Gestärkt aus der Corona-Krise gehen die Luxusgüterhersteller hervor. Auch für Anleger lohnt es sich wieder, in die Lust auf Edelmarken zu investieren. Von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Ferrari hat seinen Gewinn im zweiten Quartal verdreifacht. Der Sportwagenhersteller verkaufte fast doppelt so viele seiner Flitzer wie im Vorjahreszeitraum. Die Nachfrage nach den teuren Autos bleibt also hoch - trotz einer sich anbahnenden Rezession.

Das ist nicht nur mit Ferraris so, sondern auch mit anderen Luxuswaren. Der global größte Luxusgüterkonzern LVMH aus Frankreich hat vor Kurzem ebenfalls hervorragende Zahlen gemeldet. Das Unternehmen verkauft eine breite Palette an Luxusgütern, von Wein über Lederwaren, Kleidung, Schmuck, Uhren und Kosmetika.

Nach einer kurzen Delle während der Pandemie hat sich die Branche schnell erholt. Laut dem Datenanbieter Statista wird der globale Umsatz mit Luxusprodukten von 206,5 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf fast 280 Milliarden Euro in diesem Jahr klettern. Laut Prognosen soll 2027 ein Marktvolumen von 347 Milliarden Euro erreicht werden. Das entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 4,5 Prozent. Zugute kommt dabei der Luxusindustrie, dass die Reichen ihr Vermögen permanent steigern. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Capgemini kletterte es im Vorjahr gegenüber 2020 um acht Prozent auf einen Rekordwert von 82 Billionen Euro.

Zugleich wuchs der Klub der Dollar- Millionäre auf der Erde um 7,8 Prozent auf 22,5 Millionen Menschen. "Es geht stetig bergauf, wenn wir die letzten Jahre Revue passieren lassen", sagt Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer mit Blick auf die Gesamtentwicklung.

Davon profitiert natürlich der Luxussektor, sind das doch seine Kunden. Die Millionäre der Erde verfügen über fast die Hälfte des globalen Privatvermögens. Vor allem in Asien und China nimmt die Zahl der Vermögenden stark zu, während das Wachstum in Europa und Nordamerika nur leicht ausfällt.

Chinesen lieben teure Marken

Schon rund ein Drittel der Kunden stammt aus China, da es dort auch die Mittelklasse liebt, teure Markenlabels zu erwerben. Und die Mittelklasse im Reich der Mitte wächst konstant mit dem Aufstieg des Landes zur wirtschaftlichen Weltmacht.

Von daher traf der erste Lockdown in China im ersten Quartal 2020 die Branche hart. Den erst kurz zurückliegenden Shutdown in Shanghai und anderen chinesischen Städten hat die Luxusbranche dagegen besser verkraftet. Die Konzerne haben dazugelernt und den zuvor fast brach liegenden Onlineverkauf kräftig ausgebaut und angekurbelt. War dieser global 2017 noch für gut zwölf Prozent des Umsatzes verantwortlich, sind es nun 20,8 Prozent. Bis 2026 soll der Onlineanteil laut Statista 26 Prozent betragen. Zudem wurden in China viele Filialen eröffnet, während die Chinesen vorher meist nach Europa oder in den Nahen Osten flogen, um Luxusshopping zu betreiben.

Corona hat somit zur Folge gehabt, dass die Luxusbranche jetzt krisenresistenter aufgestellt ist als vor der Pandemie. Die Bedeutung des Digitalvertriebs nützt vor allen den Big Playern des Sektors. Diese können ihre Skalenvorteile ausspielen, da sie mehr Ressourcen in E-Commerce und die Pflege der Social- Media-Kanäle investieren. Das können sich kleinere und mittlere Unternehmen kaum leisten, weshalb diese nicht mehr in gleichem Maß in der Lage sind, wie früher mit den Branchenriesen zu konkurrieren. Daher dürfte es künftig vermehrt zu Fusionen und Übernahmen kommen, die kurstreibend wirken.

Rarität ist wichtiges Kaufargument

Überdies weiten die Luxusfirmen ihr Produktangebot aus. Hermès und Gucci bauen das Kosmetikgeschäft aus, die für ihre Handtaschen bekannte Fendi verkauft hochpreisige Möbel. "Diese Diversifizierungen erlauben es den Konzernen, neue Konsumenten zu gewinnen und junge Kunden mit niedrigeren Preisen zu rekrutieren", sagt Swetha Ramachandran, Managerin des GAM Luxury Brands Fund. Sie warnt aber davor, dass die Luxusfirmen darauf achten müssten, ihre Authentizität und Exklusivität nicht zu verlieren. Denn die Rarität der Produkte stelle einen entscheidenden Kaufanreiz dar.

Wohl auch für die US-Amerikaner, die dieses Jahr viel Geld für Luxuswaren ausgaben und der Haupttreiber in diesem Segment sind. Sie könnten nun von den Chinesen abgelöst werden, die nach dem Ende der Lockdowns wieder in die Filialen von LVMH und Co strömen.

