von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis

Zwei Faktoren dürften den DAX gestern stabilisiert haben, und auch heute weiter eine - zumindest vorläufige - Bodenbildung begünstigen: Der Index hat die 200-Tage-Linie (lila im Chart markiert) wieder erreicht, die bei rund 9550 Punkten mit einer horizontalen Unterstützung zusammen fällt. Die erstarkende Nachfrage in dieser Zone bewahrte den Index vor einem weiteren Absturz an die nächstfolgende Kaufzone bei 9370/9420 Zählern.

Zwar wurde der unter Marktteilnehmern sonst viel beachtete Durchschnittskurs im August unter- und dann wieder überschritten, und hat damit vorübergehend etwas von seiner Aussagekraft eingebüßt. In den beiden Jahren davor drehten die Notierungen stets wieder zuverlässig nach oben, wenn sie sich der 200-Tage-Linie annäherten. Das Verhalten des Marktes an diesem Durchschnittswert war zuletzt weniger verlässlich, und deutet darauf hin, dass die Kurse auch mittelfristig in eine Seitwärtsbewegung übergehen können - in diesen Phasen ist die 200-Tage-Linie oft bedeutungslos.

Das Verhalten des DAX an der 200-Tage-Linie dürfte daher Aufschluss über die Stimmung am Markt geben: Wenn sich - so wie gestern - wieder verstärkt Käufer finden, sobald sich der Index dem Mittelwert nähert, deutet das auf eine sich verbessernde Stimmungslage der Investoren hin. Doch entscheidend für das Ausbleiben weiterer Verluste zur Wochenmitte dürfte der Rückenwind von den US-Börsen gewesen sein. Dort stabilisierte sich der Weltleitindex S&P 500 an den in den vergangenen Tagen wiederholt gekauften Kurszone um 1978 Zähler. Bleibt die Nachfrage hier bestehen, dürfte ein Test des Aufwärtstrends rund zwei Prozent tiefer ausbleiben, was auch den DAX vor einem weiteren Rückgang bewahren würde.

Hält diese Entwicklung an, was momentan das wahrscheinlichste Szenario ist, sollte auch der DAX in den kommenden Handelsstunden und Tagen wieder in Richtung 9740/9790 Punkten zulegen können. Dort verlaufen eine schwache Widerstandszone und der untere Rand des ehemaligen Aufwärtstrends im Fünf-Minuten-Chart, sie bilden vor der horizontalen mittelfristigen Barriere im Tageschart bei 9900 Zählern die einzigen schwachen Widerstände.

Chart 2 - S&P 500 - Tageschart, Abstand zur 21- und 200-Tage-Linie in %

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Chart 3 - Tageschart

Nachdem der Markt auch die Zone um 9600/9700 geknackt hat, ist das Risiko weiterer Verluste unter die erste stärkere Unterstützung bei 8900 inzwischen deutlich gesunken - der nächste Halt auf der Südseite bei 8500 Zählern ist damit vorerst wieder vom Tisch. Stattdessen rücken die Zone um 9800/9900 (Ex-Aufwärtstrend und horizontale Barriere) sowie das Allzeithoch um 10.050 wieder in den Mittelpunkt.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände




























Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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