Mit Sparbüchern und anderen Sparkonten gibt es nichts mehr zu holen - aber mit Dividenden. €uro zeigt, welche Unternehmen am meisten zahlen. Von Ralf Ferken, Matthias ­Fischer, Julia Pfanner und ­Stefan Rullkötter

Sparer haben derzeit wenig Grund zur Freude, wenn sie sich ihren Kontoauszug anschauen. Da ist es nämlich fast schon egal, welche Summe etwa auf dem Sparbuch oder dem Tages- und Festgeldkonto im Haben steht - die Zinsgutschrift fällt in jedem Fall mickrig aus. Laut der Finanzberatung FMH lag der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgeld Anfang Februar bei 0,05 Prozent. Und wer sein Geld für ein Jahr als Festgeld anlegt, bekommt derzeit im Schnitt 0,14 Prozent. Das bedeutet, wer die Summe von 10 000 Euro für ein Jahr bindet, erhält am Ende des Jahres eine Zinsgutschrift von 14 Euro. Das reicht nicht einmal für einen Kinobesuch plus Getränk für zwei Personen.

Noch trüber fällt die Bilanz aus, wenn man den Realzins als Maßstab nimmt, also den Zinssatz, bei dem die Inflationsrate berücksichtigt ist. Laut dem Realzins-Radar, den die Comdirect Bank jedes Vierteljahr erhebt, lag der Zins nach Inflation im vierten Quartal 2019 bei minus 1,0 Prozent. Das heißt, unterm Strich verlieren die Sparer mit ihren Guthaben Geld. Dieser Verlust addierte sich laut Berechnungen der Comdirect in Deutschland im Jahr 2019 auf 30,3 Milliarden Euro, das sind 365 Euro pro Bundesbürger. Das ganze Ausmaß zeigt sich erst auf lange Sicht. Seit Ende 2010 haben die deutschen Sparer laut dieser Rechnung schon 134,6 Milliarden Euro verloren - das entspricht 1638 Euro pro Bundesbürger.

Während bei Sparern also Schmalhans Küchenmeister ist, gilt für Dividenden genau das Gegenteil: Dort wird üppig ausgeschüttet. Nach Schätzungen der Vermögensverwaltung Janus Henderson haben Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit mehr als 1,4 Billionen Dollar, das sind rund 1,3 Billionen Euro, an Anleger ausgeschüttet und damit so viel wie noch nie zuvor. Und dieses Jahr scheint es gut möglich, dass dieser Rekord geknackt wird. Für Anleger, die Dividendenwerte haben, ist das eine gute Nachricht. Denn höhere Dividenden bedeuten nichts anderes, als dass die Ausschüttungen für sie zulegen, also ihr "Zins" steigt.

Sparen oder kassieren. Zwar hinkt der Vergleich zwischen Dividenden und Zinsen etwas. Zinsen werden, vorausgesetzt der Schuldner geht nicht pleite, garantiert ausgezahlt. Dividenden dagegen können jederzeit reduziert oder ganz gestrichen werden. Bei soliden Dividendenzahlern aber können Anleger in aller Regel meist mit regelmäßigen Ausschüttungen rechnen. "Alternativ zu fehlenden Zinsen können Dividenden ein Anlegerdepot dreifach stabilisieren: als regelmäßige Einkommensquelle, als Indikator für ein robustes Geschäftsmodell und zur Diversifikation des Depots", sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors.

Damit eignen sich solche Papiere vor allem für Anleger, denen weniger an schnellen Kursgewinnen als vielmehr an einem konstanten Geldfluss gelegen ist. Wie stark sich solche Ausschüttungen über die Jahre bemerkbar machen, zeigt sich exemplarisch im DAX. Der ­bekannte DAX ist ein Performance­index und berücksichtigt neben den Kursgewinnen auch die gezahlten Dividenden. Der eher unbekannte Bruder DAX-Kursindex bildet dagegen nur die Wertsteigerungen der Aktien ab. Dabei haben sich die beiden Indizes über die Jahre stark auseinanderentwickelt, wie eindrucksvoll im Chart auf Seite 46 zu sehen ist. Seit Start hat sich der DAX rund doppelt so gut entwickelt wie der DAX-Kursindex.

