Aktien und Gold

werden 2026 erneut zulegen, ist Fondsmanager Dr. Jens Ehrhardt überzeugt. Europa profitiert von steigenden Staatsausgaben und in den USA stützen KI und QE

Auf die Frage, welche Aktien er seinen Kindern oder Enkeln für 2026 unter den Weihnachtsbaum legt, antwortete Dr. Jens Ehrhardt, Gründer und Fondsmanager von DJE Kapital, pragmatisch: „Im Grunde verschenke ich keine Aktien. Aber wenn ich es geistig tun könnte, glaube ich, dass Technologie-Aktien, so teuer die sind, wahrscheinlich schon noch ein bisschen weiter outper­formen werden, weil dort die Gewinn­situation am besten ist.“ Dennoch rät er, den Blick zu weiten: „Vielleicht zusätzlich noch ein paar kleinere US-Nebenwerte aus dem Russel 2000. Wenn die Zinsen zurückgehen, profitieren hochverschuldete kleine Unternehmen im Allgemeinen am besten.“

Europa: Die unterschätzte Chance

DAX, Euro Stoxx 50, S & P 500 und Nasdaq 100 legten drei Jahre in Folge jeweils zweistellig zu. Aktienbarometer aus Italien und Spanien schraubten sich, angetrieben von Finanztiteln, in den zurückliegenden zwölf Monaten bis zu 48 Prozent nach oben. Bei genauerer Analyse wird jedoch deutlich: „Beim Median sieht man, dass in Amerika etwa genauso viele Aktien gestiegen wie gefallen sind. In Deutschland sind rund sieben Prozent mehr gestiegen als gefallen“, weiß Ehrhardt. Die Aktienrally wurde also keineswegs vom breiten Markt gestützt. „Bei US-Indizes schmälerten Währungsverluste die Gewinne in diesem Jahr erheblich. Wer sich zu stark auf die USA konzentriert hat, hat Chancen liegen lassen“, erklärt der Finanzexperte. „Ich rechne damit, dass sich die deutsche Börse im neuen Jahr gut entwickeln dürfte. Möglicherweise sogar besser, als die Allgemeinheit erwartet.“ Für 2026 sieht er vor allem in Europa Potenzial. Insbesondere in Deutschland. Die fiskalpolitischen Impulse, etwa durch Infrastrukturprogramme, könnten laut ihm „die Konjunktur in Deutschland stärker voranbringen als die Prognosen bisher vermuten lassen.“ Bislang wurden Infrastrukturaufträge teils nur schleppend vergeben. 2026 dürfte dies allerdings Fahrt aufnehmen und damit Umsätze und Erträge kleinerer und größerer Unternehmen beflügeln. Auch die Zurückhaltung ausländischer Investoren wertet er als stabilisierenden Faktor.

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1xpert/iStock
Europäische Aktien dürften 2026 erneut gut performen

KI-Aktien gehören ins Depot

Beim Blick auf die USA ist Ehrhardt derweil zwiegespalten. Die großen Gewinner waren 2025 Technologie- und hier vor allem KI-Aktien. „Ich gehe nicht davon aus, dass die KI-Rally vorbei ist und wir in einer KI-Blase stecken“, betont Ehrhardt. Er sieht weiterhin erhebliches Wachstums­potenzial in diesem Sektor, auch wenn die Bewertungen hoch sind. „Die Pläne der Unternehmen, gerade der Hyper­scaler, in den kommenden zwölf Monaten noch einmal deutlich mehr in den KI-Bereich zu investieren als dieses Jahr, müssten die US-Konjunktur und die Unternehmensgewinne 2026 weiterhin tragen.“

Gleichzeitig bleibt der Rest der US-Wirtschaft bisher hinter den Erwartungen zurück. Konsum und Immobilien schwächeln. Der Finanzexperte spricht von einer „k-förmigen Konjunktur“, in der nur die oberen Einkommensschichten noch ordentlich konsumieren und das Gros der Bevölkerung eigentlich über 50 Prozent weniger. Der Konsum steuert in den USA rund zwei Drittel zum Bruttoinlandsprodukt bei und ist daher außerordentlich wichtig. Die Pläne von US-Präsident Donald Trump, die „One Big Beautiful Bill“ mit milliardenschweren Steuererleichterungen, sollten den Konsum positiv beeinflussen. „Aber im Moment sieht man davon noch nicht viel“, sagt Ehrhardt.

Ein zentrales Thema für 2026 sind die Zinsen. Die Hoffnung auf Zinssenkungen und ein mögliches Wiederaufleben von Quantitative Easing (QE) in den USA sieht Ehrhardt als wahrscheinlich: „Ich bin überzeugt, dass Quantitative Easing wieder eingeführt wird, was natürlich auch für die Börse zunächst mal positiv wäre.“

Nach den zweistelligen Kursgewinnen in den vergangenen Jahren dürften die Märkte 2026 jedoch einen Gang zurückschalten. „Für das kommende Jahr bin ich durchaus optimistisch und rechne für die großen Indizes mit mittleren bis hohen einstelligen Zuwächsen“, so der Fondsmanager. Eine Gefahr sieht er allenfalls im Private-Equity- und Privat-Credit-Bereich. Die klassischen Risiken scheinen aktuell unter Kontrolle.

Allokation – Europa first

Die moderatere Bewertung sowie die Aussicht auf positive Konjunkturimpulse durch die geplanten Infrastrukturprogramme und Verteidigungsausgaben sprechen 2026 für den europäischen Aktienmarkt. Der iShares STOXX Europe 600 ETF enthält die 600 größten börsennotierten Unternehmen in Europa. Zu den Schwergewichten zählen aktuell ASML, Astrazeneca, Nestlé und SAP. Derweil führt kein Weg an US-Technologieaktien und dort vor allem Unternehmen mit einem hohen KI-Schwerpunkt vorbei. Titel aus der zweiten und dritten Reihe hinkten dem DAX, Euro Stoxx 50 und S & P-500 in den vergangenen Jahren deutlich hinterher. Dort sieht der Fondsmanager weiterhin Aufholpotenzial. Der Xtrackers Russel 200 ETF umfasst bis zu 2000 kleinere amerikanische Titel wie Aerovironment, Bloom Energy, Oklo und Rigetti Computing, die von einer lockereren Zinspolitik profitieren dürften.

Am europäischen Anleihemarkt sind die Renditen gering. Versorgeraktien mit attraktiven Dividenden könnten zu einem gewissen Grad eine interessante Anlagealternative sein. Gold gehört ebenfalls ins Depot. EUWAX Gold II bietet dazu eine günstige Möglichkeit. „Bei Gold könnten wir 2026 neue Rekorde sehen“, sagt Ehrhardt. 

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BO Data/small charts

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