In den Klatschspalten der Boulevardblätter sucht man nach den Reimanns vergeblich. Die Familie, die zu den reichsten deutschen Unternehmensdynastien zählt, ist äußerst verschwiegen. Den Geschäften ist das nicht abträglich, wie die jüngsten Schlagzeilen belegen.

Mit JDE Peet´s gelang der bisher größte Börsengang in Europa in diesem Jahr. Die Emission war um ein Vielfaches überzeichnet. Anstatt der üblichen vier Wochen, wurde die Zeichnungsfrist schon nach drei Tagen beendet und der Start an der Amsterdamer Börse vorgezogen. Wer Aktien aus der Zuteilung ergatterte, liegt aktuell weit im Plus.

Über die JAB-Holding hält die Familie Reimann die Mehrheit an dem neu geformten Kaffeekonzern. JDW Peet´s entstand durch die Zusammenlegung der Kaffeerösterei Jacobs Douwe Egberts (JDE) und der US-Kaffeehauskette Peet’s Coffee. Während Peets´s Coffee & Tea bereits seit 2012 im Besitz der JAB-Familienholding ist, entstand der niederländische Kaffeeröster Jacobs Douwe Egberts erst 2014 durch die Zusammenlegung der Kaffeemarken der JAB-Holding und Mondelez, der die Marke Jacobs beisteuerte. Der US-Konsumgüterriesen Mondelez hält eine Minderheitsbeteiligung an JDE Peet´s. Daneben zählen Größen wie der Quantum Fonds von George Soros und der US-Fondsriese Fidelity Management zu den neuen Anteilseignern.

JDE Peet´s kommt mit seinen starken Marken wie Jacobs, Senseo, Tassimo oder der Teemarke Pickwick auf einen Weltmarktanteil von zehn Prozent. Der Konzern ist damit nach Nestlé die Nummer zwei im Geschäft mit der schwarzen Bohne, dazu kommt die starke Präsenz im Teemarkt. Ein profitables Geschäft, das auch in Krisen gut läuft. Fast vier Fünftel des Umsatzes erzielt der Konzern mit Kaffee-Pads, abgepackten Kaffee und Teebeuteln, die im Einzelhandel vertrieben werden. Deshalb war das Geschäft auch vom Lockdown weniger betroffen. Im ersten Quartal legten sowohl Umsatz als auch Gewinn zu.

Der Börsengang spülte rund 2,6 Milliarden Euro in die Kasse. Mit einem Teil der Mittel sollen Schulden abgebaut und die Bilanz gestärkt werden. Aufgrund der jahrelangen Einkaufstour haben sich allerdings auch Verbindlichkeiten in Höhe von sieben Milliarden Euro angehäuft.

Die Aktie hat in der kurzen Börsenzeit einen regelrechten Sprint hingelegt. In den sechs Handelstagen zog der Preis von 31,50 bis auf 37,50 Euro an. Die Wahrscheinlichkeit das einige Investoren das Niveau für Gewinnmitnahmen nutzen ist hoch. Anleger beobachten die Aktie und nutzen einen Kursrücksetzer für den Einstieg. Vielleicht testet sie ja noch einmal das Emissionsniveau.

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