Großer Dividendencheck. Nun stellt sich für Anleger die Frage, welche Aktien wirklich was taugen. €uro hat sich in einem großen Check weltweit nach den besten Dividendenaktien für dieses Jahr umgeschaut. Auf den Prüfstand ­kamen aus Deutschland die 30 Aktien aus dem DAX sowie die 60 Papiere aus dem MDAX. In den europä­ischen Indizes analysierte die Redak­tion den ­Euro Stoxx 50, in dem neben Aktien aus dem Euroraum auch britische und Schweizer Papiere gelistet sind. Für die USA wurde der marktbreite S & P mit seinen 500 Unternehmen berücksichtigt. Abgerundet wurde das Aktienuniversum durch die 225 im japanischen Nikkei gelisteten Aktien.

Daraus wurden dann in einem ersten Schritt die Aktien mit der höchsten Prognose für die Dividendenrendite herausgefiltert. Diese prozentuale Kennzahl gibt an, wie hoch die Rendite der erwarteten nächsten Dividende in Bezug auf den Aktienkurs ist. Für die Prognose ebenso wie für die anderen im Check erhobenen Daten griff €uro auf Daten des Wirtschaftsdiensts Bloomberg zurück. Mindestens drei Prozent war dabei die Hürde, die von den Unternehmen zu meistern war.

Allein auf die Dividendenrendite zu achten - getreu dem Motto "je höher, desto besser" -, ist aber keine gute Strategie. Vor allem bei sehr hohen Renditen passiert es nicht selten, dass die Unternehmen ihre Ausschüttungen massiv kürzen. Wie schnell die Dividende eingedampft werden kann, zeigte sich kürzlich bei einem der größten Dividendenwerte im DAX. Der Autohersteller Daimler zahlte vor zwei Jahren noch 3,65 Euro je Aktie. Weil sich das Geschäft schlecht entwickelt, dürfte die Ausschüttung in diesem Jahr auf weniger als zwei Euro sinken. Neben der enttäuschenden Dividende gab es für Aktionäre auch noch Kursverluste. Deswegen legte €uro Wert auf die Prognose, wie sich die Dividenden in den kommenden drei Jahren entwickeln werden, also ob sie steigen oder fallen. Prognostizierte schrumpfende Ausschüttungen waren ein K.-o.-Kriterium.

Wichtig ist aber auch, darauf zu achten, wie hoch die Ausschüttungsquote ist. Sie gibt an, welchen Teil des Gewinns ein Unternehmen unter seinen Aktionären verteilt. Eine Zahl über 100 Prozent bedeutet dabei, dass der Gewinn nicht ausreicht, um die Dividenden komplett zu finanzieren. Dann muss das Unternehmen Schulden aufnehmen oder Geschäftsbereiche verkaufen, um sie stemmen zu können. ­Solide geht anders. Entsprechend kamen für €uro nur solche Werte in Betracht, bei denen die Quote bei maximal 100 Prozent liegt.

Großen Wert legte die Redaktion darauf, wie sich die Aktie auf Sicht von zehn Jahren entwickelt hat, gemessen an der durchschnittlichen Gesamtrendite pro Jahr. Die setzt sich aus der Kurs­entwicklung plus den ausgezahlten Dividenden zusammen, mindestens vier Prozent pro Jahr waren Pflicht. Abgerundet wurde der Kriterienkatalog durch die Profitabilität, gemessen an ­Eigenkapitalrendite und Bewertung, für die auf die Kennzahlen Kurs-Gewinn-­Verhältnis (KGV), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) zurückgegriffen wurde.

So geht Dividende 2020. Aus all diesen Daten filterte €uro dann die zehn Topwerte für dieses Jahr heraus, die auf den nachfolgenden Seiten im Detail vorgestellt werden. Für Anleger, die lieber ihr Geld breit streuen, gibt es zudem die besten Dividendenfonds. Was Anleger steuerlich bei Ausschüttungen beachten müssen und wann die für die Dividendenzahlungen relevanten Hauptversammlungen der deutschen Unternehmen stattfinden, hat €uro ebenfalls zusammengestellt. So sind Anleger ­bestens für das Dividendenjahr 2020 gerüstet.

Der Versicherer


Das Papier der Allianz ist ein Klassiker unter den deutschen Dividendenaktien. Auch operativ überzeugt der Konzern und meldete gerade einen Rekordgewinn.

Die Hälfte ihres Jahresüberschusses will die Allianz regelmäßig als Dividende ausschütten. Zudem soll sie mindestens so hoch sein wie im Jahr zuvor. 9,60 Euro je Aktie soll es für 2019 geben, schlägt der Vorstand vor. Das wäre die siebte Erhöhung in Folge.

