Neben dem Online-Schachportal Play Magnus Group hat Norwegen in Sachen E-Learning noch ein weiteres heißes Eisen im Feuer: Die Lernplattform Kahoot erfreut sich weltweiter Beliebtheit. In den vergangenen zwölf Monaten nahmen rund 1,5 Milliarden Menschen aus 200 Ländern an mehr als 250 Millionen Kahoots (Spielen) teil.

Der Begriff Spiel ist durchaus wörtlich zu nehmen: Der Aufbau erinnert an ein Quiz, das allerdings mit ernsthaften Lerninhalten versehen werden kann. Lehrer nutzen Kahoot für Homeschooling, Unternehmen für Mitarbeiterschulungen. Zu der 2013 aufgebauten Gruppe gehören die Apps DragonBox und Poio zum Lernen von Mathematik und Lesen.

Jetzt erobern die Norweger Deutschland und Italien. Größter Aktionär ist die japanische Beteiligungsgesellschaft Softbank mit rund 26 Prozent. Wie Play Magnus ist die Kahoot-Aktie auf den ersten Blick abenteuerlich bewertet. Das Umsatzvielfache liegt bei 160, das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei fast 20. Dafür ist das Wachstum rasant: Der Umsatz legte im vierten Quartal um 328 Prozent zu.

BÖRSE ONLINE sprach mit Vorstandschef Eilert Hanoa.

Börse Online: Sie expandieren gerade nach Deutschland. Wie sieht Ihr Plan aus?

Eilert Hanoa: Wir haben ein spezielles Interesse an Deutschland und am deutschsprachigen Raum, also auch an Österreich und der Schweiz. Wir haben dort sehr viele Lehrer und Schüler. Wir sehen, dass die Nutzung von Kahoot zunimmt. Wir werden die App für deutschsprachige Nutzer einführen. Wir wollen hier definitiv mehr investieren, sowohl in den Inhalt als auch in die Contentpartner und die Software.

Welches sind Ihre bisherigen Kernmärkte?

Die meisten Kunden haben wir in den USA und Kanada. Das sind bislang die größten Märkte - auf sie entfallen 40 Prozent des Umsatzes. Europa steht für etwa ein Drittel. Wir haben aber auch in Schwellenmärkten, beispielsweise in Asien und Lateinamerika, zahlende Kunden, insgesamt in mehr als 150 Ländern.

Wie rollen Sie ein neues Land auf?

Um in Deutschland zu bleiben: Wir übersetzen unseren Content ins Deutsche. Wir haben über drei Millionen deutsche Kahoots. Kahoot ist eine Plattform, auf der Nutzer den Content kreieren. Wir haben aktuell etwa 100 Millionen Kahoots auf der Plattform.

Welches Land wollen Sie nach den deutschsprachigen Märkten angehen?

Gemeinsam mit der deutschen wollen wir eine italienische Version bringen. Das ist gut für die Schweiz und Zentraleuropa. Französisch und Spanisch sind bereits erhältlich, außerdem eine brasilianisch-portugiesische Version.

Eröffnen Sie auch Büros in den Ländern, in die Sie expandieren?

Wir haben noch kein Büro in Deutschland, aber das erwägen wir. Wir expandieren vor allem durch Akquisitionen in neue Märkte.

Sie würden also einen ähnlichen Dienst einschließlich Personal übernehmen?

Exakt. Wir haben die Firma Whiteboard.fi in Finnland übernommen, die haben ein großartiges Tool für Lehrer. Wir haben Actimo in Kopenhagen gekauft, eine Plattform zur Mitarbeiterbindung für größere Kunden. Durch die Übernahme von DragonBox kamen wir zu Büros in Paris und Helsinki. Durch diese Akquisitionen haben wir unser Geschäft ausgebaut.

Wer sind die typischen Nutzer Ihres Dienstes?

In erster Linie sind es Lehrer und Schüler. Wir haben eine großartige Lösung zum Selbstlernen und für Hausaufgaben. Wir bieten das aber auch für Berufstätige an. DHL zum Beispiel setzt unsere Lösungen für Fortbildung und Training ein. Und nicht zuletzt verwenden Universitäten rund um den Globus Kahoot. Von Kindergartenpädagogen über Familien bis hin zu den Chefs der großen Wall-Street-Unternehmen, sie alle nutzen es. Dank unserer Aktionäre Microsoft und Walt Disney haben wir gute Kontakte in die Unternehmenswelt in den USA.

In Deutschland stehen Sie aber noch ganz am Anfang?

Nun ja. In Deutschland nutzen bereits 200 000 Lehrer Kahoot. Wir haben Firmen in Deutschland, die Kahoot einsetzen für eine Vielzahl an Schulungen für neue Mitarbeiter, Kundenevents, Compliance oder den internen Wissensaustausch.

Brauchen Sie weiteres Geld für Ihre Expansion?

Im Moment sieht es nicht danach aus. Wir sind seit fünf Quartalen Cashflow-positiv. Wir hatten im vergangenen Jahr etwa 17 Millionen Dollar Cashflow und haben eine Viertelmilliarde Dollar Cash auf der hohen Kante. Und zudem keine Schulden.

Was wollen Sie mit dem Geld machen?

Wir wollen Kooperationen und Joint Ventures schließen und natürlich weitere Unternehmen zukaufen.

Sie schauen sich weltweit nach Deals um?

Ja, wir haben durch unseren größten Aktionär Softbank einen guten Zugang zur globalen Wirtschaft. Wir erhalten Angebote für Kooperationen und strategische Möglichkeiten. Goldman Sachs begleitet uns als Bank. Microsoft, Disney und Softbank im Aktionärskreis verhelfen uns auch zu einer guten Außenwahrnehmung.

Wollen Sie auch in China Fuß fassen?

Fürs chinesische Festland brauchen Sie einen Partner, um besser zu verstehen, was und wie man etwas anbietet. Es ist definitiv eine Chance für uns. Im November haben wir die Sprachlernlösung Drops gekauft - für Nutzer, die Mandarin sprechen. Wir expandieren aber zurzeit in anderen Märkten Asiens, Westeuropas und Amerikas.