Kreditkarten, die fast jeden Wunsch erfüllen helfen und das Einkaufen zur Nebensache machen. €uro am Sonntag hat die Top-Angebote getestet. Teil 3: Premiumkarten. Von Felix Petruschke, Euro am Sonntag

Ob beim Buchen einer Reise, beim Anmieten eines Autos oder auch nur zum Onlineshopping - eine gute Kreditkarte ist für die meisten Verbraucher in Deutschland unersetzlich. Das zeigt sich auch daran, dass es mittlerweile viele unterschiedliche Kategorien von Kreditkarten gibt, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten. Eine davon, die sogenannte Premiumkategorie, stellt mit ihren Extraleistungen die Spitzenklasse dar und richtet sich an eher exklusive Kunden mit tiefen Taschen und vielen Flugmeilen.

Das können Premiumkarten


Besitzer einer Premiumkarte haben Anspruch auf viele Zusatzleistungen, wie etwa einen integrierten Versicherungsschutz, zahlreiche Rabatte und Bonusprogramme. Zwischen den verschiedenen Angeboten gibt es aber zum Teil große Unterschiede. Das zeigt der groß angelegte Test, den das Deutsche Kundeninstitut (DKI) im Auftrag von €uro am Sonntag durchgeführt hat. Getestet wurden Standardkarten (Ausgabe 14/2020), Goldkarten (vergangene Ausgabe) und erstmalig auch die Premiumkarten (vorliegende Ausgabe).

Die Kriterien des Tests stehen auf dieser Seite unter "So wurde getestet". Die Tabellen für die einzelnen Kategorien "Konditionen", "Angebot" und "Kundenservice" finden sich ebenfalls weiter unten. In der Kategorie "Preis-Leistungs-Verhältnis", die nicht eigens in das Gesamtergebnis einfloss, stellt das DKI die Konditionen und das Angebot zueinander ins Verhältnis.

Alle getesteten Kreditkarten im Premiumbereich enthalten eine Auslandsreisekrankenversicherung, eine Reiserücktritts- und eine Reiseabbruchversicherung. Bezahlvorgänge innerhalb der Eurozone sind mit allen Karten kostenlos möglich; kontaktloses Bezahlen ebenfalls. Die Höhe der Jahresgebühren reicht von null Euro (Commerzbank) bis zu 660 Euro (American Express). Bei der Commerzbank ist die Karte nur in Verbindung mit dem Premiumkonto zu haben, das 154,80 Euro im Jahr kostet.

Zu allen getesteten Kreditkarten ist zusätzlich eine Partnerkarte erhältlich: Bei American Express, der Barclays Bank, der Commerzbank und der TUI/Commerzbank sind diese kostenlos. Die Targobank verlangt 50 Euro im Jahr, die Postbank 79 Euro und die Deutsche Bank 120 Euro.

Der maximale Verfügungsrahmen ist in allen Fällen von der Bonität des Kunden abhängig: Während bei fünf Karten keine generelle Obergrenze besteht, ist der Verfügungsrahmen bei der Commerzbank (25.000 Euro) und bei der Postbank (15.000 Euro) auch bei hervorragender Bonität beschränkt. Von den sieben getesteten Premiumkarten verfügen vier über eine Teilzahlungsfunktion. Dadurch können die in einem Abrechnungszeitraum gesammelten Umsätze in Raten zurückgezahlt und weitere Umsätze getätigt werden, bis das Limit ausgereizt ist. Targobank und Barclays Bank ermöglichen Ratenpausen. Die Zinsen liegen allerdings zwischen 10,5 und 18,3 Prozent - angesichts des generellen Zinstiefs scheinen diese Beträge etwas aus der Zeit gefallen.

Sieger Targobank


Testsieger ist die Premiumkarte der Targobank. Ausschlaggebend für den ersten Platz waren ein sehr gutes Angebot (zweiter Platz), gute Konditionen (sechster Platz) und ein guter Kundenservice (dritter Platz). In der Kategorie Preis/Leistung ist die Targobank hingegen ungeschlagen.