Bedingung für die Dividendenpolitik ist zudem eine Mindestsolvenzquote. Auch wenn die etwas nachgab - kein Problem für einen der größten Versicherer der Welt. Die Allianz hat ein komfortables Kapitalpolster. Und für 2019 hat sie einen Rekord erreicht: Das operative Ergebnis lag bei rund 11,9 Milliarden Euro. Damit erreichte er die obere Hälfte der angepeilten Spanne von elf bis zwölf Milliarden Euro und war so hoch wie noch nie. Zwar schwächelte der größte Gewinnbringer - die Schaden­ und Unfallversicherungssparte. Dafür lief es bei der Lebens­ und Krankenversicherungssparte sowie in der Vermögensverwaltung, zu der der US-Vermögensverwalter Pimco und die europäische Allianz Global Investors gehören, gut.

In Bewegung. Da zeigt sich auch ein Vorteil der breiten Aufstellung der Münchner. Aber sie haben auch einiges zu tun: So sind die niedrigen Zinsen nicht das beste Umfeld für ihr Geschäft. Denn die Allianz muss das Geld der Versicherten in risikoarme Wertpapiere anlegen, doch die bringen kaum noch etwas ein. Das verringert die Kapitalerträge der Versicherer. Auch bei der Digitalisierung ist noch Nachholbedarf. Außerdem sollen die Angebote weniger komplex werden. Und: Die Allianz will zum Beispiel in China wachsen. Gerade haben die Münchner deshalb die Allianz China Insurance gestartet - Chinas erste Versicherungsholding, die sich komplett im Besitz eines ausländischen Versicherers befindet.

Gute Aussicht. Auch wenn das Versicherungsgeschäft etwa durch Naturkatastrophen riskant ist - die Allianz­Aktie gilt als ein Basisinvestment für alle Dividendenfans. Zudem kündigte die Allianz gerade ein neues Aktienrückkaufprogramm an - für bis zu 1,5 Milliarden Euro will der Konzern bis Ende 2020 eigene Aktien zurückkaufen. Überschüssiges Kapital, das auf absehbare Zeit nicht für Zukäufe oder den Ausbau des Geschäfts benötigt wird, gibt der DAX-Konzern gern in dieser Form an die Aktionäre zurück.

Für 2020 will die Allianz ein operatives Ergebnis zwischen 11,5 und 12,5 Milliarden Euro erreichen - vorbehaltlich unvorhergesehener Ereignisse, Krisen oder Naturkatastrophen.

Dividendenprognose 2020: 9,60€



Das Geldhaus


Die Aussichten für die Aozora Bank scheinen wieder besser. Aktionäre könnten deshalb mehr Dividende einstreichen.

Nach den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2019, das noch bis Ende März 2020 läuft, erzielte die Aozora Bank bereits mehr als 80 Prozent der Gewinne, die sie für das Gesamtjahr prognostizierte. "Das macht es wahrscheinlich, dass das Ergebnis für das Gesamtjahr die Prognose übertreffen wird", schreiben die Analysten der US-Großbank JP Morgan in einer Studie. Die japanische Bank mit Sitz in der Hauptstadt Tokio macht das Gros ihrer Geschäfte mit Unternehmen, versorgt aber auch Privatkunden mit Krediten und Konten.

Dauerzinstief. Auch in Japan haben Banken mit niedrigen Zinsen zu kämpfen. Die dortige Notenbank hat bereits in den 1990er-Jahren den Leitzins in den Null-Komma-Bereich gesenkt. Doch anders als viele Wettbewerber hat Aozora sich mit dem Zustand arrangiert.

Die Experten von JP Morgan halten es nun für wahrscheinlicher, dass die Dividende am Ende des laufenden Geschäftsjahrs steigt. Die Bank will die Hälfte ihrer Gewinne an die Aktionäre ausschütten. Im Vorjahr hatte Aozora die Dividende noch kürzen müssen, etwa weil es im zweiten Halbjahr unter anderem wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China an den Finanzmärkten stark auf und ab ging. Auch in anderen Bereichen lief es schlechter als erwartet, sodass die Bank sowohl ihre für damals gesetzten Umsatz- als auch Gewinnziele kassieren musste.

Unabhängiger. Zuletzt lief es aber wieder besser: Der Umsatz lag in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs 2019 bei 75 Milliarden Yen (rund 621 Millionen Euro), fast 20 Prozent mehr als 2018. Der Nettogewinn liegt bei 29,7 Milliarden Yen (knapp 246 Millionen Euro). Das Geschäft mit Unternehmensfinanzierung und im Retailbereich lief gut, ebenso die Finanzmarktgeschäfte. Kürzlich kündigte Aozora an, 15 Prozent an der vietnamesischen OCB-Bank übernehmen zu wollen. Das könnte der Bank höhere Gewinne bescheren und das Haus unabhängiger vom US-Kreditgeschäft machen. Insgesamt ist Aozora ohnehin auf dem Weg, sich breiter aufzustellen. Die Bank hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt, gehörte sie doch 2008 zu den Hauptgläubigern der insolventen Bank Lehman Brothers.

