Spätestens seit den massiven Problemen des marktführenden Bauträgers China Evergrande ist klar, dass im chinesischen Immobilienmarkt einiges schiefläuft. Dazu gehört auch kreative Buchführung. Diesen Vorwurf macht der Hedgefonds Muddy Waters Research dem chinesischen Immobilienmakler KE Holdings, dessen Aktie (WKN: A2Q BE8) mit Erstlisting an der Nasdaq auch hierzulande notiert ist. Das Unternehmen hat eine eigene Plattform. Die Liegenschaften werden über eine eigene Maklerfirma und über ein Maklernetzwerk vermittelt. KE Holdings verdient Provision an den Deals. Muddy Waters hat die Angaben des Konzerns einem Realitätscheck unterzogen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Verkaufszahlen über die Plattform massiv zu hoch angegeben werden, dass Geschäftsstellen mehrfach auftauchen oder gar nicht betrieben werden sowie Ungereimtheiten in den Zahlen bestehen. So glaubt Muddy Waters, dass die Angaben zu den bewegten Marktvolumen in der Summe um mehr als 100 Prozent über den wahren Werten liegen. Konsequenterweise sind die eigenen Provisionseinnahmen zu hoch angegeben. Um das zu verdecken, gebe es zwischen verbundenen Maklern und Firmen ein System, das über Scheingeschäfte die Erlöse aufblase. Dies war auch bei anderen chinesischen Firmen mit einem Erstlisting in den USA beobachtet worden. Die Aktie hat gegenüber den Höchstkursen bereits einiges verloren. Das ist aber der Schwäche des Immobilienmarkts geschuldet. Sollten die Vorwürfe nur halbwegs stimmen, wird sich die Talfahrt fortsetzen. Angesichts eines Börsenwerts von gut 20 Milliarden Euro ist einiges Verlustpotenzial vorhanden. Anleger bleiben fern.