Das Minus schätzen Analysten auf bis zu 20 Prozent. So stark könnte das Geschäft von Jenoptik mit der Autoindustrie aufgrund der Corona-Pandemie einbrechen. Der drohende Umsatzrückgang bereitet Stefan Traeger aber scheinbar keine größeren Sorgen. "Die Nachfrage nach unseren Produkten hat sich im ersten Quartal solide entwickelt. Zusammen mit unserer sehr gesunden Bilanz haben wir eine gute Basis, um relativ unbeschadet durch die Krise zu kommen", erklärte der Jenoptik-Chef im Gespräch mit BÖRSE ONLINE.

Börsianer sind offenbar anderer Meinung. Im Februar brach der Kurs ein und sackte in der Spitze um bis zu 50 Prozent ab. Die Reaktion scheint berechtigt. Ende März stellte das SDAX-Unternehmen seine Prognose und die Dividende von 35 Cent unter Vorbehalt. Zuvor war für 2020 weiteres Wachstum erwartet worden. Gleichzeitig stand das Segment, das die Produkte für die Autokunden beinhaltet, im vergangenen Jahr für 35 Prozent des 855 Millionen Euro schweren Umsatzes. Auch Traeger schränkt ein, dass es in der industriellen Messtechnik derzeit zu "massiven Verschiebungen" komme.

Traditionell sind die optischen Inspektionssysteme auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet, während die Anlagen zwar für große Teile, aber längst nicht den gesamten Segmentumsatz stehen. Traeger wiederum will in der Messtechnik "schon länger geplante strukturelle Anpassungen vornehmen". Der Fokus soll auf Elektronikbauteile gelenkt werden. Der Schritt könnte "auch Anpassungen in unserer Personalstruktur bedeuten".

Unterbewerteter Krisengewinner

In den anderen Unternehmensbereichen scheinen derartige Maßnahmen indes unnötig. "Unser Geschäft mit der Halbleiterindustrie ist erstaunlich stabil", sagt der Jenoptik-Chef. Mit den sehr profitablen Anlagen für Chiphersteller macht das Unternehmen geschätzt mindestens 25 Prozent seiner Umsätze. Das dritte Standbein wiederum könnte sogar von der Corona-Krise profitieren. Jenoptik baut mit seinen optischen Laser- und Messsystemen auch Verkehrs- sowie Mautkontrollen und verkauft diese fast ausschließlich an Behörden. "Angesichts der zahlreichen und immer größeren Konjunkturprogramme rechnen wir hier sogar eher mit Rückenwind", so Traeger.

Diese Einschätzung dürfte auch auf Vincorion zutreffen. In der Firmentochter hat Jenoptik sein Rüstungsgeschäft gebündelt und will dieses trotz zuletzt eingestellter Gespräche weiterhin verkaufen. Bisher waren Traeger die angebotenen Preise aber zu niedrig. Besonders nach den guten Geschäften der vergangenen beiden Quartale sieht er keinen Anlass, "unter Wert zu verkaufen". Eine Auffassung, die der Manager angesichts weiteren Bürokratieabbaus und verschlankter Strukturen auch mit Blick auf die eigene Aktie teilt. "Unsere Börsenbewertung hat noch viel Luft nach oben" - davon ist Traeger überzeugt.