Dividendenprognose 2020: 1,29€



Der Baulöwe


Deutschlands größter Baustoffkonzern HeidelbergCement erhöht seit Jahren kontinuierlich die Dividende. Auch die Bewertung der Aktie ist derzeit attraktiv.

Weltweit wird viel gebaut. Da sind Baustoffe gefragt. Einer der größten Anbieter überhaupt ist HeidelbergCement. Seine Kernprodukte: Zement, Transportbeton und sogenannte Zuschlagstoffe wie Sand und Kies. Die wichtigsten Märkte sind Nordamerika, Süd- und Westeuropa sowie Asien-Pazifik.

Schnell gespart. Trotzdem war 2018 für den Heidelberger Konzern beim operativen Gewinn ein mageres Jahr. In den USA verdarben schlechte Wetterbedingungen dem Baustoffkonzern das Geschäft. Dazu kamen noch hohe Kosten für Energie und Preisdruck aus Indonesien. Der damalige Chef, Bernd Scheifele, reagierte mit einem neuen Sparprogramm, der Konzern sollte profitabler werden. 100 Millionen Euro wollte er in Vertrieb und Verwaltung sparen. Das Ziel hat man schon über ein Jahr früher als geplant erreicht, nun sollen bis Ende 2020 zusätzlich 30 Millionen gespart werden. Dazu kamen Verkäufe, weniger Investitionen und Preiserhöhungen. Ende Januar hat sich Scheifele nach mehr als 15 Jahren als Chef aus dem Unternehmen verabschiedet und an seinen bisherigen Vize Dominik von Achten übergeben. Der Wechsel war lange geplant. 2022 soll Scheifele als Aufsichtsratschef ins Unternehmen zurückkehren.

Im Februar gab HeidelbergCement vorläufige Zahlen für 2019 bekannt: Obwohl der Zementabsatz demnach etwas zurückging und auch der Absatz bei Zuschlagstoffen etwas schwächelte, legte der Umsatz um gut vier Prozent auf knapp 18,9 Milliarden Euro zu. Vor Währungseffekten, Zu- und Verkäufen und Effekten aus neuen Bilanzierungsregeln legte er um 2,1 Prozent zu. Das war allerdings etwas weniger, als der Konzern erwartet hatte, vor allem wegen deutlich weniger Brennstoffhandel mit Drittkunden im vierten Quartal 2019, das drückte auf die Erlöse.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf etwa 3,6 Milliarden Euro - ein Zuwachs von 15,5 Prozent. Bereinigt um Währungseffekte, Zu- und Verkäufe und Effekte aus neuen Bilanzierungsregeln legte das Ebitda um 2,5 Prozent zu. Der Abbau von Schulden, etwa durch große Übernahmen entstanden, ging schneller als geplant voran.

Dividende passt. Der neue Chef muss sich trotzdem um einiges kümmern. So soll das Portfolio weiter optimiert werden. Weiteres Thema: Nachhaltigkeit. Der Zementhersteller bläst viel Kohlendioxid in die Luft. Bis 2030 will HeidelbergCement 30 Prozent weniger CO2 je Tonne Zement emittieren als 1990, im Jahr 2050 will der Konzern klimaneutral sein.

Seit 2010 ist die Dividende jedes Jahr gestiegen. Dieses Jahr soll es erneut mehr geben: Experten, die beim Wirtschaftsdienst Bloomberg gelistet sind, schätzen die Ausschüttung im Mittel auf 2,28 Euro pro Aktie. Gleichzeitig ist das Papier mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von deutlich unter zehn günstig bewertet.

Dividendenprognose 2020: 2,30€



Der Werbemagnat


Die Interpublic Group ist ein großer Akteur in der Werbebranche und überzeugt viele Kunden. Aktionäre schätzen auch die Dividende des PR-Spezialisten.

Katie Sowers ist die erste Trainerin beim Super Bowl. Sie ist Offensivassistentin bei den San Francisco 49ers, die Anfang Februar gegen die Kansas City Chiefs antraten. Katie ist auch das Gesicht eines Werbespots von Softwaregigant Microsoft, der während des Super Bowls ausgestrahlt wurde. Das Event ist ein Werbeumfeld der Extraklasse, solche "Slots" werden für Millionen verkauft.

