. Denn gute Nachrichten und Übernahmefantasien waren schon zuvor im Titel eingepreist. Anleger, die Isra Vision bereits im Depot haben, sollten die Aktie weiter halten. Ein Einstieg drängt sich nach dem Kursanstieg vom Montag nicht auf.