Trotz Auftragsflut und einem Auftrags-Rekordbestand von über 6,7 Milliarden Euro in den Büchern vermeldete der Bremsenkonzern Knorr-Bremse heute morgen einen operativen Gewinnrückgang im ersten Halbjahr auf 365 (Vorjahr: 495) Millionen Euro. Vorstandschef Markus Weber sprach von spürbaren Belastungen des Geschäfts durch den Rückzug aus den Russland-Aktivitäten und der schwierigen Marktlage in China. Der Münchner Nutzfahrzeug- und Zugausrüster berichtete insbesondere von einer Abkühlung des chinesischen Lkw-Marktes und zurückgehender Bahn-Investitionen wegen der Corona-Lage. Die Aktie lag am Freitag Vormittag zwei Prozent im Minus. Im Jahresvergleich hat sie rund 40 Prozent verloren.

Der Umsatz lag mit 3,4 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, der Auftragseingang klettere im ersten Halbjahr um zwölf Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Bereits vor zwei Wochen hatte der MDAX-Konzern seine Gewinnziele für das Gesamtjahr reduziert und einen Gewinneinbruch im zweiten Quartal auf 182 (Vorjahr: 244) Millionen Euro vermeldet. Die operative Umsatzrendite schrumpfte auf 10,5 (Vorjahr: 14,1) Prozent. Im Gesamtjahr erwartet der Konzern nun nur noch eine Rendite von 10,5 bis 12,0 Prozent, statt bisher 12,5 bis 14 Prozent.

Einschätzung der Redaktion: Beobachten


Analysten zeigten sich bereits bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen überwiegend enttäuscht. Hier einige Einschätzungen:

Die DZ Bank empfiehlt "kaufen" bei einem auf 72 Euro abgesenkten Kursziel. Die Eckdaten hätten die Erwartungen nicht erfüllt, die reduzierten Jahresziele seien aber weitgehend erwartet worden.

Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung auf "kaufen" bei einem Kursziel von 101 Euro belassen. "Der neue Margenausblick des Bremsenherstellers ist noch schlechter als befürchtet."

Hauck Aufhäuser Investment Banking hat die Aktie auf "halten" mit einem Kursziel von 61 Euro. Das gekappte Jahresziel und die Anpassungen seien aber weitgehend erwartet worden.

Die Deutsche Bank Research rät bei Knorr-Bremse ebenfalls zu "halten". Die Profitabilität und der freie Barmittelfluss des Bremssysteme-Herstellers hätten enttäuscht. Zudem liege die Prognose für die operative Ebit-Marge im Gesamtjahr hinter der Markterwartung.

Das Analysehaus Warburg Research hat das Kursziel für Knorr-Bremse von 63 auf 53 Euro gesenkt, bleibt aber bei einer "Halten"-Empfehlung. Das Ausmaß der reduzierten Ziele habe überrascht.

ehr mit Material von Reuters und dpa-afx