Firmen und Werbeschaffende legen sich für die Spots mächtig ins Zeug. Die Agentur hinter dem Microsoft­Spot ist McCann, eine von vielen Agenturen wie FCB oder Weber Shandwick, die zur Interpublic Group gehören. Deren Agenturen waren gleich für mehrere Super­ Bowl­Spots verantwortlich. Kein Wunder, ist sie doch eine der größten Werbe­ und Marketingfirmen der Welt.

Kreatives Geschäft. Kunden erwarten natürlich kreative Ideen. Die kann die New Yorker Holding liefern, wie etwa die jüngsten Erfolge bei der Preisverleihung beim Cannes Lions International Festival of Creativity zeigen, das als wichtigstes Werbefestival gilt. Dort ist sie ganz vorn mit dabei. Das ist aber nicht das Einzige, was in der Branche wichtig ist. 2018 verstärkte sich Interpublic für 2,3 Milliarden US-Dollar mit der Datensparte von Acxiom. In der Werbebranche spielen große Datenmengen eine immer wichtigere Rolle.

US-Fokus. Die Werbeausgaben steigen weltweit. Allein 2020 sollen sie laut World Advertising and Research Center um sechs Prozent auf 656 Milliarden US-Dollar wachsen. Auch wegen der US-Präsidentschaftswahl und der Olympischen Spiele. Allerdings wollen immer mehr Wirtschaftsberatungsfirmen etwas davon abhaben oder Firmen machen ihre Werbung gleich selbst.

Interpublic erzielt in den USA - dem größten Werbemarkt der Welt - über die Hälfte des Umsatzes. Aber auch Europa ist wichtig. Ende 2018 hat Interpublic einige größere Kunden verloren, was 2019 etwas belastete. Experten von JP Morgan gehen aber davon aus, dass sich das bald bessert. Bei der Dividende ging es schon aufwärts. Nach dem Geschäftsjahr 2019 stieg die Quartalsausschüttung von 0,235 Dollar je Aktie auf 0,255 Dollar. Die nächste im Mai soll laut Schätzung ebenso hoch ausfallen.

Dividendenprognose 2020: 0,90€



Der Bewunderte


Der Chemiekonzern LyondellBasell weiß, was eine Pleite ist. Aber seitdem er ­wiederauferstanden ist, gilt er als solide und als zuverlässiger Dividendenzahler.

Jahr für Jahr zeichnet das US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" die Unternehmen aus, die am meisten ­geschätzt werden. Dafür werden Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder sowie Finanzanalysten nach den Kon­zernen befragt, die insgesamt und in ­ihren Branchen am meisten bewundert werden. Bewertungskriterien sind: Attraktivität für qualifizierte Mitarbeiter, Qualität des Managements und der Produkte, soziale Verantwortung, Innovation, Nutzung des Anlagevermögens, ­finanzielle Solidität, langfristiger In­vestmentwert und Wettbewerbsfähigkeit. Bereits zum dritten Mal in Folge ist es dem Chemieunternehmen Lyon­dell­Basell gelungen, in die Liste der ­"World’s Most Admired Companies" aufgenommen zu werden. Unter den Chemiefirmen steht es weltweit auf dem fünften Platz.

Nachhaltiges Plastik. Lyondell­Basell ist vor allem in der Kunststoff- und Petro­chemie tätig. Bei Polyolefinen, die etwa für Folien und Verpackungen gebraucht werden, sind die Niederländer weltweit die Nummer 1. Dabei nimmt das Unternehmen mit Sitz in Rotterdam auch Nachhaltigkeit in den Blick und hat nach eigenen Angaben "eine Führungsrolle bei der Gründung und dem Start der weltweiten und branchenübergreifenden Allianz gegen Plastikmüll in der Umwelt (AEPW) übernommen". Auch das Thema Kunststoffrecycling ist für die Niederländer wichtig. So haben sie im vergangenen Jahr mit dem Kofferhersteller Samso­nite eine neue Kollektion aus recyceltem Kunststoffabfall entwickelt.

Volle Pleite. Allerdings hat das Unternehmen auch schwierige Zeiten hinter sich: Im Jahr 2009 musste es in den USA Gläubigerschutz gemäß Kapitel elf des amerikanischen Insolvenzrechts beantragen. Wegen zahlreicher schulden­finanzierter Übernahmen konnte es seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Es gelang dem Konzern aber, sich erfolgreich zu re­strukturieren, und schon im Jahr 2010 ging es in New York wieder an die Börse. Seitdem hat es sich solide entwickelt, von den drei großen Ratingagenturen wird die Bonität im erstklassigen Investment Grade verortet (S & P und Fitch: "BBB+", Moody’s: "Baa1").