Absicherung gegen Inflation

Mittel- und langfristig wird der Sektor auch vom Trend zum Feminismus begünstigt. Immer mehr Frauen drängen in gut bezahlte Führungsjobs und verdienen gut. Frauen kaufen mehr Luxuswaren als Männer und verwalten oft das Haushaltsbudget. "Die Luxusindustrie profitiert vom weiblichen Element", sagt Armin Zinser, Berater bei der französischen Vermögensverwaltung Prévoir Asset Management. Er sieht noch einen weiteren Vorteil von Luxusgütern. In Zeiten hoher Preisanstiege seien diese für viele Kunden auch ein Instrument, um sich gegen Inflation abzusichern. Denn viele Luxuswaren gewinnen im Lauf der Zeit an Wert, seien also auch eine Geldanlage. Das trifft zum Beispiel auf manche Handtaschen oder Uhren zu.

Positiv für Anleger ist auch, dass sie mit Luxusaktien von den Wachstumschancen aufstrebender Emerging Markets profitieren, da dort die Zahl der Vermögenden steigt. Gleichzeitig erwerben Investoren Firmen mit europäischen Grundsätzen der Unternehmensführung, da der Großteil der Gesellschaften ihren Sitz in Frankreich, Italien oder der Schweiz haben.

Hohe Bewertung

So wie der französische Luxusgüterkonzern Hermès, der seinen Umsatz im ersten Halbjahr um 30 Prozent steigern konnte. Auch bei den meisten anderen Branchengrößen laufen die Geschäfte blendend. Das ist aber bei den Aktien schon eingepreist. Die Titel der Branche sind hoch bewertet, Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) zwischen 25 und 50 für 2023 sind die Regel. So hat Hermès ein KGV von 49, Ferrari von 43.

Schnäppchen können Investoren in diesem Sektor somit kaum mehr machen. Die Luxustitel sind in den vergangenen zwei Monaten nach einer Korrektur im Zuge der allgemeinen Marktschwäche zuvor kräftig gestiegen. Ihre Hochs aus dem Jahr 2021 haben sie allerdings noch nicht erreicht.

Beimischung macht Sinn

Trotz der hohen Bewertung sollten Anleger den Sektor ihrem Portfolio beimischen und Luxusaktien eher als langfristige Investition betrachten. Dafür sprechen die Krisenresistenz, das konstant hohe Wachstum, die Partizipation am Wirtschaftsaufschwung in den Schwellenländern, die hohen Margen und die damit verbundenen kräftigen Gewinne in dem Segment. Die sprudeln auch deswegen, weil die Luxusgüterhersteller durch die Inflation gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben können.

Mit Fonds oder ETFs können Anleger das Segment breit abdecken. Die andere Möglichkeit ist, sich Branchenschwergewichte ins Depot zu holen, die zwar nicht günstig bewertet sind, aber zumindest noch angemessen. Dazu zählen das Markenkonglomerat und der Marktführer LVMH und Kering, ebenfalls eine Sektorgröße (siehe Investor-Info).

INVESTOR-INFO

Luxus-AktienETF

Alle Bluechips in einem

Die 80 wichtigsten in der Produktion, dem Vertrieb und bei Dienstleistungen von Luxusgütern tätigen Unternehmen weltweit umfasst der S & P Global Luxury ETF von Amundi. Die größten Positionen sind LVMH, Richemont, Hermès, Estée Lauder, Kering und Tesla. Europa dominiert regional mit 53 Prozent Anteil vor den USA mit 40 Prozent Gewicht. Der Rest kommt aus Asien. Es gibt keine Währungsabsicherung. Auf Sicht von drei Jahren hat der ETF die aktiven Fonds in diesem Segment geschlagen.

LVMH

Der Branchenprimus

Das weltweit führende Luxuskonglomerat offeriert eine umfangreiche Palette an noblen Waren. Zu den Franzosen zählen etwa Marken wie Louis Vuitton, Dior und Fendi. Im ersten Halbjahr stieg der operative Gewinn um 34 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro und lag deutlich über den Erwartungen. Angetrieben wurde das Wachstum vor allem von der Sparte "Fashion und Lederwaren". Die Bewertung ist mit einem KGV von 22 für 2023 noch angemessen.

Kering

Günstig bewertet

Bekannte Marken des französischen Unternehmens sind Yves Saint Laurent, Bottega Veneta und vor allem Gucci. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 23 Prozent zum Vorjahr auf fast zehn Milliarden Euro. Dennoch schwächelt die Aktie, da das wichtigste Label Gucci zuletzt hinter den Erwartungen zurückblieb. Mit dem KGV von 15 für 2023 ist der Konzern im Sektorvergleich günstig bewertet. Kurzfristig droht wegen der Korrektur aber der Abstieg aus dem Stoxx 50 Index.