Positiv bewerteten die Prüfer unter anderem die vergleichsweise geringe Jahresgebühr von 97 Euro. Zudem können mit der Karte (ebenso wie bei der Barclays Bank) Überweisungen aus dem Verfügungsrahmen getätigt werden. Kritikpunkte der Prüfer waren vor allem die relativ hohen Gebühren für Bargeldabhebungen im In- und Ausland (3,5 Prozent des Betrags) und für Abhebungen in fremder Währung (Auslandsentgelt von 1,85 Prozent). Im Gegenzug bietet die Targobank aber überzeugende Zusatzleistungen: Diese setzen sich aus einem Bonuspunktesystem, einem Reisecashback- und einem Ticketcashback-System zusammen. Auch durch das enthaltene Versicherungspaket sind die Kunden umfangreich abgesichert. Im Bereich Kundenservice punktete der Testsieger mit schnellen Reaktionen auf E-Mails und schneller Erreichbarkeit bei Anrufen (dritter Platz). Die Mitarbeiter wirkten freundlich und kompetent.

Verlierer Postbank


Am Tabellenende findet sich die Visa Card Platinum der Postbank. Die Karte überzeugte zwar mit "guten" Konditionen (dritter Platz), ließ aber durch die Note "ausreichend" in den Kategorien Angebot und Kundenservice (jeweils letzter Platz) wichtige Punkte liegen. Hauptkritikpunkte der Prüfer waren etwa, dass der maximale Verfügungsrahmen auf nur 15.000 Euro begrenzt ist (niedrigste Summe im Test) und eine Partnerkarte zusätzlich 79 Euro kostet (zweithöchste Gebühr im Vergleich). Weiteren Verbesserungsbedarf sehen die Tester im Bereich Kundenservice: Die Mitarbeiter benötigten im Vergleich aller Anbieter die meiste Zeit, um zu antworten und wurden dabei als am wenigsten kompetent wahrgenommen.

Auch im Bereich Versicherungen überzeugte die Kreditkarte der Postbank nur wenig: Das Versicherungspaket enthält zwar (wie alle anderen auch) eine Reisekranken-, -rücktritt- und -abbruchversicherung. Zusätzlich ist im Paket aber nur noch eine Einkaufschutzversicherung und eine Haftpflichtversicherung für Mietfahrzeuge enthalten.

Wer auf Rundumschutz Wert legt, ist bei der Platinum Card von American Express richtig: Die Karte bietet zusätzlich einen weltweiten Kfz-Schutzbrief, eine Gepäck-, eine Prozess- und eine Reisehaftpflichtversicherung. Mit 660 Euro Jahresgebühr ist sie aber mit Abstand die teuerste im Test, weshalb es bei den Konditionen nur für die Note "befriedigend" reichte.

DKI-Chef Jörn Hüsgen konstatiert: "Bei den Premiumkarten geht die Schere zwischen dem Preis und den Leistungen am weitesten auseinander." Soll heißen: Mitunter sind für nur etwas mehr Versicherungsangebote deutlich höhere Gebühren fällig.

Apropos Spitzenklasse: American Express und die Hypovereinsbank bieten noch zwei weitere Karten im Premiumbereich (Centurion Card und Visa Infinite Card) an. Diese sind jedoch so exklusiv, dass die Kunden direkt von der Bank angesprochen werden. Aus diesem Grund waren sie nicht Teil des Tests.

So wurde getestet:

Im vorliegenden dritten Teil des umfassenden Tests wurden sieben Premiumkarten anhand von rund 250 Einzelkriterien nach den Kategorien "Konditionen", "Angebot" und "Kundenservice" untersucht − per Befragung der Anbieter, verdeckten Kontakten und Analyse der Internetseiten. In die "Konditionen" (Gewicht: 35 Prozent) flossen unter anderem ein: Jahresgebühren; Gebühren für Bargeldabhebungen und Bezahlvorgänge. In das "Angebot" (Gewicht: 35 Prozent) flossen etwa ein: finanzieller Verfügungsrahmen; enthaltene Versicherungen; Bonusleistungen. Beim "Kundenservice" (Gewicht: 30 Prozent) ging es um die Reaktion auf E-Mails und Anrufe.