Dividendenprognose 2020: 3,84€

Der Solide


Das japanische Unternehmen Mitsubishi Chemical bietet einen Mix aus Chemie und Gesundheit. Und obendrein eine hohe Dividendenrendite.

Kürzlich hat die Mitsubishi Che­mical Corporation (MCC) in Deutschland zugeschlagen. Das japanische Unternehmen hat die c-m-p GmbH aus Heinsberg gekauft. c-m-p fokussiert sich auf Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffe, wie sie insbesondere in der Luft- und Raumfahrt sowie bei Automobilen verwendet werden. Kohlenstofffasern sind leichter als entsprechende Metallteile und gelten daher als zukunfts­trächtig. Die Übernahme ist für die Japaner zwar nur ein kleiner Fisch, aber sie zeigt, wie sich der Konzern für die Zukunft positioniert.

Von Chemie bis Pharma. Mitsubishi Chemical ist eine Holding, die durch eine Fusion von Mitsubishi Chemical und Mitsubishi Pharma entstanden ist. Sie verwaltet den Betrieb der Töchter. Mitsubishi Chemical Holdings gehört zu den größten Chemieproduzenten in ­Japan. Der erste Geschäftsbereich, Mitsubishi Chemical, produziert Chemi­kalien, Kunststoffe und Textilien. Und auch die Verbundstoffe gehören hier dazu. Mitsubishi Tanabe Pharma, das zweite Geschäftsfeld der Holding, stellt Medikamente für das zentrale Nervensystem, Herz-Kreislauf- und Magen-­Darm-Erkrankungen her. Thematisch damit verflochten ist der Geschäftsbereich Nummer 3, Life Sciences Insti­tute: Hier werden Lösungen in den Bereichen Gesundheit und Arzneimittel­forschung entwickelt, etwa klinische Tests, diagnostische Reagenzien, Kapseln und pharmazeutische Verarbeitungsanlagen. Der vierte Geschäftsbereich, Taiyo Nippon Sanso, schließlich umfasst Industriegase.

Hohe Dividenden. Die Tokioter machen zwei Drittel ihres Umsatzes auf dem Heimatmarkt, den Rest erzielen sie rund um den Globus. Durch die breite Aufstellung ist MCC besser als andere Chemiekonzerne vor Konjunkturabschwüngen geschützt, vor allem die Pharma- und Gesundheitssparten gelten als wenig zyklisch. Hauptanteilseigner ist der japanische Pensionsfonds, der 7,4 Prozent der Anteile hält. Für ­Dividendenjäger ist die Aktie recht attraktiv, die Dividendenrendite liegt bei fünf Prozent. Und dabei schüttet MCC gerade mal ein Drittel des Gewinns aus. Der Rest wird investiert oder genutzt, um Schulden zu tilgen.

Dividendenprognose 2020: 0,33€

Der Heilsbringer


Der neue Chef des US-Pharmagiganten Pfizer legt ein ordentliches Tempo vor: Zahlreiche neue Produkte und der Börsengang einer Konzernsparte könnten das Jahr 2020 prägen.

Ein bisschen ungewöhnlich ist es für einen Pharmakonzern schon, wenn ein Veterinär das Sagen hat. Seit gut einem Jahr nun steht Albert Bourla als CEO an der Spitze von Pfizer: Im Januar 2019 hat er beim größten Pharmakonzern der Welt die Nachfolge des langjährigen Chefs Ian Read übernommen. Der gebürtige Grieche ist studierter Tierarzt und schon seit 1993 bei Pfizer in verschiedenen Positionen tätig gewesen. Vor dem Stabwechsel hatte sich der heute 58-Jährige noch der Kontinuität verpflichtet: "Es ist meine Verantwortung, die Möglichkeiten zu optimieren, die Pfizer hat." Das klang nach einem gepflegten "Weiter so".

Volldampf als Rezept. Nachdem er aber den Chefsessel eingenommen hat, macht er jetzt ordentlich Dampf: Mit seiner ersten großen Übernahme ließ sich Bourla nicht lange Zeit und vermeldete im vergangenen Juni den Zukauf von Array Biopharma für mehr als elf Milliarden US-Dollar. Das Biotechunternehmen ist auf Krebsmedikamente und -therapien spezialisiert und soll die Marktposition von Pfizer in diesem Segment stärken.

Mit dem Generikaspezialisten Mylan hat er das Geschäft mit patentfreien Medikamenten wie dem Potenzmittel Viagra, dem Cholesterinsenker Lipitor und dem Angsthemmer Xanax zusammengeführt. Und Beobachter vermuten, dass Bourla das 2019 mit Konkurrent GlaxoSmithKline gegründete Joint Venture, in das Pfizer Gesundheitsprodukte wie Zahnpasta der Marke Sensodyne oder das Schmerzmittel Advil eingebracht hat, bald völlig abspalten und an die Börse bringen könnte.

Volle Pipeline. Wie bei allen Pharmafirmen gilt auch für Pfizer, dass der Erfolg der Aktie eng mit dem Erfolg von neuen Medikamenten verknüpft ist. Die New Yorker haben derzeit Dutzende von Projekten in der klinischen Entwicklung, darunter Medikamente gegen Psoriasis (Schuppenflechte), Dia­betes, Lungenkrebs, Schmerzen und Infektionen. Rund die Hälfte ihres Um­satzes erzielen sie auf dem Heimat- markt, gefolgt von den Schwellenländern - einschließlich China, Lateinamerika und Afrika - mit einem Anteil von 25 Prozent und Europa mit 15 Prozent Gewicht.

Dividendenprognose 2020: 1,39€

Der Abspalter


Der britische Versicherer Prudential hat seinen Fokus auf den stark wachsenden asiatischen Ländern. Kurzfristig könnte ihm jedoch das Coronavirus Ärger machen.

Der Versicherer Prudential wird unter dem aktuell in China grassierenden Coronavirus leiden. Das glaubt zumindest die US-Invest­ment­bank Morgan Stanley und begründet das mit dem abflauenden Besucherstrom vom chinesischen Festland nach Hongkong. Prudential ist in der ehemaligen britischen Kronkolonie stark präsent. Mittlerweile gehen aber fast zwei Drittel des dortigen Geschäftsvolumens auf Besucher aus China zurück. Entsprechend wird es den Versicherer treffen, wenn diese Besucher ausbleiben. Der Effekt dürfte aber eher kurzfristiger Natur sein.

Asien und USA. Insgesamt hat das ­Unternehmen mit Sitz in London einen starken Fokus auf Asien. Der weitaus größte Anteil der Prudential-Policen geht in Asien über den Tisch. Dort wächst die arbeitende Bevölkerung und der Wohlstand nimmt zu. Davon will der Versicherer mit sparorientierten Anlageprodukten und mit Finanzprodukten zur Gesundheitsvorsorge profitieren. Mehr als die Hälfte der Prämien verdient Prudential in seinen 14 asiatischen Zielmärkten. Asien trägt unterm Strich zu mehr als 50 Prozent zum Nettogewinn im Neugeschäft bei. Daneben ist Prudential vor allem in den USA stark, das britische Geschäft unter der Marke M & G wurde 2019 abgespalten und ist nun ein eigenes börsennotiertes Unternehmen.

Rentable Entflechtung. Die Aktie könnte schon bald einen Schub bekommen. Immer wieder flammen Gerüchte auf, dass der Konzern seine Struktur weiter entflechten könnte. Prudential hat den Hauptsitz im Vereinigten Königreich und ist in Asien, Afrika und den USA tätig. Es gibt jedoch kaum Überschneidungen zwischen dem großen asiatischen Bereich und dem US-Ableger Jackson. Rob James, Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft Merian Global Investors, sagt: "Prudential Asia sollte ein eigenständiges Unternehmen sein. Ich glaube nicht, dass die Bindung an Jackson dem Unternehmen einen Vorteil verschafft." In der Regel profitieren Aktien von solchen Spin-offs.

Aber auch so ist das Papier dank der soliden Cashflows und der attraktiven Dividendenrendite für langfristig orien­tierte Anleger interessant.

Dividendenprognose 2020: 0,60€

Der Energielieferant


Der Ölkonzern Royal Dutch Shell will weniger auf Erdöl und mehr auf emissionsarme Energieträger setzen. Auch in schwierigeren Phasen war die Dividende bisher sicher.

Ein Investment in einen Öl- und Gaskonzern klingt nicht gerade zeitgemäß. Aber der niederländisch-britische Energieriese arbeitet daran, weniger abhängig von Öl zu sein und mehr auf Energien zu setzen, die weniger CO2-Emissionen verursachen. Shell betreibt auch das größte Tankstellennetz der Welt. Hier kommen immer mehr Elektro-Ladesäulen oder Wasserstofftankstellen dazu. Bis 2035 soll der Ausstoß von Treibhausgasen der von Shell verkauften Produkte um 20 Prozent, bis 2050 um die Hälfte sinken. 2016 hat sich Shell für 53 Milliarden Dollar mit der britischen BG Group, einem britischen Spezialisten für Flüssigerdgas (LNG) verstärkt. Damit ist Shell unter den großen Ölkonzernen jetzt führend bei LNG und gut aufgestellt, um von der prognostizierten Unterversorgung ab 2022 zu profitieren.

Kapital für Aktionäre. Für die Hinwendung hin zu grüneren Energien muss Shell natürlich Geld in die Hand nehmen. Ein Risiko sind zudem die stark schwankenden Rohstoffpreise. 2019 litt der Konzern zum Beispiel unter einer schwächeren Weltwirtschaft.

Weil etwa die Öl- und Gaspreise niedriger waren, ging der Gewinn 2019 deutlich zurück. Das laufende Aktienrückkaufprogramm geht nun langsamer voran: Experten schätzen, dass der Konzern wohl das Ziel verfehlen wird, das 25 Milliarden Dollar schwere Programm wie angepeilt bis Ende 2020 zu beenden.

Zwei Aktien. Zwischen 2021 und 2025 plant Shell, mindestens 125 Milliarden Dollar mittels Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre zu geben. Es gibt eine A- und eine B-Aktie. Aus steuerlichen Gründen raten wir zur B-Aktie. Denn diese Aktiengattung unterliegt britischem Steuerrecht. Daher wird für deutsche Privatanleger auf Dividenden keine ausländische Quellensteuer fällig. Anders ist das bei der A-Aktie: Trotz britischer ISIN unterliegt sie niederländischem Steuerrecht. Und dort wird Quellensteuer fällig.

Dividendenprognose 2020: 1,70€



Der Zweikämpfer


Es gibt die Mobilität auf vier Rädern - und die auf zwei Rädern. Yamaha Motor konzentriert sich auf zwei Räder. Aber Motorräder sind längst nicht alles.

Das Thema Mobilität ist derzeit in aller Munde. Vor allem wegen des stetig steigenden Autoverkehrs in den Städten stellt sich immer mehr die Frage, wie Mobilität künftig aussehen wird. Sicher, das Auto wird auf absehbare Zeit wohl das Herzstück des Individualverkehrs bleiben. Aber die Branche steht vor immensen Herausforderungen: Wie wird der künftige Antrieb aussehen? Und wie wird sich autonomes Fahren entwickeln?

Yamaha Motor aber interessiert das nicht übermäßig. Denn die Autobranche ist für das japanische Unternehmen mit Sitz in Iwata nicht sonderlich wichtig. Nur ein kleiner Teil der rund 55 000 Mitarbeiter beschäftigt sich mit Automotoren, die vor allem gemeinsam mit Toyota entwickelt werden.

Motorräder und vieles mehr. Yamaha ist vor allem für seine Motorräder bekannt, die Sparte trägt etwas mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz bei. Aber das Unternehmen deckt einen viel größeren Mobilitätsbereich ab: Elektroroller zählen ebenso dazu wie E-Bikes oder Rollstühle. Motorboote, Golf­wagen - sogenannte Golfcarts - und Schneemobile runden die Produkt­palette des Konzerns ab.

Schließlich bietet das Unternehmen auch noch einiges an, das nichts mit Mobilität zu tun hat. Anlagen zur Aufbereitung von Wasser gehören ebenso dazu wie Schwimmbäder, Pumpen, Roboter oder Drohnen, die zum Besprühen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen eingesetzt werden. Mit diesem breiten Produktportfolio sind die Japaner gut sortiert und können etwaige Umsatzdellen in einem Bereich ganz gut ausgleichen. Zumal sie auch geografisch breit aufgestellt sind und rund um den Globus Umsatz machen.

Zweimal Yamaha. Die Yamaha Motor Company wurde 1955 als Tochtergesellschaft der Yamaha Corporation gegründet. Yamaha Corp., zu der Musik­instru­mente und Elektronikgeräte namens Yamaha gehören, hält noch immer einen Anteil von 9,9 Prozent an der ehemaligen Tochter. Weitere große Anteilseigner sind die beiden japanischen Finanzinstitute Mizuho Financial mit 7,2 Prozent und Nomura mit 6,9 Prozent sowie der japanische Pensionsfonds mit 6,8 Prozent.

Dividendenprognose 2020: 0,90€